Bochum. Über manches Raunen im Stadion hat sich VfL Bochums Sportchef Schindzielorz geärgert. Im Pokalspiel gegen Freiburg setzt er auf die Gemeinschaft.
Viertelfinale, Flutlicht, immerhin 10.000 Fans im Ruhrstadion: Der VfL Bochum ist heiß auf den nächsten Saisonhöhepunkt, die Pokal-Partie gegen den SC Freiburg am Mittwochabend (20.45 Uhr/ARD live). Und Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer, appellierte ebenso wie Trainer Thomas Reis noch einmal an die „Gemeinschaft“, die Bochum in den vergangenen Monaten so stark gemacht habe. „Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir die Herausforderung nur gemeinsam bewerkstelligen können“, sagte Schindzielorz auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel.
Hintergrund ist die am Sonntag von einigen Fans geforderte Einwechslung von Angreifer Jürgen Locadia („Wir wolln den Jürgen sehn“). Für ihn stürmte Sebastian Polter. Einsatzfreudig, aber in manchen Situationen glücklos. Nach dem einen oder anderen technischen Fehler Polters ging bereits zuvor ein „Raunen“, wie es Schindzielorz ausdrückte, „durch das Publikum. Das hat mich ein Stück weit geärgert“, sagte der Sport-Chef. Es gelte, weiterhin zusammen für das Große und Ganze zu kämpfen und nicht eigene, kleine Themen aufzumachen. Es gelte, „jeden, der das blau-weiße Trikot trägt, zu unterstützen“, so sein Appell.
Bochums Trainer Thomas Reis setzt auf eine „tolle Einheit“
Thomas Reis hatte gegenüber dieser Redaktion bereits am Vortag das Verhalten dieses Teils der Anhänger in diesem Fall kritisiert. „Man kann es gut finden, einen Spieler zu fordern, muss aber auch bedenken, was das mit einem Spieler macht, der spielt“, erklärte Reis am Dienstag. „Wir müssen weiter eine tolle Einheit bleiben.“
Der Trainer betonte noch einmal, „dass wir fantastische Fans haben“, mit denen „wir am Mittwoch etwas ganz Großes erreichen können“. Fans, so Schindzielorz, die aus dem Ruhrstadion zusammen mit dem Team auch „eine Festung gemacht“ haben. Einen von vielen Gästen so oft gelobten „Hexenkessel“, der wohl auch manchen Punkt in der Bundesliga bescherte. Und half, das Viertelfinale zu erreichen mit den Heimsiegen gegen Augsburg und Mainz.
Diese drei große Chancen bietet das eine Spiel dem VfL Bochum
Im Viertelfinale sieht Schindzielorz gleich drei große Chancen für seinen Klub: die sportliche Möglichkeit auf einen historischen Erfolg mit dem erst vierten Einzug in ein DFB-Pokalhalbfinale in der Vereinsgeschichte; die wirtschaftliche Chance auf Einnahmen (rund 2 Millionen Euro aus dem DFB-Topf gibt es für die nächste Runde), die den Coronaschaden etwas lindern könnte. Und die Chance, einem Millionenpublikum „national und international zu zeigen, wie an der Castroper Straße Fußball gespielt und gelebt wird. Das wollen wir in die Welt transportieren.“ Letzteres kann das Image des VfL weiter aufpolieren, perspektivisch förderlich sein bei der Überzeugung von Spielern und Sponsoren.
Von Fan-Forderungen unabhängig zu betrachten ist natürlich die Frage, wer am Mittwoch von Beginn an spielt. Jürgen Locadia dürfte aufgrund seiner höheren spielerischen Qualität und seines nur 20-Minuten-Einsatzes gegen Leipzig zum Auftakt der Englischen Woche die Nase vorn haben gegenüber Polter. In die Karten schauen ließ sich Reis allerdings nicht. Er sprach von „ein, zwei möglichen Änderungen“ im Vergleich zum unglücklichen 0:1 gegen Leipzig – es könnten aber auch mehr werden.
