Bochum. Die Vorfreude ist riesig beim VfL Bochum. Am Samstag kann der Aufsteiger beim BVB den Klassenerhalt perfekt machen. Der Matchplan – ohne Soares.

Sein Kontingent von 8.100 Gäste-Karten für das Derby im Signa-Iduna-Park hat der VfL Bochum schnell verkauft, und weitere Fans des VfL Bochum, vielleicht 4000, dürften sich auf anderen Wegen mit Tickets selbst beschert haben. Die Vorfreude auf das erste Duell im Fußball-Tempel von Borussia Dortmund seit 2009 ist groß beim Aufsteiger (Samstag, 15.30 Uhr/Sky).

Auch bei Thomas Reis, der als Cheftrainer ebenso wie viele seiner Spieler noch nie vor gut 80.000 Zuschauern dabei sein durfte. „Ich spüre Freude pur, dass wir dieses Derby haben und bin stolz, an der Linie stehen zu können“, sagte Reis am Donnerstag auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem 32. Spieltag – auch mit Blick zurück. Denn beim Heimspiel gegen Augsburg durfte Reis nach seiner Roten Karte in Freiburg ja nur auf der Tribüne Platz nehmen.

Anthony Losilla schwärmt vom BVB-Stadion – und den VfL-Fans

„Dortmund hat natürlich ein überragendes Stadion. Wir freuen uns auch auf mindestens 8000 Fans aus Bochum. Für solche Spiele spielt man doch Fußball“, sagt auch Kapitän Anthony Losilla, für den die Kulisse ebenfalls einen Rekord bedeutet im zarten Fußball-Alter von 36 Jahren. Reis setzt auch auf die VfL-Anhänger: „Wir spielen gegen viele BVB-Fans an, haben aber auch unsere Blau-Weißen im Rücken.“

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Nervosität, betont der Trainer, dürfe keine Rolle mehr spielen, wenn der Ball rollt: „Jeder geht anders damit um“, sagt Reis. „Ich habe auch eine Anspannung vor einem Spiel, ein Kribbeln. Aber mit dem Anpfiff ist das vorbei, weil man dann voll fokussiert ist.“ Auch seine Spieler dürften das Theater der Massen aufsaugen, vorab auch mal „staunen“, so Reis – doch spätestens mit dem Anpfiff müssten sie hochkonzentriert sein auf das Wesentliche. Das Spiel.

Dortmund fast so anfällig wie Hertha bei schnellem Umschaltspiel der Gegner

Bochum kann, Bochum will „aus eigener Kraft“, so Reis, den Liga-Erhalt schaffen. Dafür müsste am Samstag ein Sieg her. „Das wird nicht einfach, Dortmund hat eine Riesenqualität auch beim Pass-Spiel, beim Tempo“, sagt Reis. „Aber es ist machbar.“ Im Hinspiel roch der VfL nach Sebastian Polters Führung per Elfmeter lange an der ganz großen Sensation, ehe Julian Brandt den Sturmlauf der klar überlegenen Borussia fünf Minuten vor Schluss noch mit dem 1:1 belohnte.

Ähnlich könnte es in punkto Dominanz am Samstag laufen – idealerweise für den VfL aber mit mehr eigenen Akzenten in der Offensive als in der zweiten Halbzeit im Hinspiel und erst Recht als in den letzten zwei Partien. Mit 77 erzielten Treffern ist der BVB offensiv auf Bundesliga-Vereinsrekord-Kurs, mit 46 Gegentoren – einem mehr als Bochum – defensiv äußerst anfällig.

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Mit „gesunder Zweikampfhärte“, so Reis, mit Balleroberungen und schnellem Umschaltspiel, „was uns lange ausgezeichnet hat in dieser Saison“, mit mehr Konsequenz und Genauigkeit bei den Gegenstößen will der VfL zum Tor-Erfolg kommen. „Dortmund hat nach Hertha BSC die zweitmeisten Gegentore nach Kontern bekommen“, gibt Reis Einblick in den ja nicht ganz überraschenden Matchplan, der natürlich auch eine engmaschige, gut koordinierte Defensivarbeit vorsieht, die vorne beginnt und keine Lücken im Zentrum zulässt. Dortmund soll möglichst gar nicht erst „in die Box“ des VfL vordringen.

