Mainz. Der VfL Bochum verliert das Bundesligaspiel in Mainz mit 0:1. Am Dienstag gibt es die Chance zur Revanche. Zwei Leistungsträger kehren zurück.

Manuel Riemann stand minutenlang nahezu regungslos in den Katakomben der Mainzer Arena, wo die Medienvertreter ihre Interviews führen dürfen. Er hatte freien Blick auf die andere Seite des Rasenplatzes. Vor der dortigen Tribüne feierten die Mainzer Spieler mit den knapp 1000 längst nicht mehr sitzenden Anhängern ihren 1:0-Erfolg über den VfL Bochum. Riemann wartete auf Robin Zentner, seinen Mainzer Torwart-Kollegen. Nach Shake-Hands mit ihm zog er in die Kabine. Enttäuscht nach einer verdienten, aber auch unnötigen Niederlage.

VfL Bochum: Sebastian Polter vergibt die große Chance

So in etwa äußerte sich auch Trainer Thomas Reis. „Wir haben zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten wäre mehr drin gewesen für uns, aufgrund der zweiten ist der Sieg für Mainz verdient.“

Nach zögerlichen ersten zehn Minuten nämlich fand der VfL Bochum besser in die Partie und hatte mehrere gute Chancen – und einen Strafstoß. Sebastian Polter, der Gefoulte, setzte sich nach Diskussionen mit Milos Pantovic durch, doch Mainz-Torwart Robin Zentner parierte seinen Flachschuss. „Wir waren uns beide sicher, schießen zu wollen. Da müssen wir jetzt kein großes Ding draus machen“, meinte Pantovic – würde dann aber beim nächsten Mal doch ganz gerne selbst antreten.

Pantovic hätte aber auch ohne Elfmeter ein Zeichen setzen können, als er eine Chance nach einem der guten Kontermöglichkeiten liegen ließ kurz vor dem Pausenpfiff, in Bochums bester Phase. „Wir haben leider den Elfmeter nicht genutzt, aber wir sind auch mit zwei, drei guten Umschaltmomenten fahrlässig umgegangen“, sagte Reis. „Da waren wir technisch unsauber, es wäre mehr möglich gewesen.“ Auch Mainz-Coach Bo Svensson erkannte an, dass in dem „engen“ Spiel eine VfL-Führung zur Pause aufgrund des Chancenplus „verdient“ gewesen wäre. Denn defensiv arbeitete der VfL wie zuletzt gegen Wolfsburg sehr stabil, sehr kompakt, ließ nur eine Chance durch einen Distanzschuss von Barreiro zu.

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Nach dem Wechsel aber dominierte Mainz, schließlich schlug Jeremiah St. Juste nach einem Umschaltmoment eiskalt zu. Die Gastgeber drückten, waren offensivstärker, bissiger, hatten mehrere Chancen. Bochums Gegenmittel der langen Bälle funktionierte nicht mehr, spielerisch lief im Mittelfeld und Angriff wenig zusammen – eine ordentliche Defensivleistung, vor allem in Durchgang eins, alleine reichte daher diesmal nicht zum Punkt.

„Wir haben uns in der zweiten Halbzeit etwas den Schneid abkaufen lassen“, meinte Reis. „Trotzdem war das Gegentor sehr ärgerlich. Wir waren nach einem Standard fast schon in Ballbesitz im Zentrum, verlieren dann den Ball und Gegner aus den Augen. Wir haben den Faden verloren, uns auch anstecken lassen von Aggressivität und Nickligkeit der Mainzer, wobei das alles im Rahmen war. Wir haben in der Schlussphase zu viel mit der Brechstange probiert, ohne eine Chance auf den zweiten Ball zu haben.“

VfL Bochum: Zwei Stammkräfte gegen Mainz wieder dabei

Auch Sebastian Polter, der jenseits des vergebenen Elfmeters stärker war als zuletzt, in zahlreichen harten Zweikämpfen auch ordentlich einstecken musste, ärgerte die Niederlage. „Wir hätten heute einen Punkt mitnehmen müssen. Wir waren in der ersten Halbzeit sehr kompakt, haben kaum etwas zugelassen, hatten Chancen. Leider haben wir sie nicht genutzt, und ich habe den Elfmeter verschossen.“ Bei den weiteren Gelegenheiten und überschaubaren Offensivaktionen fehlte „die Genauigkeit“, so Kapitän Anthony Losilla. „Das ist kein neues Thema, daran müssen wir weiter arbeiten. Trotzdem ist die Niederlage sehr ärgerlich. Defensiv waren wir vor allem in der ersten Halbzeit wieder sehr stabil.“

Das entscheidende Tor von Mainz 05 gegen den VfL Bochum fiel kurz nach er Halbzeit.
Das entscheidende Tor von Mainz 05 gegen den VfL Bochum fiel kurz nach er Halbzeit. © dpa

Die Leistung in der ersten Halbzeit, meinte Polter, müsse man mitnehmen ins Pokalspiel, denn schon am Dienstag geht es ja weiter im Achtelfinale, wieder gegen Mainz, diesmal daheim (20.45 Uhr). „Wir sind gewappnet“, sagte Reis. Dann kann er voraussichtlich wieder auf zwei Stammkräfte zurückgreifen, die in Mainz fehlten. Gerrit Holtmann hatte nach einem Magen-Darm-Infekt unter der Woche zu viel Kraft verloren, erklärte der Coach. Danilo Soares fehlte „aus privaten Gründen“, so Reis, „aber es ist nichts Schlimmes“. Nach unseren Informationen wird Soares zum zweiten Mal Vater. Reis: „Ich gehe davon aus, dass beide am Dienstag wieder dabei sein können.“

Jürgen Locadia verpasst den Ausgleich für den VfL Bochum

Ebenso wie Jürgen Locadia. Der Neuzugang gab ab der 79. Minute sein Debüt für den VfL. Mit der letzten Aktion der Partie in der Nachspielzeit hätte der Stürmer die Elfmeter-Diskussion fast ins Abseits gestellt. Doch Torwart Zentner parierte seinen technisch sauberen Distanzschuss. Es war die einzige echte Chance des VfL im zweiten Durchgang. Beim Heimspiel im Pokal soll es offensiv wieder besser aussehen. „Für negative Stimmung gibt es gar keinen Grund und keinen Platz bei uns“, sagte Pantovic mit dem Blick voraus. „Wir sind heute enttäuscht, es war mehr möglich. Aber wir stehen insgesamt ordentlich da und spielen am Dienstag im Achtelfinale. Wir wollen weiterkommen.“