Bochum. Auf die Verantwortlichen des Aufsteigers macht der Neuzugang Eindruck. Der Ex-Hoffenheimer könnte gleich gegen den VfL Wolfsburg helfen.

Der neujahrsübliche Instagram-Post von Jürgen Locadia schien nur eine Interpretation zu erlauben. Er schickte ein Foto von sich im Fußball-Trikot von Brighton & Hove Albion, dazu nette Worte: „Es war ein schönes Jahr 2021. Auf zu mehr Ruhm im Jahr 2022.“ Die Fans des Premier-League-Klubs dürften das als Kampfansage verstanden haben – und als Selbstmotivation eines Stürmers, der kaum zum Einsatz kam.

Aber der Fußball dreht sich ziemlich schnell, und sechs Tage später steht fest: Mehr Ruhm sucht Locadia nicht mehr in England, sondern in Bochum. Schon am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) könnte der 28-Jährige im zuschauerlosen Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg sein Debüt geben. „Wir müssen sehen, wie er das Training verkraftet“, sagte Trainer Thomas Reis am Freitag. „Er macht schon den Eindruck, dass man ihn schnell mehr fordern und integrieren kann“. Als Einwechselspieler könnte Locadia für frischen Wind sorgen.

Thomas Reis: „Darauf hätte keiner gewettet“

Thomas Reis ist nicht bei Instagram. Und an Neujahr hätte er vermutlich auch nicht von mehr Ruhm geträumt. Der 48-Jährige hat den VfL Bochum schon nach oben geführt, in die Bundesliga. Nun geht es um die harte Arbeit, die Klasse zu halten. 20 Punkte hat der Tabellenzwölfte teils begeisternd gesammelt, und damit genauso viele wie der nächste Gast im Vonovia-Ruhrstadion. „Darauf hätte vor der Saison keiner gewettet“, sagt Reis und erinnert an das Klub-Mantra: Nicht vergessen, wo man herkommt.

Allerdings hätte vor der Saison auch niemand darauf gewettet, dass der Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg nicht in die Spur kommt und sich nach 116 Tagen von Trainer Mark van Bommel trennt. Auch Nachfolger Florian Kohfeldt hat bisher noch keine Antwort auf die sportliche Talfahrt gefunden. Zuletzt verloren die Niedersachsen fünf Bundesliga-Spiele in Folge – damit wurde der Negativrekord aus der Saison 2004 eingestellt. Der 39-Jährige erwartet in Bochum einen „anderen Auftritt“, und davon geht auch Thomas Reis aus: „Sie werden versuchen den Bock umzuschmeißen, aber das wollen wir mit aller Macht verhindern.“

Wollen auch 2022 gemeinsam Spaß haben: VfL-Trainer Thomas Reis setzt gegen Wolfsburg wieder auf Rechtsverteidiger Cristian Gamboa.
Wollen auch 2022 gemeinsam Spaß haben: VfL-Trainer Thomas Reis setzt gegen Wolfsburg wieder auf Rechtsverteidiger Cristian Gamboa. © HMB /firo Sportphoto | Heiko Becker

Cristian Gamboa rückt in die Startelf

Die Bochumer Ausgangssituation ist zum Jahresauftakt besser, statt dreier coronabedingter Ausfälle beklagt der Revierklub nur einen. Der mit dem Virus infizierte Konstantinos Stafylidis wird auf der rechten Abwehrseite fehlen. Für ihn wird Cristian Gamboa auflaufen. Der 32-Jährige war in der Aufstiegssaison gesetzt, musste aber nach seiner Ellbogenverletzung seinen Stammplatz aufgeben. „Jetzt bekommt er seine Chance“, sagt Reis. Für den zweikampfstarken Gamboa beginnt das neue Jahr also mit einer neuen Chance.

Vielleicht auch für Armel Bella-Kotchap oder Vasilios Lampropopoulos, die in der Innenverteidigung als Kandidaten für den gelbgesperrten Erhan Masovic einspringen können. In jedem Fall für den VfL Bochum insgesamt, der mit zwei Niederlagen das sportlich spektakuläre Jahr 2021 abschloss. In der Winterpause sollten die Spieler „die Köpfe freikriegen“ nach einer kraftraubenden Hinrunde. Danach legte Reis den Schwerpunkt auf die Defensiv-Arbeit, verbunden mit einem Neujahrsvorsatz: „Wir müssen schauen, dass wir in der Rückrunde definitiv weniger Tore zulassen.“

Sebastian Schindzielorz: Kader ist breit genug

Dass nun ausgerechnet gegen Wolfsburg die Viererkette auf zwei Positionen verändert werden muss, macht es nicht leichter. Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz sieht den Kader für Ausfälle dennoch gewappnet. „Wir haben auf allen Positionen Möglichkeiten zu variieren, so dass ich mir darüber keine Gedanken mache.“

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In der Offensive ist nun eine Möglichkeit dazugekommen. Der frühere Hoffenheimer Locadia bringe Technik und Charakter mit, sagen die Verantwortlichen. Neben den sportlichen und finanziellen Aspekten sei auch wichtig, dass ein Spieler menschlich in die Mannschaft passe, so Schindzielorz. „Für uns spielt auch immer eine Rolle, dass die Story drumherum passt.“ An einem Happy-End kann nun auch Locadia mitwirken.

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