Bochum. Zwei Talente der U19 des VfL Bochum haben Profiverträge bekommen. U19-Trainer Butscher ordnet ein, ob es weitere schaffen könnten.

Die Osterferien bringen etwas Ruhe ins Talentwerk, das Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum. Die U17 und U19 haben nichts mit den geraden laufenden Spielen um die Deutsche Meisterschaft zu tun, sie spielen eine Sonderspielrunde der Bundesliga, aber auch da ist spielfrei. Spieler, Trainer, Betreuer können etwas durchatmen. Es ist Zeit zurückzublicken. Die Saison in der Bundesliga hätte für beide Teams besser laufen können. Mit Mats Pannewig und Mo Tolba haben aber bereits zwei U19-Spieler beim VfL ihren ersten Profivertrag unterschrieben. Folgen da vielleicht noch weitere?

Heiko Butscher, der Trainer des U19-Teams und Gesamtleiter Sport im Talentwerk, hat zuletzt im Training betont, dass noch nichts vorbei sei. Es gebe noch genügend Spiele, jeder könne sich empfehlen. „Das sage ich auch, um erstens die Leistung herauszukitzeln, und zweitens, um die Basis zu schaffen, damit sie es vielleicht auch über den zweiten Bildungsweg schaffen. Denn ich kann mir aktuell nicht vorstellen, dass es jetzt noch einer schafft, einen Riesensprung zu machen und einen Profi-Vertrag zu bekommen.“

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Bei den jüngeren Spielern sei der eine oder andere dabei, der Potenzial habe. „Aber es braucht Wucht und Willen. Man muss investieren, wenn man nach ganz oben kommen will.“

Als er in diesem Alter gewesen sei, habe er in Summe mehr im Sport gemacht habe als die Spieler, die heute im Talentwerk seien. „Dabei hatte ich nur zweimal Fußballtraining in der Woche. Auch als 16-Jähriger hatte ich immer noch nur zweimal Fußballtraining, aber ich habe dann zusätzlich beim Nachbarverein gefragt, ob ich noch zweimal mittrainieren darf. Ich bin eigentlich immer direkt nach der Schule auf den Trainingsplatz. Wir hatten da andere Möglichkeiten als heutzutage.“

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Die Jungs heute seien schon so weit oben, hätten auf so viel verzichtet und schon so viel gemacht. „Aber es kommen halt jedes Jahr 500 Spieler aus der U19 raus. Und nur die wenigsten werden ganz oben ankommen. Jeder Klub möchte möglichst junge Spieler. Wir brauchen Nachwuchs. Aber wir benötigen dafür junge Spieler, die bewusster ins Training gehen, eine bewusstere Fokussierung haben, die alles unterordnen, um diese Chance zu packen.“

Leitsch und Bella Kotchap haben es direkt bei den Profis des VfL Bochum gepackt

Aktuell seien Spieler dabei, die zunächst einmal für eine zweite Mannschaft infrage kämen. Spieler, die nochmals gute Trainingsbedingungen bräuchten. „Sie müssen körperlich zulegen, brauchen Zweikämpfe, diese Duelle eins gegen eins“, sagte Butscher. Es gebe genügend Spieler, die es auf Umwegen geschafft hätten. „Aber die letzten Spieler, die hier sehr gewinnbringend verkauft worden sind, haben den Sprung aus der U19 zu den Profis sofort geschafft.“

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Das waren Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap. Leitsch wechselte vergangenen Sommer zum FSV Mainz 05, Bella Kotchap in die Premier League zum FC Southampton. „Sie hatten das Vertrauen der Trainer und haben gespielt“, sagte Butscher. „Wenn junge Spieler einen Profivertrag haben, dann sind sie zwar Profis, haben aber noch keine Spiele gemacht. Im ersten Jahr lernst du schon so viel im Training. Da macht es dann auch Sinn, noch nicht auf die Spielpraxis zu gucken, sondern erstmal auf absolut hohem Niveau zu trainieren, dann vielleicht sechs bis zehn Spiele als Perspektivspieler zu machen und einfach dazuzulernen und sich anzupassen.“

Butscher findet es schwierig, ein Gesamtfazit für die Saison in der Bundesliga bei der U19 und U17 zu ziehen. „Es gibt viele Bereiche, wo ich sage, das ist okay, da sind wir zufrieden. Es gibt auch einige Bereiche, wo ich sage, da hätten wir mehr rausholen können. Bei der U19 hatten wir Spiele, da waren wir einfach nicht griffig genug. Angesichts unserer Qualität hätten wir mehr erreichen können. Wir haben zu lange gebraucht, um uns als Mannschaft zu finden. Das hat mir nicht so gut gefallen. Das war letztes Jahr anders.“

Butscher: „Wir holen beim VfL Bochum sehr viel aus unseren Jahrgängen heraus“

Letztlich gehe es um Ergebnisse. „Wir haben aber festgelegt, dass bei uns die Entwicklung der Spieler im Vordergrund steht. Natürlich müssen wir zusehen, dass wir nicht absteigen. Und trotzdem sage ich als Chef zu unseren Trainern: Achtet nicht aufs Ergebnis. Das klingt paradox. Aber wir möchten gut ausgebildete Spieler haben, möchten eine Entwicklung der Spieler sehen. Darauf legen wir Wert. Wir haben in den vergangenen Jahren einen Status erreicht, den wir uns sehr hart erarbeitet haben.“

Viele Teams in der Liga, die vielleicht nicht den Namen wie der VfL Bochum hätten, hätten mittlerweile bessere Voraussetzungen. „Die haben uns beim Thema Infrastruktur überholt. Deshalb muss man das immer in Relation sehen. Wir holen sehr viel aus unseren Jahrgängen heraus. Zum Beispiel nehmen wir kaum externe Spieler zur U19 dazu. Andere Vereine fahren da eine andere Strategie. Unser Weg hat sich bewährt, bei der U19 wie bei der U17. Die Ausbildung hat Vorrang, erst dann kommt die Platzierung.“