Bochum/Hamburg. Der Aufstiegskampf in der 2. Liga ist enorm spannend. Bochum führt die Tabelle an. Der HSV, Holstein Kiel und Fürth sind aber voll im Rennen.
Der Werbeslogan „Die beste Zweite Liga aller Zeiten“ des einstigen TV-Senders DSF war für Spötter ein willkommenes Fressen. Ist sie nun diesmal wirklich die beste Zweite Liga aller Zeiten? In dieser Saison mag der Witz nicht so leicht über die Lippen kommen: Das Aufstiegsrennen ist so spannend wie schon lange nicht mehr. Der VfL Bochum führt die Spitzengruppe nach 24 Spieltagen hauchdünn an. Mit einem Sieg am Freitag (18.30 Uhr/Sky) könnten die Bochumer Verfolger HSV erstmal abhängen. Gewonnen ist dann noch nichts: Holstein Kiel, Greuther Fürth buhlen um die Spitzenplätze – und spüren die Verfolger Karlsruhe, Heidenheim und Düsseldorf im Nacken.
VfL Bochum
Dass der Lauteste im Kader die Mauer des Understatements durchbrach, war nicht überraschend: „Wenn ich Erster bin und noch zehn Spiele zu spielen habe, kann ich nicht sagen, dass ich Vierter werden will. Natürlich will ich aufsteigen“, sagte VfL-Torhüter Manuel Riemann nach dem 2:1 gegen Greuther Fürth. Anthony Losilla stieg kapitänsmäßig auf die Bremse, erinnerte an das harte Restprogramm, doch auch er ließ sich ein Stück mitreißen: „Der Aufstieg wäre überragend für die Mannschaft, die Fans, die ganze Stadt.“
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In der durch Corona lahmgelegten Stadt breitet sich ein unsichtbarer Teppich der Euphorie aus. Nach elf Jahren kommt die Bundesliga immer näher. Die Planungen fürs Oberhaus laufen bereits. Wichtige Verträge mit Trainern und Spielern wurden verlängert, der Kader bleibt im Großen und Ganzen zusammen. Die finanziellen Einbußen durch die Pandemie drücken allerdings aufs Gemüt – im laufenden Jahr wird mit einem Verlust von 7,5 Millionen Euro gerechnet. Zunächst muss aber ohnehin die sportliche Pflicht erfüllt werden. Gegen den HSV wird sehr wahrscheinlich der zweitbeste VfL-Torjäger Simon Zoller erneut ausfallen. Dazu fehlt der gelbgesperrte Außenverteidiger Cristian Gamboa.
Holstein Kiel
Die Störche dürfen sich schon jetzt über die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte freuen: Nach dem 3:0-Sieg gegen Regionalligist Rot-Weiss Essen steht Holstein Kiel im Halbfinale des DFB-Pokals, in der zweiten Liga winkt der Aufstieg. Durch das glückliche 1:1 gegen den HSV behaupteten die Kieler Platz zwei. Der 32 Jahre junge Trainer Ole Werner will noch nichts vom Aufstieg hören: „Es geht darum, bis Mai möglichst viele Punkte auf das Konto zu packen. Dann können wir auf die Tabelle schauen und gucken, welche Chancen sich für die einzelnen Mannschaften ergeben.“
Dem Ur-Kieler gelang es, aus einer guten Zweitliga-Mannschaft, zu der Holstein direkt nach dem Aufstieg 2017 geworden war, eine potenzielle Bundesligamannschaft zu formen. Der Fußballlehrer lässt fast schon die ganze Saison im bestens eingespielten 4- 1-4-1-System agieren, das je nach Spielsituation auch zu einem 4-3-3 werden kann. Die Stützpfeiler des Teams (Hauke Wahl, Alexander Mühling, Jae-sung Lee und Janni Serra) spielen allesamt schon länger bei Holstein, neu hinzugekommen ist im Sommer lediglich Fin Bartels.
Hamburger SV
In Hamburg sind die Befürchtungen wieder mal groß, dass der Traditionsklub die Erwartungen enttäuscht. Lange thronte der frühere Bundesligist oben, nun muss er hoch schauen. „Es geht ausschließlich darum, dass wir auf unserem Weg bleiben. Wir sind in der Lage, von unserer Qualität her zu klettern“, sagte Trainer Daniel Thioune nach dem 1:1 gegen Kiel. Die Hoffnungen ruhen ausgerechnet auf einem Ex-Bochumer: Simon Terodde führt die Torjägerliste mit 20 Treffern an. Tief im Westen ging der Stern des gebürtigen Bocholters 2015 auf. In 66 Zweitligaspielen für den VfL Bochum erzielte er 41 Tore. Noch immer schreiben er und Ex-Profi Patrick Fabian sich regelmäßig. „Ich habe seinen Weg immer weiter verfolgt“, sagt Fabian, in Bochum Assistent der Geschäftsführung. „Ich halte noch immer sehr, sehr viel von Simon als Mensch und als Stürmer sowieso.“
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Greuther Fürth
Gegen Bochum riss die Fürther Serie von acht Spielen ohne Niederlage. „In so einem Topspiel entscheiden Kleinigkeiten“, haderte Trainer Stefan Leitl mit den verpassten Chancen. „Bochum hat gezeigt, warum sie da oben stehen.“ Nachdem im Sommer der Etat coronabedingt gekürzt werden musste, hatte man sich in Fürth mit der Idee angefreundet, „sich irgendwie durch das Mittelfeld der Liga zu wurschteln“. Nun hat man sich in die Spitzengruppe hineingewurschtelt – und will das nicht wahrhaben. Offizielles Ziel bleibt vorerst: 50 Punkte.