Bochum. Der VfL kann trotz viel Einsatz den Ausfall von fünf Stammkräften nicht kompensieren und dann werden noch einige Fans auffällig.

Dass die Stimmung nicht schneller wieder optimistischer, freudvoller war wie so oft in dieser Saison, lag natürlich zum einen am Ergebnis. Der VfL belohnte sich diesmal nicht für sein Bemühen in der zweiten Halbzeit, den Ausgleich noch zu erzwingen. Union verteidigte das frühe 1:0, weil Milos Pantovic einmal frei übers Tor schoss und einmal nur die Unterkante der Latte traf.

VfL-Fans werfen Bierbecher Richtung Gästebank

Zum anderen kochten bei einigen Anhängern, die normalerweise wohl in der pandemiebedingt leeren Ostkurve zuhause sind, am Ende die Emotionen hoch, als Rani Khedira womöglich länger als nötig auf dem Rasen liegen geblieben war. (Auch) direkt hinter der Reservebank der Berliner flogen Bier- und Wasserbecher Richtung Union-Reservisten, auf dem Dach der Reservebank trommelten Fäuste. Es gab Wortgefechte zwischen Union-Spielern/Betreuern und VfL-Fans, es gab Ermahnungen vom Stadionsprecher, dass dies zu Lasten des VfL ginge, ein paar Sicherheitskräfte mühten sich um Beruhigung, und nach dem Abgang der Gäste in die Kabine war das Thema im Stadion dann auch erledigt. Ein Nachspiel dürfte freilich folgen. Der Schiedsrichter notierte die Szenen, dem VfL droht eine Strafe. Die Trainer der Klubs wollten das nicht kommentieren: „Was im Stadion passiert, bleibt im Stadion“, meinte Unions Urs Fischer.

Das so erfolgreiche Fußball-Jahr 2021 nahm jedenfalls kein erfolgreiches und kein schönes Ende.

Kruse macht den Unterschied

Dabei hatte der im ersten Durchgang durchweg harmlose VfL nach einem frühen Rückstand noch einmal alles probiert, alles nach vorne geschmissen gegen die zunächst reiferen, im zweiten Abschnitt nur noch verteidigenden Berliner. Unions Max Kruse machte mit seinem Treffer in den Winkel, als die VfL-Defensive unsortiert war und von Flankengeber Oczipka, Kopfball-Ablage-Spieler Prömel und Torschütze Kruse zu weit weg war, den Unterschied.

Viel mehr Möglichkeiten hatte Union nicht – Bochum die erwähnten zwei Topchancen von Pantovic, dem im Anschluss noch ein zu harmloser Kopfball in die Arme des freundlich empfangenen Union-Keepers und Ex-Bochumers Andreas Luthe folgte.

„Viele Chancen lässt Berlin nicht zu, dann muss man diese wenigen nutzen“, sagte Trainer Thomas Reis hinterher. Das Wettbewerbs-Glück, meinte sein Kollege Urs Fischer, sei nach einer guten, überlegen geführten ersten Halbzeit dann „heute auf unserer Seite“ gewesen. Reis bestätigte diese Einschätzung – ohne zu vergessen, dass es bei manchen Partien in der Hinrunde auch andersherum war.

Defensiv bundesligatauglich, die offensive Leistung nicht

Letztlich war die defensive Leistung gegen Berlin bundesligatauglich, die offensive nicht. Keine Frage: Den Ausfall von gleich fünf für den Angriff zuständigen Stammkräften, von Löwen, Zoller, Asano, Holtmann und Blum, kann der Aufsteiger nicht allein mit Einsatz wettmachen.

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„Wir wollen nicht klagen, aber natürlich haben uns etliche Kräfte gefehlt, ohne dass ich den Jungs, die gespielt haben, einen Vorwurf machen will. Sie haben noch einmal alles investiert“, meinte Reis. „Wir wollten in der ersten Halbzeit Union mehr locken, die Räume finden, das ist uns nicht so gut gelungen“, bilanzierte er die Partie. „In der zweiten Halbzeit haben wir besser gespielt, haben noch einmal alles investiert, hatten heute aber das Spielglück nicht.“

Mit 20 Punkten liegt Bochum trotz nur einem Tor und einem Zähler in der die Hinrunde abschließenden Englischen Woche derzeit auf Rang elf, nur Stuttgart könnte mit einem Sieg am Sonntag in Köln noch vorbeiziehen. „Es ist natürlich sehr bitter, jetzt mit zwei Niederlagen in die kurze Pause zu gehen“, sagte Reis nach dem 0:2 gegen Bielefeld und dem 0:1 gegen Berlin binnen vier Tagen. „Aber wir haben 20 Punkte, die magischen 40 reichen normalerweise, wir sind absolut im Soll. In der Bundesliga ist die Intensität höher, auch mental hat meine Mannschaft der höheren Belastung gut standgehalten. Jetzt wollen wir ein paar Tage die Köpfe frei kriegen.“

Der Abstand auf Relegationsplatz 16 (Stuttgart) und Abstiegsplatz 17 (Bielefeld) ist geschrumpft auf drei und vier Punkte. Gegen den Krisenklub VfL Wolfsburg, der noch hinter Bochum rangiert, geht es dann am 9. Januar im Ruhrstadion weiter – sicherlich mit deutlich mehr Optionen für Trainer Reis als zum Jahresabschluss. Außer Zoller könnten die am Samstag vermissten Stammkräfte dann wieder dabei sein.