Bochum. Thomas Reis beweist als Trainer des VfL Bochum weiter eine gute Hand für Talente. Patrick Osterhage kann gegen den VfB auf einen Einsatz hoffen.

Dieses Datum und dieses Spiel wird Thomas Reis und Patrick Osterhage auf immer verbinden. Am 2. Oktober 2021 sorgte der Trainer des VfL Bochum für das Bundesligadebüt des jungen Mittelfeldspielers. Beim 0:3 gegen RB Leipzig wechselte er ihn in der 82. Minute ein. Inzwischen hat Osterhage die Zahl sechs bei Bundesligaspielen stehen. Zwei hat er von Beginn an bestritten, einmal hat er durchgespielt. Das war beim 4:2 gegen Bayern München. Mit Osterhage hat Reis beim VfL Bochum das nächste Talent erfolgreich werden lassen.

Dass er es bei der Wahl der Spieler gerne mit Otto Rehhagel hält, hat Reis noch nie gesagt. Er macht das einfach. Rehhagel, der viele Jahre als Trainer in der Bundesliga arbeitete, hatte einst die Formulierung gewählt, dass es keine alten oder jungen Spieler geben würde, sondern nur gute oder schlechte. Bei Reis sieht man jeden Spieltag bei der Aufstellung, dass bei ihm das Alter der Spieler keine Rolle spielt.

In der Defensive setzt er schon fast die ganze Saison auf die jungen Innenverteidiger. Das waren zuletzt wieder Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap, die zudem beide bereits beim VfL in der Jugend gespielt haben. Zwischendurch hatte der ebenfalls noch junge Erhan Masovic in der Innenverteidigung einen Stammplatz.

Osterhage lief gegen die Bayern 12,57 Kilometer

Den wichtigsten Arbeitsplatz im defensiven Mittelfeld aber hat Reis fest an Anthony Losilla vergeben. Der Franzose ist Kapitän und der älteste Spieler im Team. In dieser Saison war er bisher zudem der Spieler des Aufsteigers, der pro Spiel die meisten Kilometer läuft. Losilla wird Kapitän bleiben, der älteste Spieler auch. Bei den gelaufenen Kilometern aber könnte ihm dauerhaft Patrick Osterhage bald, nun ja, den Rang ablaufen.

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Gegen die Bayern lief Losilla 11,41 Kilometer, bei Osterhage waren es 12,57 Kilometer. Wobei zur Wahrheit auch dazu gehört, dass Reis Losilla durch die defensivere Positionierung auf dem Feld fast schon dazu zwingt, weniger zu laufen. Die Meter, die Losilla weniger läuft, läuft Osterhage mehr.

„Er ist ein Spieler“, sagt Reis über Osterhage, „der Tempo mitbringt und auch die Läufe in die Tiefe macht. Elvis Rexhbecaj macht das auch.“ Nach seiner fünften Gelben Karte im Spiel gegen die Bayern fällt Rexhbecaj für das Spiel beim VfB Stuttgart aus. Möglich scheint daher, dass neben dem gesetzten Losilla auch Osterhage im Team bleibt.

Auch Pantovic und Löwen sind Optionen

Reis traut Osterhage zu, eine Woche nach einem der Saisonhöhepunkte auch im Vergleich mit dem VfB Stuttgart, einem Konkurrenten gegen den Abstieg, gleich wieder eine gute Leistung zu bringen. „Er hat ja eine Woche Zeit, um wieder auf den Boden zu kommen“, sagt Reis. Er hätte aber auch andere Optionen. Eduard Löwen und Milos Pantovic könnten ins Team kommen. Reis entscheidet gerne nach Trainingsleistung. „Und wenn ich feststelle, dass Patrick Osterhage weniger macht, kann es sein, dass er nicht spielt.“ Sich hängen lassen, weniger machen, kann sich kein Spieler erlauben.

