Bochum. Manuel Riemann fällt coronabedingt aus, der VfL Bochum geht mit Michael Esser ins Bayern-Spiel. Das zeichnet den Torwart aus.

Zweimal stand Michael Esser in dieser Saison im Tor des VfL Bochum. Beim Pokalspiel gegen Augsburg, als er nach 119 Minuten und einem 2:2 ausgewechselt wurde und Stammkeeper Manuel Riemann das Elfmeterschießen übernahm (5:4). Und in der Liga beim FC Augsburg, beim 3:2-Sieg nach einer 3:0-Pausenführung. Riemann fiel Anfang Dezember verletzungsbedingt aus. Esser zeigte, wie weitgehend auch im Pokal, eine starke Leistung, rettete dem in der zweiten Halbzeit wackelnden VfL in der Schlussphase mit einigen Paraden in brenzligen Situationen den Sieg.

Jetzt wartet auf Esser die maximale Herausforderung. Gegen das Offensivmonster FC Bayern, das im Schnitt drei bis vier Tore erzielt pro Partie, wird er zwischen den Pfosten stehen beim Bundesliga-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky).

Denn Manuel Riemann fällt aus. Der 33-Jährige fühlte sich am Mittwochnachmittag nicht gut, erklärte Trainer Thomas Reis am Donnerstag auf der Pressekonferenz. Riemann wurde danach positiv auf das Coronavirus getestet, er ist in häuslicher Isolation, berichtete Reis.

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Keine weiteren Spieler müssen in Quarantäne

Weitere Spieler seien nicht betroffen, die Testungen fielen bisher negativ aus. Auch aufgrund etlicher Vorsichtsmaßnahmen und jenseits des Trainingsplatzes möglichst wenigen Kontakten untereinander (u.a. striktere Kabinentrennung, keine zweite Trainingseinheit), muss kein Profi als Kontaktperson in Quarantäne. Riemann könnte sich bei einem milden Verlauf frühestens Mitte nächster Woche frei testen und in Stuttgart am Samstag, 19. Februar, dann wieder eine Option sein.

Vor Riemann haben sich beim VfL Bochum in dieser Saison bisher Herbert Bockhorn, Eduard Löwen (2 Mal), Konstantinos Stafylidis, Erhan Masovic und Anthony Losilla mit dem Coronavirus infiziert. Takuma Asano und Tom Weilandt waren als Kontaktpersonen im Dezember in Quarantäne. Zuletzt in Berlin fehlten drei Spieler wegen Corona. Masovic und Losilla sind seit Montag, Löwen ist seit Mittwoch wieder im Training. Alle drei sind wieder einsatzbereit.

Das sagt Thomas Reis über Michael Esser

Gegen den FC Bayern kommt es also (auch) auf Michael Esser an. Kein Problem für Thomas Reis, wie es schon vor dem Spiel in Augsburg kein Problem für ihn war. „Wir haben einen tollen zweiten Torwart“, sagt der Coach über Michael „Bruno“ Esser. „Bruno hat in Augsburg bereits bravourös gespielt, er ist im Training immer auf Topniveau, er hat einen sehr guten Charakter.“ Gegen die Bayern, so Reis recht entspannt, „könnte es passieren, dass er ein bisschen war zu tun bekommt.“

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Besonders nervös machen wird das den 34-Jährigen wohl nicht. Im vergangenen Sommer war der in Castrop-Rauxel heimische Torwart aus Hannover zurückgekehrt zum VfL, um Riemann im Training zu pushen, ihm Konkurrenz zu bieten – und da zu sein, wenn er gebraucht wird. „Natürlich möchte ich noch so viele Spiele wie möglich machen. Aber ich weiß auch, dass Manu mit der Mannschaft aufgestiegen ist. Das ist alles klar abgesprochen“, sagte Esser gegenüber dieser Redaktion im Trainingslager im Sommer.

Esser ist auf der Linie stark – und strahlt viel Ruhe aus

Riemann spielt eine starke Saison, ist die klare Nummer eins – Esser aber eine Nummer zwei mit viel Erfahrung und erprobter Bundesliga-Klasse. Und er ist ein Typ, der zwar nicht der Lautsprecher ist wie Riemann, der aber seine Vorderleute auch zu ordnen weiß. Zuletzt zu hören beim Testspiel gegen Düsseldorf, als Esser 90 Minuten Spielpraxis sammeln konnte vor rund zwei Wochen.

Esser ist eher ein klassischer Torwart, mit 1,98 Metren deutlich größer als Riemann, präsent in der Luft, stark auf der Linie – und vor allem einer, der gefühlt in jeder Lebenslage die totale Ruhe und positive Energie ausstrahlt, auf seine Mitspieler entsprechend (ein-)wirkt. Auch im tobenden Stadion, auch im Angesicht von Gegenspielern wie Robert Lewandowski oder Leroy Sane.

Weniger stark ist Esser im Vergleich zu Riemann mit dem Fuß, als mitspielender Keeper, was gegen die Bayern aber vielleicht nicht ganz so entscheidend sein wird als gegen einen nicht so dominant zu erwartenden Gegner.

Das ist die Bayern-Bilanz von Michael Esser

Reichlich Erfahrung mit der Bundesliga und auch dem FC Bayern kann Esser jedenfalls in die Waagschale werfen. Für Darmstadt 98 (2016/17) und Hannover 96 sowie - in Augsburg - den VfL Bochum bestritt er bereits 64 Bundesliga-Partien. Vier Mal ging es für Esser gegen die Bayern. Mit Darmstadt gab es zuhause und in München jeweils knappe 0:1-Niederlagen, der SVD stieg letztlich ab. Nicht ganz so glimpflich lief es bei seinen Bayern-Spielen mit Hannover: 0:4 daheim, 1:3 in München.

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Talent Tjark Ernst rückt erstmals in den Bundesliga-Kader

Zu einem großen Nachmittag kommt es auch für einen U19-Torwart des VfL, der seit dieser Saison fest zum Profikader zählt. Tjark Ernst (18) ist erstmals bei einem Bundesliga-Spiel im Kader. Der U19-Nationaltorwart wird als Ersatzkeeper beim Bayern-Spiel am Samstag auf der Bank sitzen. Denn neben Riemann ist auch Paul Grave, die etatmäßige Nummer drei, nicht einsatzbereit nach längerer Verletzungspause.

Fällt Michael Esser aus, was vor dem Samstagspiel und auch während einer Partie ja nie ganz auszuschließen ist, würde Ernst sein Profi-Debüt gegen die Bayern geben. Geplant ist aber, dass Tjark Ernst erst am Sonntag spielt – für die A-Junioren bei Fortuna Düsseldorf.

Bei den Feldspielern hat Thomas Reis indes bisher keine neuen Sorgen, bis auf Simon Zoller sind alle im Training. Noch nicht zum Kader zählen wird aufgrund seines Trainingsrückstandes Danny Blum, erklärte Reis.