Bochum. Jürgen Locadia könnte in Freiburg spielen für den VfL Bochum – und in der nächsten Saison Philipp Hofmann. Eine spannende Konstellation im Sturm.

Die Sonne schien passend zur allgemeinen Stimmungslage beim VfL Bochum, als die Profis des Bundesligisten am Dienstag das erste Training nach der starken Leistung beim 0:0 gegen Leverkusen aufnahmen. Und Thomas Reis, nun ja, strahlte das wunderbare Wetter mit einem breiten Grinsen persönlich aus. „Durchgezählt?“, fragte er den WAZ-Reporter grinsend nach der lockeren Einheit. „Es waren alle da.“ 25 Feldspieler, vier Torhüter, kein Ausfall: Reis hat im Saisonfinale die volle Auswahl.

Zunächst für die Partie am Karsamstag beim SC Freiburg (15.30 Uhr). Dann könnte auch Jürgen Locadia wieder dabei sein.

Locadia hat nach drei Spielen Pause noch Rückstand

Der im Winter verpflichtete Stürmer hatte sich gut eingefunden beim VfL, mit seiner Spielstärke für eine frische Note im Angriff gesorgt. Im Pokal gegen Freiburg aber bekam er einen schweren Schlag ab, musste zur Pause ausgewechselt und ins Krankenhaus gebracht werden. Die Schmerzen im Hüftbereich, die Verletzung erwiesen sich als hartnäckiger als zunächst erhofft. Locadia verpasste die Partie in Fürth. In Frankfurt (1:2) wurde er zwar eingewechselt, erlitt aber einen Rückschlag. In den vergangenen drei Partien musste Locadia passen.

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Und Sebastian Polter überzeugte als mitreißender Zweikämpfer im Auge des Sturms, eroberte sich seinen Stammplatz zurück, ist mit acht Toren weiterhin bester Torschütze des VfL und wird wohl auch in Freiburg beginnen. Ob Locadia nach mehreren Wochen ohne Mannschaftstraining wieder zum Aufgebot zählen wird am Samstag, ist fraglich – zumal seine Zukunft nicht in Bochum liegt.

Viel Auswahl in der Offensive - auch Antwi-Adjei wieder ein Kandidat

Und: Mit Danny Blum, dessen auslaufender Vertrag wohl auch nicht verlängert wird, und vor allem Simon Zoller (Vertrag bis 2024) hat Trainer Reis zwei weitere Offensiv-Kandidaten mit hoher Qualität wieder an Bord. Als offensive Außenspieler sind zudem Milos Pantovic, Takuma Asano, Gerrit Holtmann bereit.

Vielleicht auch Christopher Antwi-Adjei, der am Dienstag nach dem Aufwärmprogramm noch gemeinsam mit den Leverkusen-Startspielern in den Kraftraum zog, während der Rest intensive Spielformen absolvierte. Am Mittwoch soll er komplett mittrainieren. Reis betont, in Freiburg auf „100 Prozent fitte Spieler“ setzen zu können. Möglich also, dass sich Antwi-Adjei und Locadia im Training noch eine weitere Woche heranarbeiten müssen.

Reis über Hofmann: 17 Tore in der 2. Liga sind eine Marke

Klar ist: Der 28-jährige Locadia muss sich fortan für neue Klubs empfehlen. Sein Sechs-Monate-Vertrag endet im Sommer. Da der VfL wie berichtet im Fall des Klassenerhalts Philipp Hofmann vom Karlsruher SC verpflichtet, sind die Stellen im Angriffszentrum besetzt, wird für Locadia auch finanziell kein Platz mehr sein im Kader des VfL. Noch ist Hofmann nicht da, entsprechend wollte sich Reis nicht speziell über ihn äußern. Nur so viel sagte er: „Wer 17 Tore in der 2. Liga schießt, der kann schon was.“

Mit Hofmann startet der VfL mit drei konkurrenzfähigen Stoßstürmern in die kommende Bundesliga-Spielzeit – anders als in dieser Saison. Da sich Simon Zoller früh verletzt hatte am Kreuzband und nun gegen Leverkusen sein Comeback gab nach sieben Monaten und Silvere Ganvoula den Bundesliga-Ansprüchen nicht genügte, war Polter praktisch gesetzt.

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Mit Ganvoulas sportlicher Rückkehr ist nicht zu rechnen

Der VfL reagierte im Winter, verpflichtete Locadia. Ganvoula wurde ausgeliehen an Cercle Brügge, kommt dort aber auch nicht zum Zug. Der 25-Jährige kehrt vertragsgemäß im Sommer zurück, sein Vertrag beim VfL läuft noch bis 2023. Bochum wird bemüht sein, ihn abzugeben – sportlich ist mit Ganvoula nicht mehr zu rechnen als ernsthafte Alternative.

Simon Zoller kann auch als Außenstürmer seine Leistung bringen, das hat er oft genug gezeigt, zum Beispiel beim 2:0-Sieg beim ersten Bundesliga-Heimspiel nach elf Jahren gegen Mainz – im Zusammenspiel mit Polter. Hofmann, mit 1,95 Metern sogar noch drei Zentimeter größer als Wandstürmer Polter, ist ähnlich körperlich präsent, wuchtig, kampfstark wie Platzhirsch Polter, der mit mittlerweile 92 Bundesliga-Einsätzen – davon 28 in dieser Saison für den VfL – deutlich mehr Erfahrung in der höchsten Klasse mitbringt. Hofmann hat ganz oben noch nicht gespielt.

Hofmann erfüllt sich mit der Bundesliga spät in der Karriere einen Traum

Hofmann erfüllt sich spät in der Karriere seinen Bundesliga-Traum, wie so viele Bochumer Bundesliga-Aufsteiger ja auch: Das kann, wie die Saison zeigt, durchaus beflügeln. Der in der Jugend beim FC Schalke 04 ausgebildete 29-Jährige, der 17 Länderspiele für Deutschlands U21 bestritt, schaffte den Durchbruch bei den Profis von Schalke 04 nicht.

Er spielte dann auf Leihbasis für Paderborn und Ingolstadt, wechselte zum 1. FC Kaiserslautern (2014/15) und von dort in die zweite englische Liga zum FC Brentford. Nach zwei Jahren auf der Insel (31 Einsätze) kehrte der gebürtige Sauerländer aus Arnsberg in die 2. Liga zurück: Über Fürth und Braunschweig kam er zum Karlsruher SC – und war beim KSC ein Garant für drei gute Spielzeiten.

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Hofmanns Bilanz: 50 Tore in 100 Spielen für den Karlsruher SC

In 100 Pflichtspielen für Karlsruhe erzielte der Führungsspieler bereits 50 Tore. Eine starke Quote, die ihn auch dank seiner physischen Präsenz, seinem Einsatzwillen schon seit zwei Jahren begehrt macht für finanzstärkere Vereine. Ein Wechsel zum Hamburger SV aber scheiterte im Sommer 2020 an der Ablösesumme, ein Jahr später wollte ihn der HSV unbedingt verpflichten – Hofmann sagte ab. Er wollte (und will) in die Bundesliga. Ein Wechsel zum VfL Bochum scheiterte im Vorsommer aber an der Finanzierung.

Jetzt ist er ablösefrei, und Bochum konnte den Angreifer überzeugen. Mit drei erfahrenen Stürmern, die allesamt auch charakterlich Führungsrollen einnehmen können, hat der VfL in der nächsten Saison damit eine spannende Konstellation mit viel Konkurrenzkampf im Sturmzentrum.