Bochum. Viel Gutes sah Trainer Thomas Reis beim 3:0 des VfL Bochum in Düsseldorf - aber auch viele Schwachpunkte. Positive Signale bei Torwart Riemann.

Ziemlich erschöpft gingen die Spieler des VfL Bochum nach dem 3:0-Sieg in Düsseldorf am späten Montagabend zum Bus. Bis zum Samstag können sie bis auf die Nationalspieler Maxim Leitsch, Cristian Gamboa und Silvere Ganvoula nun daheim regenerieren mit individuellen Trainingsplänen, ehe am Samstag die gemeinschaftliche Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Aufstiegskonkurrent Holstein Kiel beginnt (3. April, 13 Uhr).

Kritisch zu analysieren gibt es genug, betonte Trainer Thomas Reis auch am Morgen danach im Gespräch mit dieser Redaktion. Den Sieg in Düsseldorf „nehmen wir gerne mit. Die Freude ist da, die Analyse im Detail aber fällt etwas anders aus. Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht.“

8:0 gegen Düsseldorf: Eine beeindruckende Bilanz der beiden Zweitliga-Partien

Vom nötigen Matchglück sprachen die Spieler noch am Abend gerne und von „brutaler Effektivität“, wie Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz anmerkte. Unterm Strich aber hat Bochum den Bundesliga-Absteiger im Hin- und Rückspiel zusammen genommen mit 8:0 (!) besiegt. Beeindruckender kann man wohl die Aufstiegsambitionen nicht in Zahlen packen.

Der VfL geht als Spitzenreiter in die Länderspielpause. Zu verbessern gibt es dennoch genug vor dem „sehr wichtigen Spiel“ gegen Kiel, so Reis. Vor allem in der Anfangsphase sei man nicht präsent genug in den Zweikämpfen gewesen, monierte der Coach. Im Zentrum habe sein Team zu fahrlässig agiert, sich im Klein-Klein verzettelt, den Gegner mit Ballverlusten zu Umschaltmomenten und Chancen eingeladen. „Gegen einen effektiveren Gegner kann das schnell in die Hose gehen“, sagt Reis.

Torwart Manuel Riemann ist trotz der Schmerzen ein starker Rückhalt

Zufrieden war der Trainer aber auch: mit den blitzsauberen Toren etwa, dem Ergebnis natürlich. Mit Manuel Riemann. „Wir hatten wieder einen starken Torwart“, sagt Reis. Der hielt zum zehnten Mal in dieser Saison – das ist Ligaspitze – die Null fest. Und das, obwohl er sich nach vier Minuten bereits am Sprunggelenk verletzt hatte. Er hielt durch, trotz der Schmerzen.

„Mein Opa ist gestern gestorben, ich habe heute für ihn gespielt“, verriet Riemann hinterher im Sky-Interview der Öffentlichkeit, was er am Abend zuvor bereits Trainer Reis im Vier-Augen-Gespräch anvertraut hatte. Großvater Hans Humpa, der einst beim TSV 1860 München gespielt hatte und seinem Enkel das Fußballspielen beibrachte, starb im Alter von 81 Jahren.

Riemann wird noch weiter untersucht - Entwarnung bei Tesche

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Riemann humpelte nach dem TV-Interview in die Kabine. Entwarnung gibt es noch nicht, aber positive Signale. Nach einer ersten Untersuchung ist der Bandapparat nicht lädiert, weitere Untersuchungen stehen allerdings noch aus. Trainer Reis hofft, dass Riemann kommende Woche wieder mittrainieren kann. Robert Tesche indes gab noch vor der Rückfahrt vom Rhein ins Revier Entwarnung. Der Mittelfeldmann kam nach einem Schlag aufs Knie mit einer kleinen Prellung davon.

Riemann ist für den VfL ein wesentlicher Garant für den Erfolg in dieser Spielzeit. Nicht nur wegen seiner Leistungen, sondern auch wegen seiner Ausstrahlung, seiner Führungsqualität, seines Ehrgeizes, seiner Einstellung zum Beruf.

Simon Zollers Präsenz tut dem VfL Bochum gut

Das gilt auch für Simon Zoller: Seine Präsenz als Stoßstürmer, mit der er auch andere mitreißt, ist für den VfL Punkte wert. „Er ist unheimlich wichtig für das Einleiten des Pressings, er macht mit die meisten Sprints im Spiel. Und heute hat man auch seine Effektivität gesehen“, lobt Reis den Torschützen zum wichtigen 1:0.

Nach 80 Minuten signalisierte Zoller, dass er völlig ausgepumpt war nach zwei Wochen Verletzungspause zuvor. Reis reagierte. Aber er brachte nicht Silvere Ganvoula, der zum zweiten Mal in dieser Saison gar nicht zum Einsatz kam, sondern Soma Novothny. Weil Novothny der stärkere Anlaufspieler ist und er sich wohl auch im Training nachhaltiger empfohlen hat. Der Lohn: Novothny erzielte das 3:0, es war das zweite Saisontor des Neuzugangs.

Gerrit Holtmann wird immer besser

Dass der VfL den HSV wieder auf Rang zwei verwies in der Tabelle, hatte auch viel mit Gerrit Holtmann zu tun. Seine Geschwindigkeit brachte der schlagfertige Außenangreifer schon mit nach Bochum – mehr Zug zum Tor, mehr Zweikampfhärte hat er beim VfL im Laufe der Saison hinzugewonnen. Das erste Tor bereitete er vor, „da hat man gesehen, was wir vorhatten“, lobte Reis die „Dynamik“ des 25-Jährigen.

In dieser Form ist Holtmann schon erstklassig – und hat weiterhin noch Luft nach oben, meint sein Trainer. „Ich gehe auch kritisch mit ihm um. Er hatte auch zwei, drei Aktionen, bei denen er einen anderen Abschluss hätte suchen können. Er arbeitet täglich daran“, sagt Reis. „Ich bin froh, dass er auf einem richtig guten Weg ist und bei uns spielt.“

Soares fällt aus: Bockhorn und Leitsch sind die Kandidaten für hinten links

Ein anderer Leistungsträger dagegen wird fehlen gegen Kiel. Danilo Soares ist nach seiner Fünften Gelben Karte gesperrt und fällt neben Danny Blum (nach Roter Karte) aus. Für Soares könnte Herbert Bockhorn, der Allrounder, der in Düsseldorf als Flügelstürmer nicht seinen besten Tag hatte, diesmal hinten links verteidigen. Alternativ könnte Linksfuß Maxim Leitsch die linke defensive Außenbahn übernehmen. Dann müsste Reis allerdings die eingespielte Innenverteidigung umbauen. Wie im Pokal in Leipzig und gegen Würzburg, als Leitsch gesperrt war, würde dann Saulo Decarli mit Armel Bella-Kotchap zentral verteidigen.