Bochum. Bei Zuschauerbeschränkungen fürchtet VfL Bochums Geschäftsführer Kaenzig einen hohen emotionalen Verlust - mehr als den wirtschaftlichen Schaden.

Klar ist in der derzeitigen Phase der Pandemie, in denen einer Politik-Spitzenrunde die nächste folgt, dass nichts klar ist; schon gar nicht auf Dauer. Was gilt morgen, was übermorgen, was im Januar, und was in welchem Bundesland oder doch überall?

Auch Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum kann nur warten auf Entscheidungen der Regierung(en). Und sich wappnen. „Wir sind wirtschaftlich und organisatorisch auf alle Szenarien vorbereitet“, sagt Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum, im Gespräch mit dieser Redaktion am Mittwochmorgen. „Das Virus gibt den Ton an und die Politik, die darauf reagiert. Wir müssen die Entscheidungen so hinnehmen und hoffen, dass die Lage schnell besser wird und uns neue Einschränkungen nur kurz treffen.“

Bei lang anhaltenden „Zuschauer-Lockdown“ droht ein Millionenverlust

Sollten sich starke Zuschauereinschränkungen hinziehen bis in den Frühling, droht Bochum erneut ein coronabedingter Millionenverlust im niedrigen einstelligen Bereich. Wirtschaftlich besonders wichtig sind dabei für den VfL – wie für alle Vereine – die Einnahmen aus dem VIP-Bereich. Rund 1.000 VIP-Karten hat Bochum verkauft. Mehr als 14.000 weitere Dauerkarten kommen hinzu.

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Einschränkungen bei der Zuschauerzahl, so viel ist sicher, wird es im Dezember geben, in dem die Heimspiele gegen Borussia Dortmund (11. Dezember) und Union Berlin (18.) anstehen. Mit einer maximal erlaubten Stadionauslastung von 20 bis 30 Prozent ist zu rechnen (sofern es nicht sogar zu Geisterspielen kommt). Statt 20.000 Fans wie zuletzt dürften dann vielleicht nur 6.000 Fans zum Derby gegen den BVB kommen. Wie in diesem Fall, bei diesem besonderen Spiel das Ticketing vonstattengehen soll, will der Klub zeitnah bekannt geben, wenn die neue Verordnung vorliegt.

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Trotz Zuschauerbeschränkungen: Wintertransfer ist nicht ausgeschlossen

Ilja Kaenzig betont, dass der Klub, der konservativ geplant hatte (ursprünglich ohne Zuschauer in der Hinrunde), auch bei wenig bis gar keinen Zuschauern wirtschaftlich gerüstet sei. „Wir bleiben sportlich ambitioniert“, sagt der Geschäftsführer. Heißt auch: Ein Wintertransfer ist bei Bedarf trotz Zuschauerbeschränkungen nicht ausgeschlossen, wie gehabt in einem überschaubaren finanziellen Rahmen.

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Kaenzig aber will fehlende Fans nicht auf fehlendes Geld reduzieren. Ganz im Gegenteil. „Viel mehr als der wirtschaftliche Schaden schmerzt uns der emotionale Verlust, wenn unsere Fans nicht ins Stadion dürfen“, sagt der Schweizer. „Nach mehr als einem Jahr ohne Zuschauer haben wir im Stadion viel Stolz, Freude, Fantasie erlebt. Wir sind als Gemeinschaft mit unseren Anhängern gerade in einer sehr intensiven Phase, die jetzt wohl leider größtenteils wieder unterbrochen wird. Ich hoffe für eine nicht allzu lange Zeit.“

Kaenzig: „Emotional verlieren wir von allen Klubs der Bundesliga am meisten“

Bundesweit hat Aufsteiger Bochum mit seinen Anhängern zuletzt viele Sympathiepunkte gesammelt. Auswärts – und erst Recht daheim. Alle Gäste schwärmten bisher von der besonderen Stimmung, der Fußball-Atmosphäre im Vonovia Ruhrstadion, wie etwa zuletzt SC Freiburgs Trainer Christian Streich.

Die VfL-Fans, das darf man behaupten, haben mit dafür gesorgt, dass Bochum bisher zu Hause so erfolgreich ist. Bei keinem anderen Bundesliga-Klub sei die Euphorie bei den Fans derzeit so groß wie in Bochum, meint Ilja Kaenzig: „Emotional verlieren wir von allen Klubs der Bundesliga am meisten.“