Bochum. Sportchef Sebastian Schindzielorz verlässt den VfL Bochum - überraschend kommt das nicht. So geht es nun weiter.

Als das Kündigungsschreiben die Geschäftsstelle des VfL Bochum erreichte, wusste man dort endgültig, was sich wochenlang angedeutet hatte: Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz wird den Fußball-Bundesligisten nach Informationen dieser Redaktion spätestens zum Jahresende verlassen. Dann läuft sein Vertrag in Bochum aus. Diesen hat der 43-Jährige nun fristgerecht gekündigt. Anderenfalls hätte sich der Kontrakt automatisch um zwei Jahre verlängert.

Der VfL verliert damit einen wichtigen Baustein des Erfolgs der vergangenen Jahre. Schindzielorz hatte im Februar 2018 den Posten von Christian Hochstätter übernommen. Gemeinsam mit Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, strukturierte er den Klub Stück für Stück um. Ein Glücksgriff: die Ernennung von Thomas Reis zum Cheftrainer im September 2019. Das Trio schaffte erst den Klassenerhalt in der Zweiten Liga, dann gelang der Sprung zurück in die Bundesliga, in der Bochum nach einer ansehnlichen Saison als Aufsteiger auch in der kommenden Saison antreten wird. Schindzielorz überzeugte dabei als Kaderplaner, der es wusste, mit einem begrenzten Budget eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Die Rädchen griffen perfekt ineinander.

VfL Bochum: Das sagt Vorstandschef Hans-Peter Villis

Wer erfolgreich wie Schindzielorz arbeitet, rückt schnell in den Fokus anderer Klubs. Der VfL Wolfsburg soll ein Auge auf den früheren Profi geworfen haben, der mit den Niedersachsen 2009 Deutscher Meister wurde. Zu Sportdirektor Marcel Schäfer pflegt er ein gutes Verhältnis. Schindzielorz könnte in Wolfsburg auf Geschäftsführer Jörg Schmadtke folgen, dessen Vertrag im Januar 2023 ausläuft – und mit besseren finanziellen Möglichkeiten einen Kader zusammenstellen, der um die Europapokal-Qualifikation spielen soll.

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Der VfL Bochum gab am Mittwoch keine Stellungnahme zu der Zukunft des Sportchefs ab. Vorstandschef Hans-Peter Villis betonte erneut, dass Schindzielorz „mit Hochdruck“ am Kader für die kommende Saison arbeite. Fraglich ist dann aber, inwiefern Schindzielorz bei möglichen Neuverpflichtungen oder Vertragsverhandlungen Spieler glaubwürdig davon überzeugen kann, langfristig mit dem VfL Bochum zusammenzuarbeiten, wenn der Sportchef selbst in absehbarer Zeit den Klub verlassen haben wird.

VfL Bochum: So geht es mit Kaenzig und Reis weiter

In zwei anderen Personalien aber dürfte der VfL schnell Klarheit schaffen. Ilja Kaenzig wird seinen Vertrag bis 2025 verlängern. Eine Verkündung ist nur noch eine Frage der Zeit. Auch mit Thomas Reis soll es weitergehen „Ich gehe fest davon aus, dass er über die nächste Saison hinaus Trainer des VfL Bochum sein wird“, sagte Villis in der vergangenen Woche. Das Präsidium habe dem Coach noch einmal „klare Signale“ gegeben, den bis 2023 laufenden Kontrakt im Sommer verlängern zu wollen.

Solche Signale gab es allerdings in den vergangenen Wochen von Schindzielorz nicht mehr. Im März noch war man beim VfL zuversichtlich, eine Einigung erzielen zu können. Doch die Gespräche gerieten ins Stocken. Auf Schindzielorzs Abgang konnten sich die Bochumer also langsam einstellen.

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Nach Informationen dieser Redaktion ist dabei auch eine interne Nachfolgeregelung denkbar. Eine Spur führt zu Patrick Fabian. Der Ur-Bochumer ist seit 22 Jahren im Verein. Nach Ende der Saison 2019/2020 hat er seine Karriere beendet und ist vom Fußballplatz an den Schreibtisch gewechselt. Der 34-Jährige assistierte zuletzt der Geschäftsführung. Für den langjährigen Verteidiger hat der VfL erst vor wenigen Wochen eine neue Stelle geschaffen: als Chef der Lizenzspielerabteilung. Gut möglich, dass Fabian in der Hierarchie noch weiter nach oben rückt.