Gerrit Holtmanns Einsatz steht nichts im Wege
Nach dem Spiel in Stuttgart (1:1) war er mit der Offensive nicht wirklich zufrieden, erklärte er die Vier-Mann-Rotation vor dem 0:1 gegen Leipzig. Hinzu kamen muskuläre Probleme bei Gerrit Holtmann, so dass er gegen Leipzig unter anderem auf Takuma Asano und Polter setzte. „Wir schauen im Training schon genau hin“, sagte Reis mit Blick auf den hohen Konkurrenzkampf, auf einen breiten, „ausgeglichenen Kader“: Bis auf Simon Zoller und den angeschlagenen Saulo Decarli, der in dieser Saison aber ohnehin sportlich keine Rolle spielte und spielt, sind alle Profis einsatzbereit.
Offen ist insofern erneut, wer im Mittelfeldzentrum beginnt neben dem gesetzten Anthony Losilla. Elvis Rexhbecaj war bisher Stamm, am Samstag allerdings steigt das nächste wichtige Spiel in der Liga, gegen Greuther Fürth, wenn mit einem Heimsieg ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt gelingen soll. Milos Pantovic, im Pokal mit vier Treffern bisher treffsicherster Mann des VfL, Patrick Osterhage und Eduard Löwen könnten ebenfalls loslegen. Ebenso wie Christopher Antwi-Adjei oder Asano auf dem Flügel. Mit Holtmann ist von Beginn an zu rechnen. „Seinem Einsatz steht zumindest nichts im Wege“, sagte Reis.
Trainer Reis erwartet wieder ein sehr intensives Spiel
Der VfL-Trainer rechnet wieder mit einem ähnlich intensiven Spiel wie in der Bundesliga-Hinrunde, als übrigens Polter und am Ende Pantovic mit einem Kunstschuss von der Mittellinie aus einem 0:1 noch ein 2:1 machten, und wie am Sonntag gegen Leipzig (0:1) mit einer in dieser Saison nahezu konstant starken Freiburger Mannschaft, die geschlossen auftritt, die sehr aktiv ist, die hoch presst. Zu viel „Klein-Klein“ im Defensivverbund könne da „schnell ins Auge gehen“. Zudem sei Freiburg mit Spezialist Vincenzo Grifo stark bei Standards, die gelte es möglichst zu verhindern oder eben „mit Mann und Maus zu verteidigen“.
Das Ziel ist klar vor den Heimspielen gegen Freiburg und Fürth: „Wir wollen beide Spiele gewinnen“, sagt Reis. Und sei es, im Pokal, wieder ein bisschen glücklich, sei es im Elfmeterschießen. „Wir werden alles dafür tun, die Partie vorher zu entscheiden. Aber wenn es im Elfmeterschießen gelingt, nehmen wir das auch gerne mit.“ Elfmeterschützen, die Verantwortung übernehmen, habe sein Team genug - extra trainiert hat der VfL es nicht. Die Drucksituation in einem Viertelfinale kann man da auch nicht simulieren.
Teams und Fakten: So könnten sie spielen
VfL Bochum: Riemann - Gamboa, Bella Kotchap, Leitsch, Soares - Losilla - Pantovic, Rexhbecaj - Antwi-Adjei, Locadia, Holtmann
Reserve: Esser - Masovic, Stafylidis, Tesche, Asano, Osterhage, Löwen, Polter, Blum
Es fehlt: Zoller (Aufbautraining)
SC Freiburg: Flekken - Kübler, Lienhart, N. Schlotterbeck, Günter - M. Eggestein, Höfler - Sallai, Jeong, Grifo - Höler
Alternativen: Uphoff - Gulde, K. Schlotterbeck, Schmid, Schade, Siquet, Demirovic, Weißhaupt, Haberer, Petersen
Es fehlt: Keitel (Zeh-OP)