Dortmund. Dortmund schlägt Hertha bei Zorc-Abschied nach Rückstand 2:1. Haaland trifft in letztem Spiel für den BVB. Magath-Team muss in die Relegation.
Youssoufa Moukoko breitete die Arme aus und sprintete los. Er lief und lief und lief immer weiter, vorbei an den jubelnden Mannschaftskameraden, zur Ersatzbank – wo er Michael Zorc in die Arme fiel. Der 17-Jährige Stürmer hatte gerade mit seinem ersten Ballkontakt endlich die Führung für Borussia Dortmund besorgt, hatte in der 84. Minute das 2:1 gegen Hertha BSC geschossen. Und damit hatte er dafür gesorgt, dass die Saison vor 80.500 Zuschauern einigermaßen versöhnlich endete – und nicht zuletzt Michael Zorc einen angenehmen Abgang beschert.
Denn es war ja ein Spieltag im Zeichen der Dortmunder Abschiede: Der ewige Borusse Zorc, 44 Jahre lang als Spieler und Sportdirektor Teil des BVB, hatte seinen letzten Auftritt, ebenso der langjährige Linksverteidiger Marcel Schmelzer, dazu Marin Pongracic, Reinier, Axel Witsel, Dan-Axel Zagadou, Erling Haaland, Marwin Hitz und Roman Bürki – der zum Abschluss sogar noch einmal das Toore hüten durfte. Es war erwartungsgemäß emotional, insbesondere Zorc und Schmelzer wurden von den Fans lang und ausdauernd gefeiert.
Beldfodil bringt Hertha in Dortmund in Führung - doch die Relegation ist besiegelt
Als dann aber das Spiel begann, stellte sich für einige Dortmunder offenbar überraschend heraus, dass Hertha BSC gar nicht nur zur Verabschiedung der BVB-Legenden angereist war, sondern ernsthaft an einem Fußballspiel oder besser: Fußballkampf interessiert war. Anders als für die Hausherren nämlich stand für die Gäste an diesem letzten Bundesliga-Spieltag noch richtig viel auf dem Spiel, es drohte das Abrutschen auf einen Relegationsplatz. Was letztlich auch eintrat, weil der VfB Stuttgart zeitgleich gegen den 1. FC Köln gewann.
Weil aber die Hertha in ihren fußballerischen Mitteln recht begrenzt ist, entwickelte sich ein höchst unterdurchschnittliches Spiel, arm an Tempo, arm an Ideen und arm an Torraumszenen. Der erste ernsthafte Aufreger war dann gleich auch der Höhepunkt der ersten Halbzeit: Die Berliner wagten sich über die rechte Seite nach vorne, im Strafraum brachte Dan-Axel Zagadou mit leichtisinnigem Zweikampfverhalten Ishak Belfodil zu Fall. Ein Pfiff – aber kein Elfmeter. Abseits, zeigte Schiedsrichter Tobias Stieler an, wurde aber schnell von Video-Assistent Benjamin Brand überstimmt. Und einen Gang zum Monitor später entschied Stieler: Elfmeter. Belfodil selbst trat an und verwandelte sicher (18.).
BVB-Trainer Rose reagiert zur Pause und stellt um
Der BVB bemühte sich in der Folge um Spielkontrolle, schaffte es aber selten, die dichtgestaffelte Berliner Defensive ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Ein Freistoß von Marco Reus, den Marius Wolf per Hinterkopf weit neben das Tor lenkte (37.) und eine abgerutschte Zagadou-Flanke, die Hertha-Torhüter Marcel Lotka in der Nachspielzeit nur unter größter Gefahr für die eigene Gesundheit über die Latte lenkte – das sollten die gefährlichsten Dortmunder Szenen vor der Pause bleiben. Zur Halbzeit notierten die Statistiker 72 Prozent Ballbesitz für Schwarz-Gelb, aber null Torschüsse – und ein gellendes Pfeifkonzert.
BVB-Trainer Marco Rose reagierte zur Pause, stellte um von Dreier- auf Viererkette in der Defensive und brachte den dribbelstarken 17-Jährigen Jamie Bynoe-Gittens für Emre Can. Und die Dortmunder agierten nun zumindest etwas druckvoller: Julian Brandt steckte durch auf Reus, der Lotka umspielen wollte, sich den Ball aber zu weit vorlegte (51.). Ein Offensivfeuerwerk aber brannten die Dortmunder noch immer nicht ab – und auch sie brauchten die Hilfe des Videoassistenten: Der nämlich hatte ein Handspiel von Marvin Plattenhardt im Strafraum erspäht.
Zuschauer peitschen BVB nach Haaland-Treffer weiter nach vorne
Haaland schnappte sich den Ball zum fälligen Strafstoß, Haaland trat an, Haaland schoss – und Haaland hatte ganz viel Glück, weil Lotka mit dem Fuß noch am schlecht platzierten Elfmeter war, diesen aber nicht mehr entscheidend ablenken konnte (68.).
Nun waren auch die Zuschauer wieder da, peitschten die Mannschaft lautstark nach vorne. Und die erhöhte den Druck, Haaland köpfte knapp vorbei (76.). Und dann kam erst die Einwechslung und dann der große Auftritt Moukokos: Jude Bellingham schickte den jungen Stürmer über die linke Seite nach vorne, der schoss aus spitzem Winkel, vom langen Pfosten prallte der Ball ins Tor (84.) – und der Rest war Dortmunder Jubel.