Bochum. VfL-Bochum-Trainer Thomas Letsch kann sich auch eine Raute vorstellen beim VfL Bochum - aber noch nicht beim Derby in Dortmund.
Im zweiten Teil unseres großen Interviews mit Thomas Letsch (54), seit sechs Wochen Trainer des VfL Bochum, vor dem Revier-Derby bei Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es um private Kochkünste, Fitness, Jupp Tenhagen, respektvollen Umgang – und auch die Frage des Systems bei seinem Bundesliga-Team.
Können Sie eigentlich kochen?
Thomas Letsch: Ja. Ich mache es aber zu selten, weil ich für mich alleine überhaupt keine Lust habe zu kochen. Wenn ich zuhause bin, koche ich gerne für meine Frau und meine Tochter. Hier habe ich erst seit wenigen Tagen eine Wohnung, bisher kam ich noch nicht zum Kochen.
Was kochen Sie dann?
Das ist dann schon sehr Pasta lastig. Oder ich mache mir mal eine Schüssel Salat. Gibt es ein spezielles Gericht aus Ihrer Heimat, das Sie gut kochen können? Nein, da verlasse ich mich eher auf meine Mutter, wenn ich mal wieder zuhause bin. In meiner Kindheit gab es am Samstag immer Gaisburger Marsch. Das gab es jeden Samstag. Linsen mit Spätzle ist für einen Schwaben auch immer etwas. Oder Maultaschen. Die mache ich selber eigentlich nie, die gibt es nur, wenn ich in der Heimat bin.
Was kann sonst Ihr mentales Entmüdungsbecken sein?
Kochen ist es eher nicht. Am besten abschalten kann ich, wenn ich Sport mache. Ich laufe gerne. Seit ich jetzt hier bin, bin ich aber vielleicht zweimal gelaufen, mehr kam noch nicht zustande. Ich suche hier eine Möglichkeit, ein bisschen Tennis zu spielen. Sonst sind es auch bei mir die Klassiker: Auf die Couch, einen Film anschauen, auch mal ins Kino gehen oder ein Buch lesen.
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Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
„Der Nachname“, vor kurzem. Den Vorgänger, „Der Vorname“, hatte ich auch gesehen. Den ersten finde ich besser. Aber „Der Nachname“ ist auch gut. Eine deutsche Komödie kann man immer gucken.
Wie wichtig ist Fitness für Sie?
Ich habe schon den Anspruch, fit zu bleiben. Es ist mir wichtig. Ich fühle mich einfach besser, wenn ich etwas tue. Wir werden alle nicht jünger und man muss was tun. Ich bin jetzt nicht der Typ, der abends noch in den Kraftraum geht. Ich laufe lieber oder gehe Fahrrad fahren.
Sie wirken sehr ausgeglichen. Gibt es bei Ihnen einen Punkt, zum Beispiel auch bei Pressekonferenzen, wo Sie Ihrem Ärger über Fragen Luft machen und diese Pressekonferenz dann vorzeitig beenden? Bei Gertjan Verbeek, einem Ihrer Vorgänger, ist das passiert.
Mir ist wichtig, dass es um Fußball geht. Wenn es jetzt nur um Dinge außen herum geht, dann mache ich es eher so, dass ich meine Sichtweise erzähle, als dass ich zum Beispiel eine Pressekonferenz abbreche. Mir ist es wichtig, dass alle respektvoll miteinander umgehen. Bei allem, was wir machen, sollten wir nie vergessen: Fußball ist ein Spiel. Es ist ein absolutes Privileg, dieses herrliche Spiel zum Job zu machen. Das muss auch die Mannschaft so sehen. Ich will, dass wir beim Training Spaß haben, dass wir uns auf das Spiel bei Borussia Dortmund freuen. Bei aller Seriosität: Es ist unser Job, aber ohne Spaß geht im Leben nichts. Deswegen gehört ein Spaß auch mal dazu.
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Die Entscheidung, Vitesse Arnheim zu verlassen, war eher, weil es in die Bundesliga ging und weniger, weil es der VfL Bochum war?
Beides spielt eine Rolle. Wenn man die Chance hat, in der Bundesliga zu arbeiten, dann ist das ein Reiz. Am Ende muss das ganze Paket passen. Das Gespräch mit Patrick Fabian (Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum; d. Red.) war gut. Der VfL Bochum ist ein Top-25-Club, er ist in Deutschland von der Fußball-Landkarte nicht wegzudenken. Das hat schon einen großen Reiz. Natürlich gab es auch Menschen, die gesagt haben, warum gehst du nach Bochum? Die haben erst einen Punkt. Die Verbindung Bundesliga und dieser Verein haben mich extrem gereizt.
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Was ist aus ihrer Kindheit oder Jugend die erste Erinnerung an den VfL Bochum?
Das ist schon die Jupp-Tenhagen-Zeit, an die ich mich zurück erinnere. Der VfL Bochum ist der Verein, den es schon immer in der Bundesliga gab. Die Unabsteigbaren. Dann war es irgendwann eine Fahrstuhlmannschaft, sie stieg mal ab, aber bis zum letzten Abstieg auch immer direkt wieder auf. Diese Malocher-Mentalität verbindet man mit dem Verein.
Wie sehen Sie die WM-Pause?
Ich sehe sie als Chance. Ich habe eine Vorbereitungsphase. Wir haben die Zeit zu schauen, wo es vielleicht personell noch nicht reicht. Und dann zu schauen, ob es verfügbare Spieler gibt, die uns sofort weiterhelfen könnten. Dann versuchen wir das im Rahmen der Möglichkeiten des VfL Bochum hinzubekommen.
Spielt der VfL Bochum nach der Winterpause und der Vorbereitung dann im von Ihnen bei Ihren bisherigen Stationen bevorzugten 3-5-2-System?
Wir werden die Winterpause nutzen, um noch einmal neu zu bewerten, welches System am besten zu der Mannschaft passt. Wir werden uns nicht auf ein System einschießen, wir werden etwas variieren. Es gab jetzt schon die Überlegung, eines der vergangenen drei Spiele in einer anderen Grundordnung anzugehen. Nicht im 3-5-2, nicht im 4-3-3, sondern eher in einem 4-4-2 mit Raute, was auch ein System sein kann, das spannend ist, wenn man die richtigen Spieler dazu hat. Wenn wir etwas machen, personell oder taktisch, muss es etwas sein, was uns auch kurzfristig besser macht.