Bochum. Kevin Stöger kehrt zum VfL Bochum zurück. Seine Kreativität und Torgefahr sollen helfen: Die Gründe des Wechsels, sein neuer Vertrag.
Als der VfL Bochum Ende September 2016 mit 4:2 in Aue gewonnen hatte, fiel der Jubel aus. Die VfL-Profis dachten alle nur an Kevin Stöger. Der Mittelfeldmotor hatte sich in seinem siebten Saisonspiel für den damaligen Zweitligisten schwer verletzt. Tags darauf gab es die Diagnose: Kreuzbandriss. Saisonaus.
Doch Stöger kehrte zurück. In der turbulenten Spielzeit 2017/18 war der Österreicher der Taktgeber im offensiven, meist zentralen Mittelfeld. Der Linksfuß avancierte zum Publikumsliebling mit seiner Einsatzfreude, seinen weiten Laufwegen, mit seinen genialen Pässen in die Tiefe, gerne auf den schnellen Robbie Kruse linksaußen oder direkt auf Zielstürmer Lukas Hinterseer.
Stöger, der Zweikampfhärte mit Spielübersicht und Pass-Schärfe vereinen kann, verpasste nur das erste Saisonspiel sowie drei weitere wegen Sperren (5. Gelbe Karte/Tätlichkeit). „Ich will keine Minute verpassen, auch nicht im Training. Ich brauche das, um gut spielen zu können“, sagte Stöger vor rund fünf Jahren gegenüber dieser Redaktion. Eine Einstellung, die sich kaum verändert haben dürfte – und die sein künftiger Trainer Thomas Reis gerne hört.
Sieben Tore, zehn Torvorlagen: Stöger beeindruckte in Bochum
Auf 40 Einsätze kam er in Bochum, er erzielte sieben Tore selbst und bereitete zehn vor. Zuletzt spielte er im Mai 2018 beim 1:1 gegen Jahn Regensburg im VfL-Dress, zog dann nach seinem Vertragsende weiter in die Bundesliga. Bei Fortuna Düsseldorf setzte er sich umgehend durch, stand 24 Mal in der Startelf, wurde mit Düsseldorf Tabellenzehnter.
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Und hatte erneut Riesenpech: Im letzten Saisonspiel im Mai 2019 riss er sich erneut ein Kreuzband. Stöger verpasste die Hinrunde 2019/20, kehrte aber wieder zurück, wieder als Stammkraft. Der sportliche Tiefpunkt war dann der Abstieg: Am letzten Spieltag verlor Düsseldorf mit 0:3 bei Union Berlin, der SV Werder Bremen rettete sich mit einem 6:1-Sieg gegen noch auf den Relegationsrang.
Stöger blieb in der Bundesliga, er wechselte zum FSV Mainz 05. Dort aber konnte er sich nicht durchsetzen, stand in zwei Jahren nur fünf Mal in der Startelf. An den Mainzer Stammkräften wie Boetius kam er nicht vorbei, war aber fast immer im Kader, wurde in der vergangenen Saison 22 Mal eingewechselt. Insgesamt kommt der Mittelfeldmann auf 84 Bundesliga-Einsätze (5 Tore, 13 Assists) und 98 Zweitliga-Spiele (9 Tore, 16 Assists).
Wiedersehen mit drei damaligen Teamkollegen um Losilla
Aber zurück zu Bochum. Beim VfL spielte Stöger mit drei VfL-Profis zusammen, mit denen er auch in der kommenden Spielzeit gemeinsam am Ball ist: mit Torwart Manuel Riemann, Mittelfeld-Kollege Anthony Losilla, Linksverteidiger Danilo Soares. Auch Patrick Fabian war sein Teamkollege. Fabian ist nun das Bindeglied zwischen Team und Geschäftsführung. Und ein Kandidat auf die Nachfolge des spätestens im Dezember scheidenden Sport-Geschäftsführers Sebastian Schindzielorz.
Stöger spielte damals unter den Trainern Gertjan Verbeek, Jens Rasiejewski, dem heutigen A-Jugend-Trainer Heiko Butscher, Robin Dutt. Beim Spiel von Interimscoach Butscher zeigte er einmal mehr seine besondere Qualität, Tore aufzulegen. Er bereitete beide Treffer vor zum wichtigen 2:1 gegen Darmstadt Anfang Februar 2018.
Stöger ist schon lange ein Wunschspieler des VfL Bochum
In Bochum ging es damals drunter und drüber. Sportlich drohte der Abstieg, nach dem Abgang von Finanzchef Wilken Engelbracht im Dezember und Sportchef Christian Hochstätter ein paar Wochen später übernahmen Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz die Geschäftsführung. Robin Dutt wurde Coach. Bochum schaffte den Klassenerhalt. Beim VfL ging es spätestens mit der Verpflichtung von Trainer Thomas Reis im September 2019 steil bergauf.
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Mit Stöger bekommt Thomas Reis einen Wunschspieler. Der einstige U-Nationalspieler Österreichs ist als Achter oder, je nach System, Zehner vorgesehen. Ihm ist in etwa die Rolle angedacht, die in der Vorsaison Eduard Löwen übernehmen sollte, was der Hertha-Leihgabe aber nur in Ansätzen gelang. Seine präzisen Pässe auf schnelle Außen oder in die Spitze, nach aktuellem Stand wohl mit Simon Zoller besetzt, sollen dem VfL helfen, in der kommenden Spielzeit erneut den Klassenerhalt zu schaffen.
Es ist vor allem auch ein Verdienst von Sebastian Schindzielorz, einen potenziellen Schlüsselspieler vom VfL überzeugt zu haben. Wie bei Stürmer Philipp Hofmann arbeitete er hartnäckig rund ein Jahr lang an dem Transfer.
Stöger erhält einen Vertrag über zwei Jahre womöglich mit Optionen
In diesem Sommer ist Stöger, dem Mainz frühzeitig signalisiert hatte, kein neues Angebot zu unterbreiten, ablösefrei. Nach langen Verhandlungen ist man nun am Ziel. Der 28-Jährige dürfte in Bochum zu den Topverdienern zählen.
Stöger hat bereits den Medizincheck erfolgreich absolviert beim VfL Bochum. An diesem Freitag dürfte offiziell Vollzug gemeldet werden. Nach Informationen dieser Redaktion erhält er einen Vertrag über zwei Jahre, möglicherweise mit einer Ausstiegsklausel im Abstiegsfall und einer Option auf Verlängerung im Erfolgsfall versehen. Denn auch an dieser Einstellung Stögers, die er bei seinem Abschied vom VfL im Mai 2018 erklärt hatte, dürfte sich nichts geändert haben: „Ich habe immer gesagt, dass ich in der 1. Liga spielen will.“