Asano ist wohl gesetzt - Holtmann und Antwi-Adjei kämpfen um einen Platz

Damit der Plan erfolgreich ist, muss der VfL mehr Dynamik und Genauigkeit auch auf der Außenbahn anbieten, als offensiv wenig zusammenlief in Freiburg (0:3) und gegen Augsburg (0:2), als sein Team vielleicht, so der Trainer, angesichts des Ziels Klassenerhalt beim Heimspiel vor Augen etwas „zu verkrampft“ gewesen sei: Mentale Frische, der Glaube an die eigene Kraft sind Grundvoraussetzung.

Für die Dynamik auf der einen Seite soll sicherlich Takuma Asano sorgen, Bochums bester Offensivmann der letzten Wochen. Der Japaner erzielte auch die letzten beiden Tore für Bochum vor den folgenden drei torlosen Partien, beim 2:1-Sieg in Hoffenheim.

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Auf der anderen Seite kommen der zuletzt formschwache Gerrit Holtmann und der genesene Christopher Antwi-Adjei am ehesten in Betracht. Antwi-Adjei plagte eine Verletzung seit seiner Länderspielreise samt WM-Qualifikation mit Ghana. Er habe, so Reis, immer wieder „kleine Zipperlein“ gehabt, sei deshalb auch zuletzt gegen Augsburg nicht im Kader gewesen nach einer Trainingswoche mit eher „angezogener Handbremse“.

Jetzt ist er eine Woche weiter, offenbar hat sich die Bremse gelöst. „Es würde auch nichts dagegen sprechen, dass er von Beginn an spielt“, sagt Reis. Wie im Hinspiel, als der schnelle Hagener den Elfmeter herausholte vor dem 1:0. Als Zielstürmer ist wieder mit Sebastian Polter zu rechnen.

Amtlich: Soares fällt aus - Leitsch und Bockhorn die Kandidaten

Klar ist, dass Reis auf seine Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis (gesperrt) und Danilo Soares (Hüft- und Rückenprobleme) verzichten muss. „Danilo steht am Samstag nicht zur Verfügung“, bestätigte der Coach am Donnerstag.

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Stafylidis wurde nach seiner Roten Karte gegen Freiburg für drei Partien gesperrt, der VfL legte Berufung ein, will eine Zwei-Spiele-Sperre erreichen, die mündliche Verhandlung findet laut Pressesprecher Jens Fricke erst nächste Woche statt. Im Erfolgsfall könnte Stafylidis dann beim letzten Saisonheimspiel gegen Bielefeld wieder dabei sein. Ansonsten stünde er erst zum Abschluss bei Union Berlin wieder zur Verfügung.

In Dortmund werden Maxim Leitsch oder Herbert Bockhorn die vakante Position übernehmen, erklärte Reis. Sollte die Wahl auf Leitsch fallen, würde Erhan Masovic in der Innenverteidigung dessen Platz neben Armel Bella Kotchap übernehmen. Sollte Bockhorn spielen, könnte Masovic trotzdem erste Wahl sein – dann wohl für Bella Kotchap.

Stuttgart spielt zeitgleich gegen Wolfsburg - Reis konzentriert sich nur auf sein Team

Gewinnt Stuttgart zeitgleich nicht gegen Wolfsburg, hätte Bochum auch bei einer Niederlage den Klassenerhalt sicher. Die Ergebnisse auf den anderen Plätzen aber, versichert Reis, würden ihn beim Spiel nicht interessieren. „Ich habe genug damit zu tun, mein Team verbal zu unterstützen“, sagt er und fügt augenzwinkernd an: „Auch wenn das bei 80.000 Zuschauern vielleicht etwas schwieriger wird.“