Bochum. Land unter hieß es in der letzten halben Stunde beim Testspiel des VfL Bochum gegen den Bonner SC. Der VfL gewann 6:0. Riemann gab sein Comeback.
Dieses Spiel wird den vielleicht 150 dem Regen trotzenden Zuschauern, Spielern und Trainern noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht wegen des nackten Ergebnis’. Der Bundesligist VfL Bochum gewann sein drittes Testspiel der Vorbereitung gegen den Viertligisten Bonner SC nach ordentlicher Leistung standesgemäß mit 6:0 (4:0).
Doch am Tag des Unwetters in NRW war das sicherlich nebensächlich. Nach rund einer Stunde Spielzeit ab etwa 17 Uhr schüttete es auch am Leichtathletik-Platz neben dem Ruhrstadion wie aus Kübeln. Stundenlanger Starkregen sorgten am frühen Abend für ein Chaos in der Stadt. Keller liefen voll, Straßen waren überflutet. Am Ende des Testspiels war - noch aus deutlicher Ferne - auch Donner zu hören.
Spieler rutschen meterweit über den aufgeweichten Rasen
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Die Spieler rutschten nach Grätschen meterweit über den völlig aufgeweichten Rasen, die Pässe blieben irgendwann im Morast hängen, wenn man sie nicht wie einen Torschuss spielte. Die Trainer, Thomas Reis vom VfL und Björn Joppe vom BSC, trotzten den Wassermassen am Seitenrand, zogen sich nicht unter die Ersatzbankzelte zurück - und durften jeder auf seine Art rein sportlich letztlich zufrieden sein.
Maxim Leitsch fällt mit einer Prellung aus
VfL-Trainer Reis setzte auf jeweils ein Team pro Halbzeit. Im ersten Durchgang schickte er eine Elf ins Rennen, die man als A-Team bezeichnen darf. Nicht einsatzfähig waren neben Olympiamann Eduard Löwen allerdings Innenverteidiger Maxim Leitsch (Prellung nach Schlag auf Knie im Training), Cristian Gamboa (Hüftprobleme), Patrick Osterhage (erkältet) und Danny Blum, der nach seiner Wadenverletzung der letzten Saison aber gute Fortschritte macht.
Blum trainiert bereits wieder mit Ball, er dürfte wohl doch mit ins Trainingslager reisen am kommenden Sonntag. Leitsch soll schon am Samstag beim MSV-Turnier wieder dabei sein.
Trainer Reis zieht zufrieden Bilanz: Mehr Kommunikation war ihm wichtig
„Für mich war wichtig, dass wir mehr kommuniziert haben, die Räume enger und kompakter gemacht haben, das Pressing war besser. Das hat im Vergleich zu Verl gut funktioniert“, sah Reis eine „sehr ordentliche“ erste Halbzeit. „Das war ein Schritt nach vorne. Wir waren spielfreudig trotz der Müdigkeit, haben die Tore gut herausgespielt“, so der Coach. Die zweite Halbzeit sei wegen des Wetters „schwer zu beurteilen. Die Jungs haben aber immer versucht, ihr Spiel bei diesen Platzverhältnissen durchzusetzen.“ Unterm Strich war Reis mit dem Auftritt beide Teams „im Großen und Ganzen zufrieden“.
Manuel Riemann gibt nach drei Monaten sein Comeback
Unübersehbar und unüberhörbar war, dass Manuel Riemann sein Comeback gab knapp drei Monate nach seinem Mittelhandbruch, den er sich in Heidenheim zugezogen hatte. Der Torwart dirigierte lautstark wie eh und je, stand hoch, baute das Spiel mit auf. Halten musste er letztlich nur einen Schuss, er hielt den Ball fest.
Riemann sah offensiv gelungene Kombinationen und Tempo sowie eine weitgehend stabile Defensive mit Armel Bella-Kotchap und Vasileios Lampropoulos innen sowie Herbert Bockhorn und Danilo Soares außen. Vor allem Bockhorn zeigte viel Geschwindigkeit bei seinen Vorstößen über die rechte Seite.
