Bochum. Thomas Ernst genoss als Torwart den letzten Triumph des VfL Bochum in Dortmund. Und traut dem VfL genau wie Ata Lameck auch am Samstag viel zu.
Auf ein 1:0 für seinen VfL Bochum beim designierten Vizemeister Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr/Sky) hat Stürmer Sebastian Polter im Live-Talk der WAZ getippt. 1:0 war auch der Endstand beim letzten Auswärtscoup des VfL in Dortmund – lange ist es her. Und ist beim damaligen Torwart Thomas Ernst in bester Erinnerung.
Am 13. September 1998, vor fast 24 Jahren also traf Delron Buckley drei Minuten vor Schluss zum umjubelten Siegtreffer. Es war der fünfte und bis dato letzte Bundesliga-Auswärtssieg des VfL in Dortmund. Sieben Remis holte Bochum zudem in Deutschlands größtem Fußballhaus, 22 Mal verlor er.
Thomas Ernst, dessen Sohn Tjark (19) beim VfL seit dieser Saison bereits bei den Profis trainiert, stand im Tor des VfL. Er parierte gegen eine überlegene Mannschaft des BVB alles weg, was er parieren musste, „so viel war es letztlich gar nicht, auch wenn Dortmund überlegen war, unbedingt gewinnen wollte“, sagt er heute.
So feierte Thomas Ernst das 1:0 vor der stillen Gelben Wand
Ernst stand im Tor vor der Gelben Wand, vor rund 30.000 BVB-Fans also, die mächtig Alarm gemacht hatten – und verstummten in Minute 87. Delron Buckley erzielte das 1:0. „Das war so geil, vor der mucksmäuschenstillen Gelben Wand zu stehen und sich einfach nur freuen zu können“, sagt Ernst, und bei ihm klingt es fast so, als sei das alles erst gestern passiert.
Auch die Geschichte zum Tor des Tages hat der ehemalige Sportvorstand des VfL noch gut vor Augen. Dortmund hatte einen neuen Rasen verlegt, er war noch nicht überall ganz fest. So gab es ein ordentliches Loch im Grün, in der zweiten Halbzeit: in der BVB-Hälfte.
Ein Loch im Rasen begünstigt den Treffer von Delron Buckley
Norbert Hofmann also schickte den schnellen Buckley steil. „Der Ball titschte in das Loch im Rasen und rollte genau in den Fuß von Delron weiter“, erzählt Ernst, und auch fast 24 Jahre später hört man noch seine diebische Freude heraus über diesen glücklichen Umstand zum Torglück des Tages. „In Dortmund gewinnt man ja nicht so oft.“
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Zwei Erfolge immerhin hat auch Michael Ata Lameck, Bochums Vereinslegende und Rekordspieler mit 518 Bundesliga-Einsätzen, in Dortmund gefeiert. „Dortmund hat zu lange in der 2. Liga gespielt, sonst hätte ich dort häufiger gewonnen“, sagt er und lacht. Von 1972 bis 1976 spielte der BVB vier Jahre nur in der 2. Liga, der VfL arbeitete da bereits erfolgreich am Mythos der Unabsteigbaren. Lameck spielte von 1972 bis 1988 mit dem VfL in der Bundesliga.
Michael Lameck: Ein 2:2 als Wendepunkt in der Saison
Gewonnen hat er eines dieser ganz heißen Duelle mit dem VfL 1967/77 mit 2:0 in Dortmund (Tore: Jupp Kaczor, Michael Eggert) und 1980/81 mit 3:1 (Tore: Dieter Bast, Kurt Pinkall, Jochen Abel für den VfL/Rüdiger Abramczik für den BVB) . Zu seinen schönsten Erinnerungen an ein Auswärtsspiel beim BVB zählt aber ein Remis.
Unter dem neuen Trainer Helmut Johannsen legte Bochum 1979/80 einen Fehlstart hin, mit 1:9 Punkten ging es als Schlusslicht nach Dortmund, „niemand hat uns etwas zugetraut“, erinnert sich Lameck. „Dann haben wir ein starkes Spiel abgeliefert – und danach eine Sieges-Serie hingelegt.“ 2:2 endete die Partie: Nach der VfL-Führung von Heinz Knüwe drehte die Borussia die Partie vor der Pause (Tore: Lothar Woelk/Eigentor, Manfred Burgsmüller), ehe erneut Knüwe das 2:2 gelang (81.). Bochum feierte danach vier Erfolge am Stück, belegte am Ende Rang der Saison zehn, nicht weit entfernt vom Tabellensechsten Dortmund.
Heute ist die Lage anders, der BVB ist dem VfL finanziell und entsprechend sportlich weit enteilt. In einem Spiel aber „entscheidet die Tagesform“, sagt Lameck. „Dortmund hat Platz zwei fast sicher, kann nicht mehr Meister werden. Wenn wir dort noch einmal ein Pünktchen holen, können wir alle zufrieden sein.“
Ernst und Lameck schwärmen von einer starken Saison des Aufsteigers Bochum
Ähnlich sieht es Thomas Ernst. „Die Mannschaft spielt als Aufsteiger eine überragende Saison“, sagt der Ex-Keeper, der jede Partie – oft vor Ort – verfolgt hat. „Sie hatte außer beim 0:7 in München in jedem Spiel eine Chance. Im Hinspiel hat sie ein 1:1 geholt – warum nicht auch in Dortmund? Der BVB ist in dieser Saison ein bisschen eine Wundertüte. Und unserer Mannschaft ist alles zuzutrauen, auch nach zwei zuletzt schwächeren Spielen.“
Am Klassenerhalt jedenfalls zweifelt niemand mehr ernsthaft, schon gar nicht Ata Lameck. Auch, weil Stuttgart „nicht alle drei Partien gewinnen wird“, so Lameck. Und weil Bochum die Liga verdient hat. „Wir haben als Aufsteiger den Meister Bayern besiegt, gegen den Zweiten BVB und den Dritten Leverkusen einen Punkt geholt. Damit darf man nicht absteigen. Zuletzt war ein bisschen die Luft raus, aber wir spielen insgesamt eine richtig gute Saison. Trainer und Team haben sich den Klassenerhalt verdient.“
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Womöglich steht er am Samstag, gegen 17.20 Uhr, endgültig fest. Ernst: „Warum nicht? Es gibt schlechtere Plätze, als in Dortmund den Klassenerhalt zu feiern.“