Bochum. Die Profis des VfL Bochum haben etwas frei. Trainer Reis macht sich nach dem letzten Test Gedanken darüber, was ihm Hermann Gerland gesagt hat.

Auch negative Erkenntnisse helfen weiter. Beim Test des VfL Bochum gegen die Go Ahead Eagles Deventer sah Thomas Reis, der Trainer des VfL Bochum, kaum Spieler, die sich für die Startelf im nächsten Bundesligaspiel gegen Hertha Berlin aufgedrängten. Ein Spieler aber überzeugte ihn. Dazu war er froh, dass er von Hermann Gerland Hinweise zum Spiel und zu einzelnen Spielern bekam.

Der Tiger, so der Spitzname Gerlands, schaute sich den Test des VfL Bochum zusammen mit seinem ehemaligen Mitspieler beim VfL und langjährigen Freund Michael „Ata“ Lameck an. Nach dem Spiel ging Gerland dann auf Reis zu. Das Gespräch dauert etwas länger.

„Die Zeit habe ich mir gerne genommen“, sagte Reis. „Ich kenne ihn schon länger, aber ich hatte nie so richtig viel Kontakt zu ihm. Er hat mir noch einmal zum Aufstieg gratuliert. Was er mir zu unserem Testspiel gesagt hat, war sehr aufschlussreich. Es ist immer hilfreich, von so einem großen Fachmann auch Aussagen zu bestimmten Spielern zu bekommen.“

Bis zum Hertha-Spiel ist noch etwas Zeit

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Reis hatte beim Test nicht viel Positives gesehen. „Wir nicht das Niveau gezeigt, dass wir in der Bundesliga zeigen wollen und müssen. Das Spiel hat mir gezeigt, dass wir mehr als kompakte Mannschaft funktionieren müssen. Für mich heißt das, dass ich das Training anders steuern muss, um das Bewusstsein zu schärfen, dass wir kompakter stehen.“

Er habe gesehen, dass es noch sehr viel Arbeit gibt. „Einige Akteure brauchen diese Spiele, werden sie auch weiter brauchen.“ Einer dieser Akteure ist Eduard Löwen.

„Natürlich hilft es ihm, dass bis zum Hertha-Spiel noch etwas Zeit ist“, sagte Reis. „Wir haben ja gesagt, dass er schon wesentlich weiter wäre, wenn er nach seiner Olympia-Teilnahme nicht die Ausfallzeiten gehabt hätte. Für ihn waren diese 90 Minuten gegen Deventer wichtig. Er muss nach seinen muskulären Problemen wieder Vertrauen in seinen Körper finden. Jetzt heißt es spielfit zu werden. Dann werden wir schauen, ob es für Hertha reicht.“

Leichte Gegentore

Die Qualität gegen Deventer sei aber in Summe nicht die gewesen, die man sich in so einem Spiel wünsche. „Der Gegner hat es gut gemacht“, sagte Reis. „Wir haben trotzdem zu leicht die Gegentore bekommen. Aber das ist nicht mein einziger Kritikpunkt. Wenn der Gegner im Vergleich zu uns sieben zu drei Torchancen hat, und bei unseren drei Chancen muss sich der gegnerische Torwart nicht bewegen, dann ist das zu wenig. Deswegen sage ich, es ist noch viel Arbeit.“

Nach so einer Leistung werde der Druck auf die anderen Akteure nicht größer. „Aber wir haben noch eine Trainingswoche. Noch einmal: Für einige war es wichtig, wieder zu spielen. Wenn man Eduard Löwen sieht, sieht man, dass da was geht, aber das er noch lange nicht bei 100 Prozent ist. Deswegen bin ich froh, dass wir dieses Spiel hatten.“

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Einer der wenigen Lichtblicke im Test gegen Deventer war Patrick Osterhage. Reis hat schon mehrmals gesagt, wie sehr er ihn als Spieler schätzt. Nach dem Deventer-Spiel wiederholte er sein Lob. „Er ist ein großes Talent. Das wollen wir ja auch fördern. Auch bei ihm gilt, je weniger Ausfallzeiten er hat, je mehr er trainieren kann, wird er ein Spieler, der für uns mit Sicherheit noch viele tolle Momente haben wird. Jetzt gilt es weiter mit ihm zu arbeiten.“

A-Jugendliche machen es gut

Durchaus zufrieden war Reis auch mit den beiden A-Jugendlichen Tolba Mohammed und Verthomy Boboy. Sie kamen gegen Deventer nach der Halbzeit für Saulo Decarli und Herbert Bockhorn.

„Wir wollen die A-Jugendspieler ja auch entwickeln“, sagte er. „Wir hoffen, dass, wenn sie in der A-Jugend gut sind, den nächsten Schritt machen. Mit Mohammed Tolba habe ich über den Elfmeter gesprochen. Da verteidigt er von der falschen Seite, gibt dem Gegner die Innenseite frei. Aber solche Spiele helfen, weil der Gegner entsprechend ist und unser Spiel heute ja auch nicht so gut war. Ich fand, dass die Jungs das ordentlich gemacht haben. Wir wollen sie weiter mit dazu nehmen und dann wird sich zeigen, ob der eine oder andere irgendwann so weit ist, dass er komplett bei der ersten Mannschaft ist.“

Dass es Spieler aus dem Talentwerk zu den Profis schaffen und dort auch wichtige Spieler werden können, zeigen gerade Armel Bella-Kotchap und Torwarttalent Tjark Ernst.

Leitsch trainiert weiter individuell

Im Gegensatz zum Rest des Teams, haben sie am Wochenende nicht „frei“. Sie sind mit deutschen U-Teams unterwegs. Bella-Kotchap ist bei der U21, Ernst bei U19.

Mit ihnen, und auch mit Silvere Ganvoula, der mit der Republik Kongo in der WM-Qualifikation spielt, steht der VfL in Kontakt. „Wobei das in erster Linie die Athletiktrainer sind“, sagte Co-Trainer Markus Gellhaus. „Sie bekommen Daten übermittelt und müssen wissen, ob und wie lange die Spieler gespielt haben, oder wie und was sie trainiert haben.“

In Bochum stand für den Rest des Kaders am Freitag ein „normales“ Training an. Weitere Verletzte sind neben den weiterhin fehlende Maxim Leitsch, Paul Grave und Luis Hartwig nicht dazu gekommen, sagte Gellhaus. „Heute sind alle gesund aus dem Training herausgekommen. Alle freuen sich auf das freie Wochenende. Ob das freie Wochenende nötig ist oder nicht, darüber kann sich streiten. Aber es bietet sich zum jetzigen Zeitpunkt an. Ab Dienstag bereiten wir uns gezielt auf Berlin vor. Die Spieler haben für das Wochenende individuelle Trainingspläne bekommen.“

Leitsch, der gegen Wolfsburg ein gutes Spiel machte und seitdem verletzt fehlt, trainierte am Freitag erneut individuell. „Ich habe mit ihm gesprochen“, sagte Gellhaus. „Er hat mir gesagt, dass er sich im Rahmen der Möglichkeiten gut fühlt. Wann er zurück ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist aber noch nicht abzusehen.“