Bochum. Schon als kleiner Junge wollte der Elvis Rexhbecaj Fußball-Profi werden. Am Samstag spielt der Neue vom VfL Bochum bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln.

Elvis Rexhbecaj wird so schnell nicht nervös. Als die Kamera des Pay-TV-Senders Sky vor ihm steht, hat der Neuzugang des VfL Bochum noch einen flotten Spruch parat: „Wo ist die Klappe?“, fragt er auf dem Trainingsplatz VfL-Medienchef Jens Fricke und mimt eine Filmklappe nach. „1,2, 1,2 – Test, Test“.

Der zentrale Mittelfeldspieler ist zwar erst 23 Jahre alt, hat aber schon einiges erlebt in seiner Fußball-Laufbahn. Mit seinem eigentlichen Verein VfL Wolfsburg stand der für ein Jahr ausgeliehene Spieler des VfL zweimal in der Relegation, mit dem kommenden Bochum-Gegner 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) verhinderte er in der Vorsaison den Abstieg in die Zweite Liga.

Rexhbecaj will seit Kleinauf einfach immer spielen

Das Saisonfinale gegen Schalke und die anschließende Relegation gegen Kiel verpasste er wegen eines Muskelfaserrisses. „Ich wollte spielen“, sagt er. So, wie er in den 33 Bundesliga-Partien mit dem FC auch immer gespielt hatte: 20 Mal von Beginn an, zehn Mal von der Bank kommend. Auch in der Rückrunde der Saison zuvor war er Stamm beim FC, nachdem er im Winter 2020 auf Leihbasis in die Domstadt gewechselt war. Er überzeugte in Köln.

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Denn Rexhbecaj will immer spielen. Seine Gelassenheit auf und neben dem Platz lässt sich vermutlich auch dadurch ableiten, dass der Deutsch-Kosovare seinen Traum trotz seines jungen Alters schon verwirklicht hat. „Ich wollte Fußball-Profi werden – von Anfang an.“

Als Kind ist Messi sein Idol

Als Zwölfjähriger wechselte er vom Brandenburger SC in die Akademie des VfL Wolfsburg. Davor durchlebte er die klassische Schule der Straße. „Seit ich denken kann, war ich mit meinem Bruder auf den Bolzplätzen. Ich weiß gar nicht, wie oft wir da gespielt haben, bis es dunkel wurde. Mit einer Flasche Eistee.“

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Zu jener Zeit war Rexhbecaj Fan des argentinischen Zauberers Lionel Messi. „Klar“, sagt er, „wenn du als Kind Messi siehst, sagst du Messi. Da machst du dir keine Gedanken, ob du als Sechser oder auf der linken Außenbahn spielst, du schaust zu den Allergrößten hoch.“ Zu Messi eben.

Rexhbecaj über den Abstiegskampf mit dem 1. FC Köln

Auf den Bolzplätzen wurde sein Traum geboren: „Ich wollte es immer in die Bundesliga schaffen. Wo, hatte ich erstmal nicht im Kopf. Im Fußball kann man nichts planen.“ Sein Weg führte ihn von Wolfsburg nach Köln, ebenfalls auf Leihbasis. Und damit in den harten Abstiegskampf der Ersten Liga. „Ich hatte immer das Gefühl, dass wir die Klasse halten. Mit Zuschauern wäre das sicherlich leichter gewesen. Und vorne hatten wir einige Verletzte.“ Der Druck von außen sei Köln-typisch groß gewesen. „Aber das ist normal.“

In Bochum geht es bisweilen ruhiger zu, erst recht nach dem sensationellen Bundesliga-Aufstieg. Die Ruhe war aber nicht der Grund, warum es Rexhbecaj ins Ruhrgebiet zog. In Wolfsburg hätte er nach seiner Rückkehr theoretisch Champions League spielen können, doch die Konkurrenz auf seiner Position ist groß. Zu groß.

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Thomas Reis, früher Jugendtrainer in Wolfsburg, und Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz lockten ihn beharrlich nach Bochum. Seine Entscheidung hat er nicht bereut. „Alle haben mich super aufgenommen. Ich fühle mich wohl.“

Beim VfL Bochum rückt der Neuzugang aus Wolfsburg gleich in die Startelf

Wenige Tage nach seinem Wechsel hatte er bereits seinen ersten Startelfeinsatz im DFB-Pokal gegen den Wuppertaler SV. Beim 0:1 in Wolfsburg stand er gleich wieder 90 Minuten auf dem Platz. Beim spektakulären 2:0-Heimsieg gegen Mainz wurde er erst in der 71. Minute ausgewechselt nach einem Schlag ins Kreuz. Ausgepowert. Zufrieden. Fürs Erste.

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Mit Bochum will er „das Maximium erreichen. Wir werden sehen, was das Maximum ist.“ Im Mittelfeld konkurriert er mit den VfL-Routiniers Robert Tesche und Kapitän Anthony Losilla sowie dem bisher noch verletzt fehlenden Eduard Löwen, der in Köln wieder zum Kader gehören könnte. Seine Robustheit soll dem VfL in seiner ersten Bundesliga-Saison seit elf Jahren zum Klassenerhalt verhelfen.

Rexhbecaj fährt mit breiter Brust nach Köln

Wie das geht, weiß Rexhbecaj schon ziemlich gut. In Köln reifte er zum Bundesliga-Spieler und zum Experten in Sachen Klassenerhalt. Sein wichtigster Tipp: „Wir müssen eine Mannschaft sein. Wir müssen extrem eingeschworen sein, egal, ob wir einen Dämpfer bekommen.“

Erst Recht in seiner ehemaligen fußballerischen Heimat. Die Kollegen können sich bei Rexhebacaj erkundigen, was in der Domstadt los sein kann. „Zuhause mit Fans ist Köln wie eine Festung“, sagt er. „Aber wir können mit breiter Brust dahingehen.“ So wie Rexhbecaj, trotz seiner erst 23 Jahre.