Bochum. Zwei Führungskräfte des VfL Bochum werden bei anderen Clubs gehandelt. Dabei benötigt der VfL Klarheit auf der Brücke – findet unser Kolumnist.

So schnell geht das im Fußball. Man hat noch das Ruhrstadion, wie es singt und lacht nach dem letzten Heimsieg der Saison gegen Arminia Bielefeld, vor Augen und im Herzen, da geht es plötzlich nur noch knallhart um Personalien. Allerdings läuft die Diskussion beim VfL Bochum bislang praktisch nur in eine, man ist geneigt zu sagen falsche, Richtung. Denn es heißt lediglich: Bleibt Trainer Thomas Reis, bleibt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, bleiben die Spieler Gerrit Holtmann, Sebastian Polter und Milos Pantovic und bleibt dieser und jener?

Man könnte das namentlich noch eine Zeitlang so weiter treiben, es gibt ja genug Wechselkandidaten. Der Kreis derjenigen Akteure, mit denen man beim Überraschungsteam der Bundesliga sicher für die kommende Saison planen kann, scheint jedenfalls von Tag zu Tag kleiner zu werden. Das ist die Kehrseite des Erfolges: Hat man etwas Unerwartetes im Sport geschafft, wird man automatisch interessant für die Konkurrenz. Man kann aber umgekehrt auch die Gelegenheit nutzen und sich interessant machen.

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Es muss nicht alles stimmen, was da derzeit medial spekuliert wird, aber es fühlt sich sehr viel anders an als in den letzten beiden Sommer-Transferperioden. Die relativ entspannte Atmosphäre, fast möchte man von Ruhe sprechen, die den VfL Bochum in dieser Zeit geprägt hat, ist abhanden gekommen. Und das nach einer Spielzeit, die niemand so erwartet hatte und die dem Klub so viele Sympathien und neue Sympathisanten beschert hat.

Gerüchte gehören zu den Transferperioden

Gerüchte und Diskussionen um Spieler, die kommen und gehen oder am Ende eben auch nicht, gehören wie selbstverständlich zu den Transferperioden. Aber wenn ganz oben, auf der Leitungsebene, lange Zeit Unklarheit herrscht, dann werden das auch Spieler, die man vielleicht als Neuzugänge ins Auge gefasst hat, registrieren. Denn die wollen schon wissen, mit wem sie künftig am Verhandlungstisch sitzen werden und wessen Kommandos sie auf dem Trainingsplatz folgen sollen.

Jetzt sind die Chefs gefragt. Hans-Peter Villis und seine Mitstreiter sollten so schnell wie möglich für Klarheit auf der Brücke sorgen. Noch spielt sich zum Beispiel ein möglicher Wechsel von Thomas Reis zurück nach Niedersachsen („Sollte es eine Anfrage seitens des VfL Wolfsburg geben, würde ich mir alles anhören.“) lediglich im Konjunktiv ab. Aber es ist auch „Reisis“ deutliche Ansage an die Entscheidungsträger in Bochum, nun mal in die Pötte zu kommen und ihm eine Perspektive über 2023 hinaus zu bieten. Was er sich übrigens mehr als verdient hat.

Die alten Hasen werden bleiben

Sollten im Fall des Sport-Geschäftsführers, der schon als Spieler verschlossen wie eine Auster war, wenn es um seine Vertragssituation ging, kaum noch Chancen auf eine Zusammenarbeit über den kommenden Dezember hinaus bestehen, dann muss man das zügig kommunizieren und einen Nachfolger suchen, falls man das nicht bereits tut ohne darüber zu sprechen. In diesem Fall wäre es jedoch noch wichtiger, Thomas Reis weiter an sich zu binden. Denn er vor allem hat derzeit neben Sebastian Schindzielorz die Reputation, die benötigt wird, um interessante und vielversprechende Spieler trotz beschränkter Mittel nach Bochum zu bekommen.

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Die alten Hasen werden bleiben, das ist die frohe Botschaft. Aber Toto, Manu, Zolli und Dani brauchen Qualität, Mentalität und Konstanz nicht nur neben sich auf dem Platz, sondern auch in der Trainerkabine und im Büro, um weiterhin erfolgreich sein zu können und konsequent einen gemeinsamen Plan zu verfolgen. Thomas Reis hat ja gerade im WAZ-Interview mit einem kurzen Blick zurück den Weg skizziert, den der komplette Klub weiterhin beschreiten muss: „Dieser Zusammenhalt wird auch in Zukunft wichtig sein.“ Man darf das ruhig noch deutlicher sagen: Dieser Zusammenhalt wird entscheidend sein.