Bochum. Der Zweitliga-Spitzenreiter hat einen weiteren Verfolger distanziert. Das Aufstiegsrennen ist damit noch lange nicht entschieden. Ein Kommentar.
Als die Aufregung vorbei war, als das Zittern nach dem Schlusspfiff der Erleichterung weichen durfte, erklang aus der Ferne ein Autokorso. Er muss sehr klein gewesen sein, dort draußen vor dem Bochumer Stadion, und doch sendete er ein Signal ins Innere: Bundesliga, wir kommen!
Noch ist es nicht soweit, noch sind für den VfL Bochum sieben Spiele zu spielen. Doch der 2:1-Sieg gegen Holstein Kiel ist eine weitere Wegmarke hin zur möglichen Bundesliga-Rückkehr, die elf Jahre von den Fans erträumt, aber nicht verwirklicht wurde.
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Leichteres Restprogramm für den VfL Bochum
In dieser Saison könnte es soweit sein. Die Duelle gegen die direkte Aufstiegskonkurrenz hat der VfL hinter sich gelassen, und das beachtlich: Nur gegen den HSV gab es eine Pleite, Greuther Fürth, Fortuna Düsseldorf und Holstein Kiel wurden auf Abstand gehalten. Das Restprogramm liest sich leichter als das in den von Offensivspieler Danny Blum bezeichneten „Wochen der Wahrheit“.
Was ist also die Wahrheit?
Erstens, die offensichtliche Wahrheit: Der VfL ist bereit für den Aufstieg. Trainer Thomas Reis hat die Mannschaft bundesligareif gemacht. Über die nötige Qualität verfügte sie ohnehin, doch nun strahlt sie eine Einheit aus, die es für große Ziele braucht.
Zweitens, die erleichternde Wahrheit für VfL-Fans: Das zweite Gesicht des VfL ist verblasst. Rückschläge bedeuten keine Rückschritte mehr. Die Mannschaft kann einen Dämpfer wegstecken, eine schlechte Phase überbrücken und stärker zurückkommen. Sie hat Nehmerqualitäten entwickelt. Gegen Kiel musste sie um den Sieg zittern – unnötig, aber auch nur bedingt vermeidbar in einem Spiel gegen eines der besten Teams der Liga.
Coronavirus spielt mit im Aufstiegsrennen
Und Drittens, die unbequeme Wahrheit: Diese Liga ist, wie es Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz richtig ausgedrückt hat: wild. Nicht nur, weil das Aufstiegsrennen so spannend wie noch nie ist und auf dem Schlusssprint alles Erdenkliche passieren kann. Auch ist diese Liga geprägt wie alles momentan von der Coronapandemie. Wie wäre das Spiel ausgegangen, wenn Holstein Kiel nicht eine wochenlange Zwangspause hätte einlegen müssen? Wie sehr wird das Coronavirus in den nächsten Wochen noch eingreifen? Es wäre falsch zu behaupten, der VfL hat den Aufstieg selbst in der Hand, denn Coronafälle könnten die Mannschaften auf die härteste Probe stellen.
Der Autokorso wird deshalb noch warten müssen. Womöglich bis zum letzten Spieltag.