Bochum. Michael Eckardt begleitete jahrzehntelang den VfL Bochum als Redakteur der WAZ. In seiner Kolumne geht es diesmal um Neu-Trainer Letsch.
Sebastian Schindzielorz, ab dem kommenden Februar aller Voraussicht nach exzellent bezahlter Sportdirektor beim VfL Wolfsburg, ist in Bochum Geschichte, Thomas Reis, den es vermutlich nicht zu seinem Ex-Partner ins Volkswagen-Land ziehen wird, ebenfalls. Die minimalen Hoffnungen der VfL-Anhänger, nach dem gründlich verkorksten Saisonstart ein zweites Mal den Klassenerhalt zu schaffen, ruhen nun auf Patrick Fabian und Thomas Letsch.
Beide müssen sich ihre Meriten noch verdienen, Manager-Newcomer und VfL-Urgestein Fabian fast noch mehr als Fußballlehrer Letsch, der aus dem RB-Cosmos stammt und den im Fußball-Westen kaum jemand vor seiner Verpflichtung auf dem Schirm hatte.
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Das Duo lässt keinen Zweifel daran, dass „wir nichts abschenken wollen“, wie Fabian sagt. Letsch assistiert, ohne sich und sein neues Team angesichts der nächsten Gegner allzu sehr unter Druck zu setzen: „Wir wollen diesen Verein in der Bundesliga halten. Es geht darum, bis zum Winter ranzukommen.“ Heißt wohl im Subtext: Eine Siegesserie aus dem Stand sollte nun niemand erwarten. Leipzig, Frankfurt, Stuttgart und Union Berlin sind die kommenden Kontrahenten, drei Mannschaften aus diesem Quartett sind auch international unterwegs. Da hängen die Trauben hoch.
Beim VfL Bochum sollte mal wieder die Null stehen
Schafft es Letsch, die kleinen Fortschritte, die hier und da in den letzten Spielen zu erkennen waren, fortzuentwickeln, dann dürfte sich auch das eine oder andere Erfolgserlebnis einstellen. Erstes Ziel muss es sein, sich in den allermeisten Spielen auf Augenhöhe zu begegnen und nicht andauernd hinterher laufen zu müssen. Zudem sollte unbedingt von Zeit zu Zeit die Null stehen. Sieben Mal ist das in der vergangenen Spielzeit gelungen, die Ernte war imposant und bildete sozusagen den Grundstock für den gefeierten Klassenerhalt: 17 der am Ende 42 Punkte hat der VfL allein in diesen sieben Spielen geholt.
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Die Abstände klein halten, engagiert und rechtzeitig gegen den Ball arbeiten, sich nicht zu tief in den eigenen Strafraum drängen lassen, das Umschaltspiel automatisieren und die Spielanteile des jeweiligen Gegners nicht ausufern lassen – das hat dem VfL nach der Rückkehr in die Bundesliga ein zweites Jahr auf höchstem nationalem Niveau beschert. Und da muss die Mannschaft wieder hinkommen. Gelingt das nicht, wird sie chancenlos bleiben. Die letzten 30 Minuten gegen Köln haben aufgezeigt, wie es nicht laufen sollte.
Letsch muss beim VfL Bochum wichtige Entscheidungen treffen
Thomas Letsch wird nun so schnell wie möglich entscheiden müssen, mit wem die Entwicklung hin zur dringend nötigen Kompaktheit gelingen kann. Da geht es um die dauerhafte Besetzung der Innenverteidigung und des Sturmzentrums, aber auch um die Frage, ob perspektivisch nicht ein Mittelfeld-Trio mit Stöger, Osterhage und Goralski, entsprechende Fitness und Form vorausgesetzt, Sinn machen würde.
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Sieben Bochumer Feldspieler sind inzwischen 30 oder älter, da sollten die wenigen jüngeren Spieler mehr in den Fokus gerückt werden. Patrick Osterhage und Debütant Tim Oermann haben gegen Köln einen guten Eindruck gemacht, sie brauchen nun die volle Unterstützung. Aber auch auf die Trainings- und Belastungssteuerung sollten die neuen Verantwortlichen verstärkt achten. Dass ständig zwei, drei Spieler wegen muskulärer Beschwerden ausfallen, ist in der Bundesliga nicht zu akzeptieren. Der neue Hoffnungsträger Letsch hat einige Hebel in Bewegung zu setzen.