Bochum. Der VfL Bochum schlägt Union Berlin mit 2:1 (1:0). Nach dem Spiel beschwerte sich Union-Trainer Urs Fischer über ein Foul von Ivan Ordets.
Als Thomas Letsch auch die Fragerunde im kleineren Journalisten-Kreis nach der Pressekonferenz vollendet hatte, hatte der Schwabe ein Bochumer Kult-Getränk schon vor Augen. „Jetzt trinke ich ein Fiege“, sagte der Trainer des VfL Bochum und wirkte dabei so, wie seine Mannschaft gespielt hatte: voller (Einsatz-)Freude.
VfL Bochum zieht an Schalke vorbei
Der VfL rang Spitzenreiter Union Berlin nieder. Mit Herz, Leidenschaft, Zweikampfstärke, Robustheit. Mit den Mitteln, die Union an die Spitze gehievt hat und nun Bochum immerhin auf Rang 17 klettern ließ nach Schalkes Niederlage bei der Hertha in Berlin am Sonntagabend (1:2).
Die schnellen, wuseligen Jordi Osei-Tutu und Christopher Antwi-Adjei liefen früh an, Philipp Hofmann gewann gefühlt alle Kopfballduelle, das Zentrum hielt dicht, die Viererkette verteidigte beherzt und gönnte sich diesmal keinen großen Aussetzer wie noch in Reihe in Stuttgart (1:4).
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Und Torwart Manuel Riemann war der Rückhalt, den ein Team im Abstiegskampf benötigt, nicht nur wegen seines stark parierten Elfmeters nach dem Schuss seines langjährigen Kollegen Milos Pantovic – frenetisch gefeiert von den einmal mehr enthusiastischen, lautstarken VfL-Fans, die Pantovic zum Teil mit Pfiffen begrüßt hatten.
„Wir haben es geschafft, von der erster Minute an den Gegner hoch im eins zu eins zu attackieren, Druck aufzubauen, zu Fehlern oder unkontrollierten Bällen zu zwingen, zweite Bälle zu holen. Es war eine extreme Intensität und Leidenschaft in der Mannschaft“, erklärte Letsch zufrieden.
VfL Bochum nach der Halbzeit noch stärker
Nach einer guten ersten Halbzeit mit der verdienten Führung von Philipp Hofmann folgte eine lange Zeit noch stärkere zweite Halbzeit. „Wir wollten nach der Pause nicht nachlassen“, sagte Letsch. „Die erste Reihe war dann platt, es kamen Neue, die weiter Druck gemacht haben.“
Elfmeter-Schütze Pantovic, der in der Nachspielzeit noch das 1:2 erzielte, war nur im Spiel, weil der andere Ex-Bochumer von Union, Janik Haberer, früh verletzt vom Feld musste. Der ansonsten klar verbesserte Ivan Ordets, dessen Kollege Erhan Masovic in der Innenverteidigung gegen Sheraldo Becker und Co. an seine Form der Vorjahres-Hinrunde herankam, hatte ihn bei einer Grätsche am Fuß getroffen. Ordets sah Gelb. „Für mich war das eine klare Rote Karte“, meinte Berlins Trainer Urs Fischer, ohne die „verdiente Niederlage“ seiner Elf gegen „agilere, schärfere, frechere“ Bochumer damit zu begründen. Auch Thomas Letsch sprach im Nachgang von einer „vielleicht glücklichen Entscheidung für uns“.
So konnte Bochum weiter sein Spiel spielen mit elf Kämpfern und Union mit dessen eigenen Waffen schlagen, wie auch Fischer einräumte: „Ja“, sagte er auf die entsprechende Frage, „das ist kein so schlechter Gedanke. Wie Bochum die zweiten Bälle antizipiert, das ist richtig gut. Das eine oder andere ähnelt auch Union.“ Und diese Art wurde an diesem Sonntag vom VfL sogar besser praktiziert als vom Tabellenführer, der auch nach seiner zweiten Saisonniederlage noch einen Punkt vor dem FC Bayern ganz oben thront.
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Der VfL müsse „immer eklig“ spielen, meinte Letsch vor der Partie zu seinen Profis und erklärte er hinterher die Marschroute für dieses und alle folgenden Spiele. Dass diese Basis, ja auch in der Vorsaison erfolgreich umgesetzt, guten Fußball nicht ausschließt, betonte Letsch auch – und verwies auf das 2:0, ein Tor „wie aus dem Lehrbuch“. Nach einem Traum-Konter aus der eigenen Hälfte heraus über mehrere Stationen auf der linken Seite erzielte der erst kurz zuvor eingewechselte Gerrit Holtmann das 2:0 nach finalem Pass vom starken Christopher Antwi-Adjei, der überall seine Spuren hinterließ.
Auch Osei-Tutu feierte Holtmann ab nach seinem 2:0. Der Engländer, der für den Torschützen weichen musste nach gut einer Stunde, raste aufs Feld. Er hatte sich zuvor eigentlich ja ebenso müde gelaufen wie Philipp Hofmann und der etwas später ausgewechselte Antwi-Adjei. Ein Bild, das erneut zeigte, wie die Mannschaft zusammensteht.
Alle Spieler hätten eine „super“ Leistung gezeigt, meinte Letsch und nahm wie schon gegen Frankfurt die eingewechselten Profis wie etwa Silvere Ganvoula, der eine beherzte halbe Stunde hinlegte, oder Patrick Osterhage auf dem für ihn ungewohnten Flügel mit dazu. „Heute haben die Spieler von der Bank wieder gezeigt, wie wertvoll sie sind. Das freut mich, diesen Konkurrenzkampf brauchen wir auch.“
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In der Startelf setzt Letsch indes derzeit auf einen klaren Stamm, nahm auch im dritten Spiel der Woche nur den einen Osei-Tutu-für-Holtmann-Wechsel vor. Weil Holtmann, der eigentlich „immer in die erste Elf gehört“, so Letsch, kleinere Wehwehchen hatte und etwas müde gewesen sei nach den Spielen zuletzt.
Wie gegen Frankfurt vor zwei Wochen, beim ersten Heimspiel und Heimsieg unter Letsch (3:0), war es ein Standard, der Bochum auf die Siegerstraße brachte. Erneut trat Philipp Förster die Ecke, erneut platzierte Philipp Hofmann den Ball mit seinem dritten Saisontor per Kopf ins Netz. „Standards müssen eine Waffe von uns sein, das haben wir auch trainiert“, meinte Hofmann, der gefühlt jedes Kopfballduell gewann, der immer wertvoller wird für die Mannschaft.
VfL Bochum muss auswärts bestehen
Und der die Leistung des Teams daheim auch auswärts einfordert: In fremden Stadien gab es noch keinen Punkt bisher. Der VfL reist zunächst nach Wolfsburg am kommenden Samstag, dann geht es zum BVB. Die Wucht der Heim-Fans, meinte Letsch, mache sicherlich etwas aus. Aber sein Team müsse auch auswärts das Spiel mental so angehen, als sei es ein Heimspiel. Letsch: „Das müssen wir hinkriegen.“ Dann könnte der Sprung auf Rang 16 gelingen: Stuttgart liegt nur einen Punkt vor dem VfL.