Stuttgart. Der VfL Bochum fährt mit Glück den nächsten Punkt in der Bundesliga ein. Der Klassenerhalt rückt näher, jetzt folgen drei Heimspiele.

Zahlreiche Fans applaudierten den Profis des VfL Bochum, als die in den Mannschaftsbus stiegen zur Rückfahrt aus dem sonnigen Stuttgart ins verregnete Revier. Sie feierten die Aufsteiger wie Sieger. Ein Gefühl, das der VfL mitnahm vom Gastspiel beim schier untröstlichen VfB Stuttgart.

VfL Bochum: Eduard Löwen sichert glücklichen Punktgewinn

Eduard Löwen hatte mit einem verwandelten Elfmeter in der vierten Minute der Nachspielzeit für das 1:1 und damit für kollektiven Jubel bei den Gästen gesorgt. „Glücklich verdient“ sei der Punkt gewesen, packte VfL-Trainer Thomas Reis seine treffende Einschätzung in zwei Worte.

Der Coach merkte fast beiläufig an, dass er froh sei, dass das Bayern-Thema nun endgültig abgehakt sei. Sein Team hatte gezeigt, dass es die Bodenhaftung nicht verloren hat nach dem berauschenden 4:2-Fest gegen den Rekordmeister: ohne „Hurra-Fußball“, so Reis, aber mit „viel Engagement“. In Stuttgart stand Abstiegskampf auf dem Spielplan – Bochum nahm ihn an. Spielerisch lief wenig zusammen, defensiv aber zeigte der VfL eine weitgehend stabile, strukturierte Leistung.

Bochum Sieben Punkte vor Relegationsplatz

Nach ausgeglichener, chancenarmer erster Halbzeit konnte sich Bochum nach der Pause auf Manuel Riemann verlassen. Der nach seiner Corona-Infektion zurückkehrte Stammtorwart verhinderte mehrmals das 0:2 nach Stuttgarts Führung durch ein Eigentor von Armel Bella Kotchap nach einer Ecke (56.). Der VfB, seit nun acht Partien sieglos, war überlegen – Bochum blieb im Spiel. „Die Mannschaft hat an sich geglaubt“, hob Reis hervor.

Auch deshalb ist Bochum nun seit vier Spielen unbesiegt, das ist Rekord in dieser Saison. In allen vier Partien lag der VfL zurück – und in drei Partien reichte es dank der eingewechselten Torschützen noch zu einem Punkt gegen Köln (2:2), bei Hertha BSC (1:1), nun in Stuttgart (1:1). Das 4:2 gegen die Bayern mit vier Treffern in der ersten Halbzeit war und bleibt wohl auch der Ausnahmezustand. „Es ist super, dass wir immer wieder zurückkommen“, sagte Reis. Das spricht für eine gute Mentalität – einerseits. Lieber wäre es ihm naturgemäß, dass seine Mannschaft nicht ständig Rückständen hinterher rennen muss. „Man darf das Glück nicht überstrapazieren“, mahnte er.

VfL-Trainer Thomas Reis kann mit seiner Mannschaft zufrieden sein.
VfL-Trainer Thomas Reis kann mit seiner Mannschaft zufrieden sein. © firo

In Stuttgart war das Glück auf Bochums Seite, hat der Last-Minute-Treffer für eine Ausgangsposition im Abstiegskampf gesorgt, die nach gut zwei Dritteln der Saison keiner erwartet hat. Der VfB hat als Tabellen-17. weiterhin zehn Punkte Rückstand auf den VfL, der 16. FC Augsburg nun schon sieben Punkte. Ziel fast erreicht? „Wir sind auf dem richtigen Weg“, hielt Reis gewohnt den Ball flach.

VfL Bochum: Nun drei Heimspiele in sieben Tagen

29 Punkte hat der VfL bereits geholt und noch sechs Heimspiele, darunter gegen Fürth, Augsburg, Bielefeld – im Ruhrstadion ist Bochum bisher noch eine Klasse stärker. Für einen Einbruch, wie ihn in der Vorsaison Bremen erlebte, gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil. Es ist zwar kein Luxuskader, den der Aufsteiger beisammen hat mit seinem 24-Millionen-Euro-Etat, dem zweitkleinsten nach Fürth. Aber er ist angesichts bescheidener Mittel klug zusammenstellt, auf vielen Positionen ausgeglichen besetzt. Es gibt aktuell kaum Ausfälle, der Konkurrenzkampf ist groß. In Stuttgart etwa blieben die Offensivkräfte Milos Pantovic und Jürgen Locadia blass – die für sie eingewechselten Sebastian Polter und Eduard Löwen bescherten noch den Punkt.

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Polter holte nach einer sinnfreien Grätsche von VfB-Verteidiger Konstantinos Mavrapanos den Elfmeter heraus. Löwen verwandelte. Der Leihspieler von Hertha BSC ist bereits der fünfte Elfmeterschütze des VfL in dieser Spielzeit – auch das ist ein Beleg dafür, dass Bochum eine Reihe selbstbewusster Spieler hat, die Verantwortung übernehmen.

Der Mittelfeldmann ist einer der Profis mit Stammplatz-Anspruch. Er wird gebraucht: Es stehen nun drei Heimspiele in nur sieben Tagen an. In der Liga ist der VfL Außenseiter gegen Leipzig am 27. Februar und Favorit gegen Fürth am 5. März. Dazwischen steigt das Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg am 2. März, in dem der VfL große Träume aufrecht erhalten und eine Zwei-Millionen-Euro-Einnahme einspielen kann. Auf die heiße Woche wird Reis seine Spieler nach zwei trainingsfreien Tagen einschwören. „Wichtig ist“, sagt der Trainer, „dass die gesamte Mannschaft funktioniert. Das kann unser Trumpf sein.“