Wolfsburg. Der VfL Bochum hat auch sein sechstes Auswärtsspiel verloren. Vor dem Spiel bei Borussia Dortmund macht VfL-Trainer Letsch eine klare Ansage.

Weniger geht kaum. Sechs Spiele hat der VfL Bochum in dieser Bundesliga-Saison auswärts bisher bestritten. Herausgesprungen sind null Punkte bei einem Torverhältnis von 4:19. Festzuhalten bleibt, dass auch der neue Trainer Thomas Letsch die chronische Auswärtsschwäche des Teams nicht in den Griff bekommt. Nach dem 0:4 beim VfL Wolfsburg und vor dem nächsten Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund am nächsten Samstag aber machte er dennoch eine Ansage.

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Letsch gibt die Hoffnung nicht auf, dass sein Team irgendwann auf außerhalb Bochums punkten wird. „Dass es leichtere Aufgaben gibt, als nach Dortmund rüber zu fahren, wenn du sieben Punkte und auswärts noch nichts geholt hast, das wissen wir“, sagte er. „Aber wir werden die Liga nicht beenden mit null Punkten auswärts.“

Nach dem 0:4, der dritten Auswärtsniederlage mit vier Gegentoren wirkte Letsch nicht komplett desillusioniert aber ähnlich wie Kapitän Anthony Losilla ratlos. Philipp Hofmann war nach dem neuerlichen Desaster in Wolfsburg dagegen fast schon verzweifelt. „So überlebt der VfL nicht in der Bundesliga. Wir können uns nicht nur auf die Heimspiele verlassen, das funktioniert nicht.“

VfL Bochum hätte in Wolfsburg noch höher verlieren können

Das 0:4 beim VfL Wolfsburg war nicht nur die sechste Auswärtsniederlage im sechsten Spiel, sie fiel angesichts der Machtverhältnisse auf dem Platz sogar noch schmeichelhaft niedrig aus. Auch Letsch fand nichts Positives, was man aus dem völlig enttäuschenden Auftritt hätte ziehen können.

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Eine überzeugende Problemlösung hatte der 54-Jährige direkt nach dem Spiel nicht parat: „Wir müssen den Schalter zum Umlegen finden, aber es gibt nicht den einen Grund. Das Spiel war total einseitig, es waren Welten zwischen beiden Mannschaften.“ Da werde es „schwer werden, in der Liga zu bestehen“.

Es sei nicht so, dass die Spieler in ein Auswärtsspiel gehen und denken würden, hoffentlich sei es schnell vorbei. „So ist es nicht“, sagte Letsch. „Für mich gilt es zu ergründen, was haben wir alle falsch gemacht, dass so eine Leistung am Schluss raus kommt. Hätten wir den Fokus im Training auf andere Dinge legen müssen, war unsere Taktik, unsere Herangehensweise nicht die richtige, hat die Einstellung nicht gestimmt, war die Mischung nicht die richtige.“

VfL Bochum war meilenweit davon entfernt, in Wolfsburg etwas mitzunehmen

Das alles gelte es zu hinterfragen und zu analysieren. „Wir haben jetzt noch Dortmund, Gladbach zuhause und Augsburg auswärts, wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir jedes Heimspiel gewinnen und dass es dann reicht. Wir müssen schleunigst da eine Lösung finden. Es ist tatsächlich schon sehr komplex. Wir können ja auch nicht in die Köpfe der Spieler schauen.“

Vor dem Spiel in Wolfsburg habe er bei der Mannschaft ein gutes Gefühl gehabt. „Ich habe auch den Eindruck gehabt, dass wir uns gegen Wolfsburg belohnen können. Aber das Ergebnis haben wir ja alle gesehen. Das war meilenweit davon entfernt, dass wir dran waren, hier etwas mitzunehmen.“

Grundsätzlich sei es sein Job, mit seinem Trainerteam zu hinterfragen, woran es lag. Logischerweise fange er immer bei sich selbst an. „Haben wir was in der Vorbereitung falsch gemacht, haben wir die falsche Taktik gewählt. Genau das gleiche erwarte ich von den Spielern, dass sie sich kritisch hinterfragen, woran liegt es, dass wir uns hier so präsentiert haben.“

Letsch: „Wir als VfL Bochum haben nur eine Chance, wenn wir 100 Prozent geben“

Es dürfe dabei in der Kabine untereinander ruhig einmal lauter werden. „Die Spieler sollen sich auch mal kritisieren“, sagte Letsch. „Wir müssen alle kritisch miteinander umgehen. Wenn wir in der Liga bleiben wollen, dürfen wir uns solche Auftritte nicht erlauben. Am Schluss haben wir wieder ein Spiel verloren. Und ja, wir waren chancenlos. Wir als VfL Bochum haben nur eine Chance Spiele zu gewinnen, wenn wir 100 Prozent abrufen. Wenn wir das nicht schaffen, dann wird es schwierig für uns, Spiele zu gewinnen. Das haben wir vergangene Woche geschafft, das haben wir gegen Frankfurt geschafft, heute haben wir es nicht geschafft. Es wäre einfach zu sagen, wir haben auswärts gespielt.“

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Die Vorbereitung auf Dortmund ging dann bereits im Bus auf der Rückfahrt von Wolfsburg nach Bochum los. Am Sonntag gab es dann eine Analyse mit der Mannschaft. Letsch wollte dabei auch von den Spielern hören, was sie denken.

Fehlende Schnelligkeit bleibt das größte Manko des VfL Bochum

„Und es geht natürlich darum Lösungen zu finden“, sagte er. „Wir würden einen Fehler machen, wenn wir hier sitzen würden und sagen, oh je, wir haben verloren und jetzt fahren wir nach Dortmund. Wir müssen Lösungen finden, um dann in Dortmund zu bestehen.“

Er lasse nichts auf die Jungs kommen. „Die Mannschaft ist gut, die Mannschaft ist willig. Aber wir schaffen es nicht, jede Woche diese 100 Prozent zu bringen. Und das müssen wir ändern. Dass der Weg und das die Aufgabe nicht einfach ist, das wussten wir und dass es nur mit 100 Prozent geht, wussten wir auch.

Klar ist, dass es für die Bochumer in ihrer aktuellen Verfassung am Samstag im Nachbarschafts-Duell bei Borussia Dortmund die nächste Niederlage geben wird. Die fehlende Schnelligkeit bleibt das größte Manko bei den Bochumern. Kapitän Anthony Losilla kam beim Stopfen der Löcher im VfL-Spiel kaum hinterher und stellte anschließend nur betrübt fest: „Wir hatten die Orientierung verloren.“