Bochum. Kaum ein Team war vor leeren Rängen so erfolgreich wie der VfL Bochum. In Augsburg will der VfL so oder so punkten. Womöglich ohne Riemann.
Eine 2G-Plus-Regel bei einer Auslastung von höchstens 25 Prozent galt zuletzt für die Fußball-Bundesliga-Spiele in Bayern. Noch vor der Krisenrunde der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel und ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz am Dienstag kündigte Bayerns Landeschef Markus Söder aufgrund der Entwicklung der Pandemie die Rückkehr zu Geisterspielen an in seinem Bundesland. Wie es in Sachsen ja am letzten Wochenende bereits der Fall war. In Leipzig, in Aue.
Möglicherweise also bestreitet Aufsteiger VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr) sein erstes Spiel vor leeren Rängen seit dem Zweitliga-Meisterstück gegen Sandhausen im Mai. Ohne eigene Fans, wobei ohnehin nur maximal 385 Gäste-Zuschauer zugelassen wären. Ohne Fans der Gastgeber. „Wenn es so kommt, wäre das schade“, sagte VfL-Trainer Thomas Reis am Dienstagmittag, als die Spitzenpolitiker tagten. „Aber das können wir nicht beeinflussen. Wir bereiten uns sportlich ganz normal auf den Gegner Augsburg vor. Unsere Vorbereitung auf die Partie ändert sich dadurch ja nicht.“
Wohl vorerst keine Geisterspiele in NRW
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Eine Woche darauf geht es für den VfL im eigenen Stadion weiter mit dem Derby gegen Borussia Dortmund. Noch ist unklar, ob mit Fans und falls ja, vor wie vielen unter welchen Bedingungen. Der NRW-Landtag berät am Mittwoch. Laut Medienberichten soll es vorerst zu keinen Geisterspielen kommen in NRW, wohl aber zu weiteren Kapazitätsbeschränkungen. Die Rede ist von einem Drittel Auslastung.
Zunächst geht es für den VfL aber nach Augsburg. Zum FCA, der nach dem Pokal-Aus in Bochum beide Heimspiele gewonnen hat: mit 4:1 gegen Stuttgart, mit 2:1 gegen den FC Bayern. Zum FCA, der seitdem auswärts in Wolfsburg knapp mit 0:1 verloren und bei Hertha BSC zuletzt ein 1:1 erobert hat dank eines Treffers von Michael Gregoritsch in der Nachspielzeit. Zum FCA, der nur drei Punkte hinter Bochum liegt und mit einem Sieg am derzeit national so gefeierten Aufsteiger vorbeiziehen würde. Es ist ein Spiel zweier Teams mit guter Formkurve, ein Spiel auf Augenhöhe. Ein Spiel, in dem es um ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt geht.
Vor leeren Rängen hat der VfL Bochum in der 2. Liga überzeugt
Ob leere Ränge sogar ein Vorteil für den VfL als Auswärtsmannschaft wären, sei dahin gestellt. Vor dem Wort Geisterspiel an sich muss Bochum aus rein sportlicher Perspektive jedenfalls zunächst einmal keine Sorge haben. Kaum eine andere Mannschaft, in der 2. Liga bis zum vergangenen Sommer gar keine andere Mannschaft, war bei Spielen ohne Zuschauer so erfolgreich wie der VfL.
Vor dem ersten Lockdown im März 2020 war Bochum noch in Abstiegsgefahr. Er gewann sein erstes Spiel nach dem Re-Start vor leeren Rängen gegen Heidenheim mit 3:0. Er holte aus den neun Geisterspielen am Ende der Saison 2019/20 stolze 18 Punkte, schloss die Spielzeit als Tabellenachter ab.
Der VfL stieg in der folgenden Saison mit 67 Punkten auf. Lediglich in den ersten vier Partien waren wenige tausend Zuschauer zugelassen, gegen Aue am fünften Spieltag noch 300. Der Rest der Spielzeit 2020/21 fand vor leeren Rängen statt.
Umschaltspiel bleibt Trainingsschwerpunkt beim VfL Bochum
In dieser Saison punktete der VfL bei sieben Versuchen bisher nur in Fürth (1:0). In Augsburg aber soll sich der spielerisch positive Trend der Partien in Mönchengladbach (1:2) und Leverkusen (0:1) fortsetzen und mit Zählbarem belohnt werden. „Wir müssen weiter unsere zuletzt gezeigten Stärken einbringen“, sagt Thomas Reis und meint damit vor allem, wenig Bälle zu verlieren, um Augsburg nicht zum Umschaltspiel einzuladen.
Zudem soll sein Team mit energischer Zweikampfführung, mit gutem Positionsspiel und beherztem Attackieren Umschaltmomente erzwingen, die es noch besser auszuspielen gilt. Das Umschaltspiel in beide Richtungen war und bleibt auch in dieser Woche daher Schwerpunkt des Trainings.
Defensiv hat der VfL seine Stabilität gefunden, nur sieben Gegentore aus den letzten acht Partien drücken das in Zahlen aus. Auch, weil das Zentrum defensiv weitgehend funktionierte. Anthony Losilla ist als unermüdlicher, kluger Sechser ohnehin gesetzt. Auch Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen trugen zum Erfolg bei.
Pantovic konkurriert mit Rexhbecaj und vor allem Löwen um einen Startelf-Platz
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Möglich, dass Milos Pantovic, der mit Rexhbecaj und vor allem Löwen um einen Startelf-Platz konkurriert, daher zunächst erneut nur auf der Bank sitzt. Möglich aber auch, dass er als offensiv derzeit stärkerer Spieler eine Chance von Beginn an erhält. Zumal seine Erinnerungen an Augsburg ja so frisch wie viel- versprechend sind: Im Pokal zählte der Kunstschütze des VfL zur Startelf, er erzielte beide Treffer zur 2:0-Führung (Endstand 7:6 nach Elfmeterschießen). Und: Nimmt man alle Pflichtspiele und nicht nur die Bundesliga-Partien, ist Pantovic mit vier Treffern Bochums erfolgreichster Torschütze der Saison vor Sebastian Polter (3) und Simon Zoller (3).
Nicht nur für die Startelf, auch für die Kader-Nominierung hat Reis aktuell eine große Auswahl. Danny Blum, gegen Freiburg noch außen vor, ist längst wieder im Mannschaftstraining, und Robert Tesche macht erhebliche Fortschritte. Ähnlich wie bei Innenverteidiger Maxim Leitsch, der am Samstag auch erste Wahl sein könnte nach seinem Kurz-Comeback gegen Freiburg, sei der Mittelfeld-Routinier nach einer weiteren Trainingswoche viel weiter als noch vor dem Freiburg-Spiel. Gegen die Breisgauer zählte Tesche noch nicht zum Aufgebot. „Er könnte in Augsburg zum Kader zählen“, sagt Reis nun.
Torwart Riemann kann weiterhin nicht trainieren
Ob Manuel Riemann die Reise nach Bayern mit antritt, ist weiterhin offen. Der Stammtorwart konnte auch am Dienstag nicht auf dem Platz trainieren wegen seiner erneut aufgetretenen Probleme in der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Riemann wurde behandelt, trainierte im Kraftraum auf dem Rad. Auch mit Blick auf die das Fußballjahr abschließende „Englische Woche“ mit den Spielen gegen den BVB (11. Dezember), in Bielefeld (14.) und gegen Union Berlin (18.) könnte es sein, dass Riemann sich erst einmal komplett auskurieren soll. Michael Esser, die Nummer zwei, wäre auf jeden Fall bereit.