Bochum. Trainer Thomas Reis hat zuletzt viel rotiert. Manche Spieler überzeugten, zwei könnten im Winter gehen. Gewinner und Verlierer beim VfL Bochum.
Ein Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am kommenden Samstag (6. November/15.30 Uhr/maximal 20.000 Zuschauer) rundet Saisonphase Nummer drei ab. Dann steht wieder eine zweiwöchige Länderspielpause bis zur Partie bei Bayer Leverkusen an (Samstag, 20. November, 15.30 Uhr). Drei Spiele in acht Tagen hat der VfL Bochum zuletzt absolviert.
Gegen Eintracht Frankfurt feierte er einen überzeugenden 2:0 (1:0)-Sieg. Gegen den FC Augsburg gewann er einen hoch emotionalen Pokalfight im Elfmeterschießen (7:6, 2:2 nach Verlängerung). In Mönchengladbach verlor er bemerkenswert knapp, aber verdient mit 1:2 (0:2).
Bei drei Spielen in acht Tagen hat Trainer Thomas Reis auch kräftig rotiert: In der Liga vertraute er einer anderen Elf als im Pokal (sechs Wechsel). Bei den Bundesliga-Spielen gegen Frankfurt und in Mönchengladbach gab es nur einen Wechsel. In Gladbach begann Gerrit Holtmann statt Danny Blum.
Im Vergleich zur Vorsaison hat Trainer Reis mehr adäquate Alternativen
Von einem A- oder B-Team allerdings sollte man in dieser Saison, anders als in der vergangenen Spielzeit, nicht mehr sprechen. Der Kader ist deutlich ausgeglichener besetzt. Beim Achtelfinale in Leipzig im Vorjahr waren die damals geschonten Leistungsträger wie Maxim Leitsch, Robert Zulj und Simon Zoller nicht einmal ansatzweise adäquat zu ersetzen. Gegen Augsburg sah das ganz anders aus: Vor allem die ins Team rotierten Spieler überzeugten.
Auch interessant
Drei Spiele in acht Tagen: Diese Redaktion blickt auf jeweils vier Gewinner(-Pärchen) und Verlierer der „Englischen Woche“. Wobei man anmerken darf, dass sich die Liste in beiden Richtungen auch vergrößern ließe.
Fünf Gewinner beim VfL Bochum: Von den Torhütern bis zum Kapitän
Manuel Riemann/Michael Esser. Die Torhüter lieferten die Momente, die Bilder der Woche. Esser zeigte im Pokal bei seinem ersten Saisoneinsatz mit starken Paraden trotz eines Fehlers beim 2:2 eine richtig gute Leistung. Nur dank „Bruno“, sagte Riemann hinterher, gab es überhaupt die Elfmeter-Show. Die Nummer eins, in der Liga gesetzt, wurde eingewechselt in Minute 118, verwandelte den fünften VfL-Elfmeter so sicher wie ein Stürmer, der noch nie etwas anderes gemacht hat.
Auch interessant
Vor allem aber imponierte der gegenseitige Respekt, den sich die Torhüter entgegenbringen. Riemann stimmte auf dem Fan-Zaun die Sprechchöre für Esser an. „Wir pushen uns gegenseitig“, sagte Michael Esser. Er akzeptierte seine Auswechslung, die ihm die Chance auf den Helden-Status’ des Abends nahm, ebenso sportlich wie seine Rolle als Nummer zwei. Um im Fall der Fälle voll da zu sein.
Milos Pantovic: Doppel-Torschütze im Pokal sorgt auch in Gladbach für Schwung
Nach einer taktisch und defensiv guten Leistung in Fürth rotierte Milos Pantovic gegen Frankfurt auf die Bank, und zwar über 90 Minuten. Gegen Augsburg durfte der 25-Jährige wieder von Beginn an ran – und avancierte zu Bochums Bestem an diesem denkwürdigen Pokaltag. Nicht nur wegen seiner zwei Treffer zur 2:0-Führung.
Auch interessant
Dennoch musste der im Mittelfeld flexibel einsetzbare Pantovic in Mönchengladbach die Partie zunächst wieder von der Bank aus verfolgen. Nach seiner Einwechslung für Eduard Löwen sorgte er für frischen Schwung. Hätte Yann Sommer seinen Schuss in Minute 92 nicht so stark pariert, Pantovic wäre der König der Woche geworden in Bochum. So war er nur der Kronprinz – mit guten Chancen auf einen Startelf-Einsatz beim nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim.
Konstantinos Stafylidis: Flexibel einsetzbar, harte Zweikämpfe, scharfe Flanken
Knallharte Zweikämpfe, scharfe Flanken, viel Einsatz und Mentalität, flexibel einsetzbar: Der griechische Nationalspieler hat eine richtig gute Woche hinter sich. Gegen Frankfurt wurde er eingewechselt, spielte im zentralen Mittelfeld (für Löwen). Gegen Augsburg überzeugte der Linksfuß erst als rechter und dann als linker Verteidiger. In Gladbach durfte er in der zweiten Halbzeit ran für Cristian Gamboa, wieder als Rechtsverteidiger – und war Bochums bester Feldspieler. Der Ex-Hoffenheimer hat gute Karten, gegen Hoffenheim wieder von Anfang an zu spielen als rechter Verteidiger, weil Gamboa zuletzt nicht restlos überzeugen konnte.