Im Zentrum setzte Reis erneut auf Sechser Robert Tesche und eine Doppelacht mit dem gut aufgelegten Milos Pantovic und Kapitän Anthony Losilla. Über die Flügel zeigten Gerrit Holtmann links und Takuma Asano rechts, dass mit ihnen zu rechnen ist, und ganz vorne agierte Simon Zoller.
VfL zeigt Spielfreude und ist in Torlaune
Der Gegner, der durchaus mutig anlief wie von Trainer Joppe erhofft, hatte zwar bei weitem nicht das Niveau des SC Verl. Der VfL überzeugte aber mit Einsatz und Spielfreude in der ersten Halbzeit, in der man noch von einem Fußballspiel unter halbwegs normalen Bedingungen sprechen konnte. Und mit frühen Treffern.
Zoller bediente den auffälligen Pantovic, der aus elf Metern zum 1:0 einschoss (6.). Kurz darauf erhöhte Holtmann nach energischem Antritt und klugem Querpass Bockhorns, bedient von Asano, auf 2:0 (12). Asano zeigte gute Ansätze, sein Tempo, seine Übersicht, seine Technik.
Netter Zug der Kollegen um Zoller: Der japanische Nationalspieler durfte den Elfmeter (nach Foul an Pantovic) schießen. Und traf. Erstes Tor für seinen neuen Klub, das 3:0 (25.). Ein wenig ließ Bochum dann nach, doch noch vor der Pause vollstreckte dann Zoller nach Pass von Robert Tesche zum 4:0 (44.).
Ganvoula spielt in der zweiten Halbzeit als Achter und trifft
Das A-Team durfte heiß duschen. Das B-Team setzte die Dominanz zunächst fort, hatte nur wenige Wackler defensiv, Torwart Paul Grave wurde nicht wirklich geprüft. Dabei übernahmen in dieser Elf einige Spieler ungewohnte Positionen. Weiterhin außen verteidigten die Offensivkräfte Tarsis Bonga und Baris Ekincier. Und als Achter im linken Mittelfeld agierte: Stoßstürmer Silvere Ganvoula. Ganz ordentlich – und erfolgreich. Nach einem Freistoß nahm Ganvoula den Ball mit der Brust an und netzte aus zehn Metern zum 5:0 ein (48.).
Ganz vorne stürmte Soma Novothny, diesmal nicht so glücklich, über rechts zeigte Luis Hartwig erneut eine gute Leistung als schneller Mann über den für ihn eigentlich ungewohnten Flügel, wobei er zwei gute Chancen ausließ auf allerdings schwiergstem Geläuf. über links fiel Christopher Antwi-Adjei etwas ab, setzte aber mit einem feinen Schlenzer in den rechten Winkel den Schlusspunkt. Kurz darauf eilten alle völlig durchnässt so schnell wie möglich in die Umkleide.
Nur Weilandt und Holtkamp dürfen nicht 45 Minuten ran
Bis auf Torwart Michael Esser, der am Samstag neben Riemann beim MSV-Turnier parieren soll, erhielten alle einsatzfähigen Spieler ihre Spielzeit über 45 Minuten. Lediglich die Wechselkandidaten Tom Weilandt und Lars Holtkamp durften nur ein Viertel der Spielzeit ran, wechselten sich im zweiten Durchgang ab.
Letztlich war es auch eine gelungene Premiere für die neuen Trikots. Erstmals lief der VfL in den am Montag präsentierten, dunkelblauen Trikots auf. Das Flutlichtblau-Shirt wird – zumindest zunächst – wohl das bevorzugte Heimtrikot des VfL Bochum sein.
Die Fakten zum Spiel: Tore und VfL-Teams
Tore: 1:0 Pantovic (6.), 2:0 Holtmann (12.), 3:0 Asano (23.), 4:0 Zoller (44.), 5:0 Ganvoula (48.), 6:0 Antwi-Adjei (86.).
VfL Bochum erste Halbzeit: Riemann - Bockhorn, Bella-Kotchap, Lampropoulos, Soares - Tesche - Losilla, Pantovic - Asano, Zoller, Holtmann.
VfL Bochum zweite Halbzeit: Grave - Bonga, Decarli, Masovic, Ekincier - Chibsah - Weilandt (68. Holtkamp), Ganvoula - Hartwig, Novothny, Antwi-Adjei.