Bochum. Wer für Kapitän Losilla die Binde trägt, lässt Trainer Letsch vor dem Spiel des VfL Bochum in Bremen offen. Alle sollen Verantwortung übernehmen.
Zweimal wurde Anthony Losilla in dieser Saison ausgewechselt. Gegen Freiburg sah er die Rote Karte und ist bei den nächsten Spielen des VfL Bochum in Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) und gegen Schalke 04 (4. März, 15.30 Uhr) gesperrt. Bisher übernahm dann stets Torwart Manuel Riemann die Kapitänsbinde. Also auch in Bremen?
Thomas Letsch, der Trainer, hat das „noch nicht entschieden“, sagte er bei der Pressekonferenz am Donnerstag. „Wir haben das noch nicht wirklich besprochen. Bisher stellte sich die Frage nicht, weil Toto immer da war.“ Für ihn sei diese Frage auch nicht wirklich wichtig, sei es „kein großes Ding, wer die Binde am Arm hat.“ Entscheidend sei, dass „alle Spieler auf dem Platz Verantwortung übernehmen“.
Riemann wäre eine „logische Wahl“ für das Kapitänsamt
Es gebe einige Spieler im Kader, die „lange genug dabei sind, um die Binde zu tragen“, sagte Letsch. Riemann sei „natürlich eine logische Wahl und definitiv eine Option“. Der Torwart ist für seine Emotionen bekannt. Mal teilt er heftig aus auch gegen Mitspieler, mal lobt er und pusht. Teile der Ostkurve feiern ihn gemeinhin, andere Fans sehen seine Art kritisch. Letztlich allerdings hat sich der Typ Riemann in seinen bald acht Jahren in Bochum auf dem Platz nicht verändert, war und ist er in der Mannschaft stets als Führungsspieler anerkannt.
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Zwei weitere Anführer des Mannschaftsrates, die in der Kabine mit den Ton angeben, kommen als „Bindenträger“ nicht infrage, weil sie ausfallen: Simon Zoller ist verletzt, Cristian Gamboa erst in dieser Woche zurückgekehrt. Der Rechtsverteidiger absolvierte Teile des Mannschaftstrainings in dieser Woche, in Bremen werde er aber noch nicht dabei sein, sagte Letsch.
Holtmann und Zoller könnten bis März wieder einsatzbereit sein
Ebenfalls ausfallen wird Gerrit Holtmann nach einem kleinen Eingriff im Kniebereich. Am Donnerstagnachmittag sollte er mit dem Lauftraining beginnen. Bei Zoller (muskuläre Verletzung) und Holtmann ist Letsch optimistisch, dass sie noch vor der Länderspielpause wieder zum Kader zählen können – also spätestens beim Heimspiel gegen Leipzig am 18. März.
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Unabhängig vom Kapitänsamt fehlt dem VfL in Bremen mit Losilla auch ein Spieler, der im Zentrum die Kommandos gibt. „Wir haben aber einige Spieler, die den Mund aufmachen“, sagte Letsch. „Wir sind lauter geworden, das ist sehr wichtig.“ Letsch nannte Kevin Stöger und Philipp Hofmann, die in diese Rolle auf dem Rasen immer mehr hineinwachsen würden. Auch Erhan Masovic „wird immer lauter“, Ivan Ordets würde „immer mehr kommunizieren“, Danilo Soares und Konstantinos Stafylidis verstecken sich auch nicht gerade.
Masovic ein heißer Kandidat für den Losilla-Ersatz
Wer von ihnen in welchem System überhaupt spielt, ließ Letsch komplett offen, zumal es noch ein paar „etwas kränkelnde“ Spieler gebe. Wer, wollte er nicht sagen, weil es womöglich nur eine kurzfristige Wasserstandsmeldung wäre. „Ich bin sehr optimistisch, dass sie am Samstag alle einsatzfähig sind“, sagte Letsch.
Masovic fehlte zuletzt nach einer Erkältung. Neben Ivan Ordets machte es Keven Schlotterbeck in der Innenverteidigung ordentlich. Zuvor hatte Masovic als Innenverteidiger sowie in Leverkusen auch als Sechser unterm Strich überzeugt. Der Serbe wäre als kopfballstarker Losilla-Ersatz im Zentrum denkbar, kommt Losilla auch bei Standards in beiden Richtungen am nahesten. Es wäre eine eher defensive Variante im Vergleich zu Patrick Osterhage oder Pierre Kunde neben dem gesetzten Kevin Stöger.
51 Gegentore: Defensivere Gangart ist eine Option
Bei 51 Gegentoren – mit Abstand Liga-Spitze – und erst zwei Spielen ohne Gegentor böte sich jedenfalls eine „defensivere Variante an“, sagte Letsch grinsend auf die wortgleiche Frage. „Wichtig ist, dass die ganze Mannschaft zusammenarbeitet. Es wäre schön, die Null mal zu halten, insofern schwirren schon Gedanken bei mir herum, es etwas defensiver anzugehen. Aber es schwirren sehr viele Gedanken bei mir herum“, ließ sich Letsch nichts Handfestes entlocken. Als Zehner bietet sich der zuletzt ebenfalls krank fehlende Philipp Förster an.
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Klar ist: Nach zehn Auswärtsniederlagen und erst einem Sieg (1:0 in Augsburg) soll in der Fremde etwas her. Letsch hat zwar „Respekt“ vor dem SV Werder und seinem Trainer Ole Werner. Bremen spielte und spielt in der 2. Liga und in der Bundesliga „sehr kompakt und homogen“. Bremen habe mit Zielspieler Niclas Füllkrug, der mit 13 Treffern die Bundesliga-Torschützenliste anführt, einen „überragenden Stürmer“. Letsch: „Aber wir fahren mit dem Ziel dahin, etwas mitzunehmen.“
Bremen und Bochum zuletzt zweimal ohne Torerfolg
Beide Teams verloren allerdings zuletzt zweimal gegen Spitzenteams der Liga, ohne selbst zu treffen. Bremen jeweils mit 0:2 gegen Dortmund und in Frankfurt. Bochum mit 0:3 beim FC Bayern und 0:2 gegen Freiburg. Drei Liga-Niederlagen in Folge gab es unter Letsch noch nicht. „Unsere Heimserie ist gerissen“, sagte der Trainer. „Jetzt bietet sich die Gelegenheit, auswärts eine zu starten.“
Auf die Unterstützung seiner Fans kann sich Bochum beim ersten Spiel in Bremen seit 2010 (2:3) erneut verlassen: Alle 4100 Gästekarten sind bereits verkauft. Die Tageskassen werden nicht öffnen.