Gais. Vorstands-Chef Hans-Peter Villis spricht im WAZ-Live-Talk über die Zukunft des VfL Bochum. Er spricht auch über die finanziellen Pläne des Klubs.
Der Weg in den Ortskern der beschaulichen Südtiroler Gemeinde Gais führt über eine Brücke. Unter ihr glitzert das kristallklare Wasser des Flüsschens Ahr in der Sommer-Sonne. Wer am Dienstagvormittag hinter der Brücke links abbog, konnte dort die Bundesliga-Profis des VfL Bochum in der ersten Einheit des Tages schwitzen sehen.
Hans-Peter Villis, der Vorstandsvorsitzende der Bochumer, hat einen kühleren Ort gewählt, um eine Dreiviertelstunde lang Fragen zu beantworten – hinter der Brücke rechts, im Mannschaftshotel des VfL. Es gab ja einiges zu besprechen mit dem 64-Jährigen bei der vierten Auflage des WAZ-Live-Talks. Während sich das Team auf das zweite Bundesliga-Jahr vorbereitet, plant der Klub die Zukunft. „Nach elf Jahren in der Zweiten Liga müssen wir nun sehen, dass wir uns in der Bundesliga etablieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das nachhaltig schaffen“, kündigt Villis gleich zu Beginn des Gesprächs an.
Einnahmen fließen auch in Kader des VfL Bochum
Das aber bleibt eine große Herausforderung, weil die finanziellen Möglichkeiten im Liga-Vergleich die geringsten sind. Bei 30 Millionen liegt der Etat für den Kader in der bevorstehenden Saison, immerhin ist er um 6 Millionen Euro angewachsen. „Bei der Verteilung unserer neuen finanziellen Mittel gehen wir sehr sorgsam vor, was aber nicht heißen soll, dass wir nicht einen Teil in den Kader investieren wollen – was wir auch schon getan haben“, sagt Villis.
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Doch zeitgleich müssen die Bochumer eben auch Verbindlichkeiten tilgen. In der Corona-Zeit habe der Klub finanzielle Drittmittel erhalten, um den „Verein vor dem Konkurs zu bewahren“, erklärt Villis. „Wir wollen außerdem auch in Steine und Beine investieren.“ Im Ruhrstadion haben bereits Sanierungsarbeiten begonnen: im Spielerbereich, bei den Sanitäranlagen, in einer Loge. Zudem muss der Klub die Übertragungstechnik ausbauen – eine Auflage der Deutschen Fußball-Liga. „Unser Schmuckkästchen ist in die Jahre gekommen“, sagt VfL-Chef Villis, der aber einen Neubau an einem anderen Standort ausschloss.
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Das Wichtigste aber sei, ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu investieren. An der Hiltroper Straße werden ein neuer Trainingsplatz und neue Umkleiden benötigt, die Logistik soll verbessert werden. Villis: „In der Vergangenheit wurden dort immer wieder erstligareife Spieler generiert. Das wollen wir strategisch beibehalten.“ Und wer soll die Talente dann zu Profis formen? Klar ist, dass der VfL Bochum gerne mit Trainer Thomas Reis weiterarbeiten möchte. Der Vertrag des 48-Jährigen läuft noch bis Sommer 2023. „Es hat mehrere Gespräche gegeben, aber wir haben noch kein finales Ergebnis“, sagt Villis über den aktuellen Stand der Verhandlungen. „Wir haben Zeit und keinen Druck, aber die Grundvoraussetzungen sind sehr positiv.“
VfL Bochum: Villis bereit für Wiederwahl
Der neuerliche Abgang eines hochrangigen Mitarbeiters soll jedenfalls vermieden werden. Am Ende des Jahres wird schon Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz den Verein verlassen. „Viele Interessenten haben sich gemeldet und gefragt, wie der Prozess läuft“, sagt Villis. „Wir gucken sowohl intern als auch extern nach einem Nachfolger und lassen uns wie immer nicht unter Druck setzen.“ Marketingchef Christoph Wortmann zieht es außerdem zu Arminia Bielefeld. Alex Richter verantwortet inzwischen nicht mehr das VfL-Talentwerk, sondern das NLZ von Eintracht Frankfurt. Dieser Aderlass „bereitet uns keine Sorgen“, stellte Villis klar. „Wir bedauern es sehr, aber das gehört zum Geschäft.“
Und wie geht es für Hans-Peter Villis weiter? Im Herbst will er sich zur Wiederwahl stellen. Bei einer möglichen weiteren Amtszeit in vier Jahren „muss man überlegen, ob man über Alternativen nachdenkt“, erklärt Villis. „Was aber nicht heißen soll, dass meine Zeit beim VfL Bochum begrenzt ist.“