Bochum. Einen dritten Torwart wird der VfL Bochum noch verpflichten – einen weiteren Mittelfeldspieler nicht. Trainer Thomas Reis erklärt die Gründe.

Der Trainingsplatz war gut gefüllt beim VfL Bochum am Montagvormittag. Deutlich mehr Spieler wird man in Zukunft auch nicht sehen auf dem Trainingsgelände des VfL. Trainer Thomas Reis erteilte einem weiteren Zugang für das Mittelfeld eine Absage. Bis zum Transferschluss am kommenden Donnerstag wird nur noch ein neuer dritter Torwart verpflichtet.

Wie berichtet, wollte Bochum Pierre Kunde Malong fürs Zentrum verpflichten. Doch der Deal zwischen dem 27-Jährigen, seinem Verein Olympiakos Piräus und dem VfL Bochum ist kurz vor dem Ziel geplatzt. Ein, zwei Alternativen sollten noch geprüft werden. Diese Prüfung ist vorzeitig beendet: Es kommt keiner mehr.

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Bochum-Trainer Reis: Vertrauensvorschuss für die Mannschaft

„Es ist entschieden, dass wir bei den Feldspielern nichts mehr machen“, erklärte Reis nach der Einheit am Montagmittag gegenüber den zwei anwesenden Journalisten. „Wir hatten bereits so viele Personalwechsel, haben elf neue Spieler im Kader. Die Mannschaft findet sich gerade. Sie ist für mein Gefühl in Freiburg erstmals komplett als Mannschaft aufgetreten, leider noch ohne Punkte zu holen. Aber ich habe absolutes Vertrauen in den jetzigen Kader. Das ist auch ein Vertrauensvorschuss für die Mannschaft.“

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Hinzu kommt sicherlich, dass der Markt keinen für den VfL finanzierbaren Topspieler mehr hergibt, der Bochum sofort weiterhelfen könnte. Auf eine Art back-up oder einen weiteren Spieler ohne Spielpraxis, den man vielleicht noch hätte holen können, verzichtet Reis lieber gleich.

Mittelfeldzentrum: Vier Spieler sind gegangen, drei neu gekommen

Der Trainer will die jetzigen Spieler schnellstmöglich zu einer Einheit formen, sie gemeinsam weiterentwickeln. Inklusive des an St. Pölten ausgeliehenen Luis Hartwig haben 14 Profis den VfL nach der vergangenen Saison verlassen, darunter die vier zentralen Mittelfeldspieler Elvis Rexhbecaj, Eduard Löwen, Milos Pantovic und Robert Tesche.

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Elf Spieler sind neu hinzugekommen, darunter die drei zentralen Mittelfeldspieler Jacek Goralski (29), Philipp Förster (27) und Kevin Stöger (29). Neben den drei Neuen setzt der VfL im Zentrum auf Kapitän Anthony Losilla (36) und Patrick Osterhage (22). Als weitere Option bietet sich Konstantinos Stafylidis (28) an, sofern er gesund ist und wenigstens einer der zwei weiteren Linksverteidiger (Danilo Soares/Jannes Horn) einsatzfähig ist. Beim Heimspiel gegen Werder Bremen am Samstag drohen alle drei auszufallen.

Nach Rückstand und Verletzungen: Goralski, Förster und Osterhage machen Druck

Jacek Goralski indes hat in Freiburg nach ersten Lehrminuten gegen den FC Bayern erstmals von Beginn an gespielt. „Er hat für mehr Stabilität gesorgt“, sagte Reis. Er war zufrieden mit der Leistung des polnischen Nationalspielers, der mit seiner Aggressivität im Zweikampf auf der Sechser-Position punktet. Der 29-Jährige war wegen einer Augen-Operation wochenlang ausgefallen. Jetzt ist er kampfbereit.

Philipp Förster hatte lange Zeit Trainingsrückstand oder Anpassungsprobleme, vielleicht auch beides. Jedenfalls hat der Ex-Stuttgarter nun offenbar aufgeholt. Im Training zuletzt machte er einen deutlich stärkeren Eindruck als in den Wochen zuvor. Förster attackierte aggressiver, und im Profifußball ist eine Grätsche wie die am Montag gegen Goralski, der nach kurzem Aufschrei weiterspielen konnte, eher ein gutes als ein schlechtes Zeichen. Förster zeigt läuferisch mehr. Mit dem Ball umgehen kann er ohnehin.

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Von Kevin Stöger und Patrick Osterhage ist Reis schon lange überzeugt

Wie erst Recht Kevin Stöger. Der Österreicher hat in allen fünf Pflichtspielen bisher überzeugt. Und zwar sowohl als offensiver Sechser als auch, in Freiburg, als Zehner. Und vielleicht ist seine beste Positionierung dazwischen, auf der Acht. Die Grenzen sind dabei ja bekanntlich fließend.

Vom Jüngsten der Startelf-Kandidaten, Patrick Osterhage, hält Trainer Reis ohnehin sehr viel. Bei der TSG Hoffenheim hätte der 22-Jährige wohl gespielt, doch eine muskuläre Verletzung warf ihn zurück, wie schon so oft in seiner noch jungen Karriere. Seit einer Woche ist Osterhage wieder im Training, in Freiburg zählte er zum Kader. Denkbar, dass Reis perspektivisch auf nur noch einen Sechser (Goralski oder Losilla) und zwei Achter (Stöger, Osterhage, Förster) setzt. Es wäre das Erfolgs-System der Vorsaison.

Grave fällt lange aus: Routinier als dritter Torwart wäre beste Lösung

Auf dem Transfermarkt tätig wird der VfL Bochum bis zum Schluss am kommenden Donnerstag, 1. September (18 Uhr), aber definitiv, erklärte Reis. Paul Grave (21), Torwart Nummer drei, wird monatelang ausfallen wegen einer Schulterverletzung. Er werde bald an der Schulter operiert, teilte der Verein am Montagabend mit. Schon in der Vorsaison hatte das große Talent Pech mit zwei schweren Schulterverletzungen, die ihn von Juli bis Anfang Dezember und von Januar bis Anfang März außer Gefecht gesetzt hatten.

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Reis und Patrick Fabian, ab Donnerstag offiziell der neue Sport-Geschäftsführer des VfL, überlegen nun, ob sie einen jüngeren Torwart mit Perspektive oder einen erfahrenen Keeper verpflichten, sofern der Markt beide Optionen hergibt.

Kotyrba füllt derzeit noch die Lücke beim Torwart-Training

Der Routinier müsste seine Rolle als klare Nummer drei für nur eine Saison akzeptieren. Ein junger Torwart hätte in Bochum ja praktisch keine Chance auf Einsatzzeit, da es keine zweite Mannschaft gibt.

Die Tendenz geht daher wohl zum erfahrenen Torwart, um Paul Grave nach seiner Rückkehr nicht zu blockieren und um dann in Ruhe den Markt zu sondieren und einen Torwart zu holen, der perspektivisch auch Manuel Riemann (33) und Michael Esser (34) Konkurrenz bieten könnte. Aktuell steht im Training seit Graves Ausfall Finn Kotyrba von der U19 des VfL bereit. Am Montag fehlte er nur deshalb, weil er nach seinem Einsatz am Wochenende für die U19 (Samstag und Sonntag) einen Tag Trainingspause bekam.