Anthony Losilla: Der Kapitän rennt und spielt auch nach 300 Minuten noch vorbildlich
Eigentlich hat es der Kapitän gar nicht mehr nötig, in dieser Rubrik genannt zu werden. Aber nehmen wir Mönchengladbach: Seine Hammer-Grätsche verhinderte das frühere 0:2. Seine Kopfballvorlage in Minute 92 hätte Pantovic mit seinem Schuss fast zum 2:2 veredelt. Wer mit 35 Jahren im Mittelfeld in allen drei Partien durchspielt und dabei in allen drei Partien zu den besten Bochumern gehört, der bekommt virtuell eine Flasche edelsten Champagner serviert. Chapeau, Anthony Losilla!
Vier Verlierer: Vom Startelf-Spieler bis zu den Tribünen-Gästen
Eduard Löwen. Ja, er spielte gegen Frankfurt, er spielte in Mönchengladbach jeweils von Beginn an, im Pokal durfte er sich ausruhen. In beiden Bundesliga-Partien lief der Mittelfeldspieler, von dem sich der VfL Bochum (und auch der Autor dieser Zeilen) so viel erhofft hatte, der Musik weitgehend hinterher. Elvis Rexhbecaj und Anthony Losilla, seine Kollegen im Mittelfeld, sind defensiv deutlich zweikampfstärker und vor allem viel laufstärker, einsatzfreudiger. Bei Löwen hat man bisher das Gefühl, er kenne nur ein gleiches Tempo für jede Situation.
Offensive Akzente konnte der 24-Jährige, ausgeliehen von Hertha BSC, in beiden Partien kaum setzen. Einfacher soll er spielen, schnörkelloser, forderte Trainer Thomas Reis unlängst. Bisher kommt zu wenig zurück von Löwen, der um seinen Startelf-Platz bangen muss gegen Hoffenheim. Zumal bei den Standards, für die er auch geholt wurde, mittlerweile andere glänzen. Konstantinos Stafylidis als Flankengeber nach einer Ecke vor dem 1:0 gegen Frankfurt. Danny Blum mit seinem scharfen Schlenzer in den Winkel zum 1:2 in Mönchengladbach.
Auch interessant
Christopher Antwi-Adjei: Nur Tempodribblings reichen nicht
Dribbelstark und schnell ist er, aber richtig durchsetzen konnte er sich nach seinen Einwechslungen in den Bundesliga-Partien und bei seinem enttäuschenden Startelf-Einsatz im Pokal nicht. In Gladbach vergab der 27-Jährige ebenso kläglich seine Chance wie zuvor seine Offensivkollegen.
Silvere Ganvoula/Saulo Decarli: Es reicht nicht einmal mehr für den Kader
Trainer Reis rotierte bei der Startelf – aber nicht beim Kader. Für Silvere Ganvoula, der einst angeblich unersetzbare Torjäger, und den allerdings zweimal erkrankt fehlenden Verteidiger Saulo Decarli war in allen drei Partien kein Platz im Aufgebot. (Ebenso wenig wie für Tarsis Bonga und Tom Weilandt, die aber schon lange sportlich keine Rolle mehr spielen).
Auch interessant
Ganvoula ist trotz der Verletzung von Simon Zoller nur die Nummer drei als Stoßstürmer hinter dem drei Mal (fast) durchspielenden Sebastian Polter und dem ein Mal eingewechselten Soma Novothny. Letzterer hat viel weniger fußballerisches Potenzial als Ganvoula, aber offenbar deutlich mehr Einsatzwillen.
Ganvoula und Decarli sind Wechselkandidaten schon in diesem Winter
Ganvoula war nun in vier Partien in Folge nicht im Kader. Niemand würde sich noch wundern, wenn der mittlerweile 25-Jährige im Winter den VfL Bochum verlässt. Der Verein, der ihn noch gebunden hat bis 2023 ohne Ausstiegsklausel, würde ihm bei einem entsprechenden Angebot keine Steine in den Weg legen. Auch wenn er derzeit für Ganvoula sicherlich nicht mehr die einst anvisierten Millionen kassieren kann, für die der wuchtige Kongolese noch vor rund anderthalb Jahren gehandelt wurde.
Saulo Decarli, aktuell Innenverteidiger Nummer vier, fehlte zweimal wegen einer Erkrankung, ist jetzt aber wieder im Training. Der Schweizer wird es weiterhin schwer haben, auf Einsatzzeiten zu kommen, zumal ja Maxim Leitsch derzeit noch verletzt ausfällt. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Eine Verlängerung des Kontraktes wird es ligaunabhängig sicherlich nicht geben. Denkbar, dass Decarli bereits im Winter den VfL verlässt.