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„Die Konkurrenz ist auf jeder Position gegeben“, sagt Reis mit Blick auf die geringe Ausfallquote bei seinem Team. Mit Simon Zoller fehlte am Mittwoch nur ein Akteur auf dem Trainingsplatz. Reis hatte am Mittwoch 24 von 25 möglichen Feldspielern im Training.

Er hat in dieser Saison schon viel mit dem VfL Bochum erreicht und sich als Trainer sehr gut präsentiert. Er hat mit ruhiger Hand und ehrlicher Arbeit aus dem Aufsteiger ein Team geformt, das sehr gute Aussichten auf eine weitere Saison in der Bundesliga hat. Er hat das auch geschafft, indem er junge Spieler auf- und dauerhaft einbaut. Er gibt ihnen Vertrauen durch Spielzeit. Beim VfL Bochum bauen sie sich ihre guten Spieler wieder selber auf.

Osterhage hält wenig von Superlativen

Osterhage muss jetzt seine bereits gezeigten Leistungen bestätigen. Dass er abhebt, weniger macht, zu schnell zufrieden ist, davon ist kaum auszugehen. Aufgrund von verschiedenen Verletzungen hat er schon viele Spiele in seiner bisherigen Fußballer-Laufbahn verpasst. Er weiß zu schätzen, nicht verletzt zu sein, sich im Training bei einem Bundesligisten verbessern und für einen Einsatz anbieten zu können.

Das wird auch deutlich, wenn er über seine Leistung gegen die Bayern spricht. Insgesamt sei er schon zufrieden gewesen, sagte er. „Die ganze Mannschaft hat eine super Leistung gebracht, wir haben super zusammen gekämpft. Aber es gibt immer Sachen zu verbessern. Ich habe mir einige Aktionen und Spielsituationen noch einmal angesehen, wo es etwas zu verbessern gibt und daran muss ich immer weiter arbeiten.“

Auch seine Vorbereitung des 3:1 durch Cristian Gamboa, der feine Doppelpass mit der Hacke zum vielleicht schönsten Tor des Spiels, ordnete er sehr zurückhaltend ein. „Ja“, sagt er zwar, „das habe ich mir schon häufiger angesehen. Da kam man aber fast gar nicht drumherum. Es wurde ja auf allen Social-Meda-Kanälen immer wieder gezeigt. Aber das Tor von Cristian Gamboa war dann noch einmal schöner als meine Vorlage.“

VfL Bochum ist gegen Stuttgart nicht in der Favoritenrolle

Von Superlativen halte er ohnehin nicht so viel. „Gegen die Bayern brauchst Du eine gute Mannschaftsleistung, das gewisse Spielglück. Natürlich haben wir uns alle über den Sieg gefreut. Aber das war ein Bonusspiel für uns. Es gibt noch wichtigere Spiele, in denen wir direkte Konkurrenten treffen, wo wir auch punkten und abliefern müssen.“

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In der Favoritenrolle sieht er den VfL Bochum gegen den VfB Stuttgart daher nicht. „Das würde ich nicht sagen, als Aufsteiger. Okay, wenn man auf die Tabelle schaut, stehen wir über ihnen. Aber ich glaube, es ist ein noch wichtigeres Spiel als gegen die Bayern. Da gilt es zu punkten. Das ist sehr wichtig für uns, gerade auch auswärts Punkte zu holen. Deswegen gehen wir die Woche vollkonzentriert an und fokussieren uns auf Stuttgart.“

Ob er dann spielt, weiß Osterhage noch nicht, dass weiß auch Reis wohl noch nicht so genau. Auch wenn er Osterhage gegen die Bayern ein „ordentliches Spiel“ attestierte. „Wer spielt“, sagt Osterhage, „werden wir wie gewohnt in der Besprechung vor dem Spiel erfahren. Ich versuche im Training Gas zu geben, mich anzubieten und den Rest werden wir sehen. Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass ich gesetzt bin. Im Team gibt es ja ohnehin nur wenige gesetzte Spieler. Ich versuche mich weiter anzubieten und hoffe natürlich, dass ich spiele.“