Bochum. Der VfL Bochum hat den Polen Jacek Góralski geholt. Was bedeutet das für das Mittelfeld und vor allem Kapitän Anthony Losilla? Eine Datenanalyse.

Einen wettkampferprobten und robusten Spieler suchte der VfL Bochum fürs Mittelfeld - und fand Jacek Góralski. Der 29-Jährige ist polnischer Nationalspieler, kommt ablösefrei vom kasachischen Pokalsieger FK Kairat Almaty und unterschrieb beim VfL Bochum einen Zweijahresvertrag. Neben 26 Einsätzen in der kasachischen Premier Liga kann er 57 Partien in der polnischen Ekstraklasa und 47 Spiele in der höchsten bulgarischen Spielklasse für den mehrmaligen Meister Ludogorets Razgrad vorweisen.

In Bochum könnte er eine Doppelsechs mit Kapitän Anthony Losilla bilden - er könnte den 36-Jährigen aber auch verdrängen. Doch was bedeutet der Transfer fürs Mittelfeld des VfL Bochum? Können Góralski und Losilla in der Zentrale harmonieren? Und welches Profil bringt Góralski mit? Der Scoutingbericht unseres Kooperationspartners "Createfootball" bringt Licht ins Dunkel. Lesen Sie hier unsere ausführliche Daten-Analyse zum neuen Bochum-Mittelfeldspieler Jacek Góralski.

VfL Bochum: Zugang Jacek Góralski in der Transferanalyse

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Stärken

  • Arbeit gegen den Ball
  • Defensivzweikampf
  • Antizipation
  • Vertikales Passspiel

Schwächen

  • Passqualität bei langen Bällen
  • Dribbling
  • Offensivimpact

Spielstil von Bochum-Zugang Jacek Góralski

Der 29-jährige Góralski gilt als defensivstarker Sechser (ball-winning midfielder). Er ist in der Arbeit gegen den Ball sehr aktiv und stark und hatte die meisten erfolgreiche Defensivaktionen aller zentralen Mittelfeldspieler der kasachischen Liga. Dank seines starken Stellungsspiels fängt er die zweitmeisten Pässe ab. Er selbst allerdings hat Probleme bei der Präzision von langen Bällen. Er spielt zwar oft vertikal ins letzte Drittel, visiert dabei aber nicht die Schnittstellen in der Abwehr an, sondern sucht den Raum hinter der Mittelfeldkette. Er versucht die Offensivspieler so anzuspielen, dass diese aufdrehen oder Gegner überspielen können. Wenn er selbst am Ball ist, geht er selten ins Dribbling und sucht Eins-gegen-eins-Duelle, sondern versucht das Risiko eines Ballverlustes zu minimieren.

Bochum-Zugang Jacek Góralski: Die wichtigsten Daten in der Übersicht

 Goralski 21/22Durchschnitt zentrales Mittelfeld
kasachische 1. Liga 21/22
Erfolgreiche Defensivaktionen14 (Topwert der Liga)8,4
Defensivzweikämpfe (% erfolgreich)9,3 (69%)6,7 (60%)
Abgefangene Pässe6,33,9
Pässe (% erfolgreich)45 (81%)1 (82%)
Pässe ins letzte Drittel (% erfolgreich)8 (70%)6,8 (69%)
Dribblings (% erfolgreich)0,8 (50%)1,9 (55%)
Scorerpunkte00,13

Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen zentralen Mittelfeldspielern der 1. kasachischen Liga mit mindestens 700 Spielminuten innerhalb der letzten 365 Tage | Topwert der Liga

Wie passt Jacek Góralski zum VfL Bochum?

Jacek Góralski arbeitet hart gegen den Ball und erobert diesen mehr als zehn Mal pro 90 Minuten. Damit ist er gut geeignet für das aggressive Abwehr- und Mittelfeldpressing von Bochum. Er sucht per Pass immer wieder das Zuspiel ins letzte Drittel. Der VfL will dort schnellstmöglich hineinspielen, um den Gegner ungeordnet anzutreffen oder den zweiten Ball zu gewinnen. Anthony Losilla ist allerdings ein sehr ähnlicher Spielertyp. Eine Besetzung der Doppelsechs mit Góralski und Losilla wäre nur gegen klar überlegene Gegner zielführend.

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© AFP

Tempo, Dynamik und offensives Umschalten sind keine Elemente von Góralskis Spiel, in Umschaltmomenten müssen andere Akteure das Spiel vorantreiben. Er fehlte 2021 mit einem Kreuzbandriss und konnte an seine starke Saison 2020 nicht ganz anknüpfen - in der seine Stärken in der Balleroberung noch stärker ausgeprägt waren.

VfL Bochum: Fazit der Transferanalyse zu Jacek Góralski

Jacek Góralski hat seine Qualität in einer kleinen Liga in Kasachstan nachgewiesen und wurde zu Recht für die polnische Nationalelf berufen. Er bringt Profierfahrung von über 200 Spielen und über 20 Länderspielen mit, fehlte allerdings in der jüngeren Vergangenheit mit einem Kreuzbandriss und einem Wadenmuskelriss. Zur Spielweise des VfL Bochums passt der Pole grundsätzlich sehr gut, Anthony Losilla ist jedoch noch etwas spielstärker und hat defensiv noch stärkere Werte abgerufen – und das in einer stärkeren Liga. Der Goralski-Transfer dürfte somit ein Fingerzeig für ein bevorstehendes Karriereende des Franzosen im kommenden Sommer sein. Womöglich rechnet man in Bochum damit, Losilla schon in der kommenden Saison mehr Pausen geben zu müssen.

Durch die bevorstehenden Abgänge von Elvis Rexbecaj und Eduard Löwen (Leihen enden) sowie Robert Tesche (VfL Osnabrück) und Milos Pantovic (Union Berlin) müssen definitiv noch mindestens zwei offensiver denkende Mittelfeldspieler folgen, vorzugsweise welche mit Dynamik, die nach Ballgewinn schnell aufdrehen und Räume per Lauf überbrücken.