Leipzig. 0:4 verloren, aber an Erfahrung gewonnen. In Leipzig gab Bochums Trainer Reis einigen Reservisten die Chance. Das Ergebnis war durchwachsen

Nach dem klaren 0:4 im DFB-Pokal-Achtelfinale beim Bundesliga-Zweiten RB Leipzig blickte der VfL Bochum umgehend nach vorn. Beim VfL Osnabrück steht am Samstag das nächste Auswärtsspiel an. Nach dem 1:2 gegen den Karlsruher SC und dem Pokal-Aus will der Tabellenzweite der 2. Liga dann wieder in die Erfolgsspur zurückkehren – mit einigen Profis, die in Leipzig geschont wurden.

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„Am Samstag haben wir das nächste schwere Spiel, da werden einige Spieler mit Sicherheit auch wieder reinrotieren“, sagte Trainer Thomas Reis.

Für den VfL Bochum hat die 2. Bundesliga Priorität

Sechs Wechsel, vier davon freiwillig, hatte der Coach vorgenommen nach dem 1:2 gegen Karlsruhe. Reis betonte auf Nachfrage dieser Redaktion, dass die Spielansetzungen mit vier Partien in zehn Tagen sowie etlichen Reisekilometern und die daraus resultierende Belastung zwar „keine Ausrede sein sollen“ für Niederlagen. Doch in St. Pauli am Donnerstag „hatten wir ein schweres Spiel“, so Reis, „gefühlt 48 Stunden später das nächste schwere Spiel gegen Karlsruhe“. Dann die Partie am Mittwochabend in Leipzig und es folgt nun das Spiel am Samstag in Osnabrück (13 Uhr).

Gegen den KSC wirkten einige Stammkräfte etwas müde, und dass die 2. Liga Priorität hat, machte Reis mit seiner großen Rotation beim großen Gegner Leipzig mehr als deutlich. Simon Zoller, Robert Zulj auf der Bank – das nennt man dann Schonung der besten Offensivkräfte. In Osnabrück werden sie wohl wieder angreifen von Beginn an.

Milos Pantovic vom VfL Bochum.
Milos Pantovic vom VfL Bochum. © firo

Reis erklärte seine Wechsel auch damit, „dass alle Spieler, die beim VfL Bochum im Kader stehen, auch spielen wollen. Jetzt konnte sich der eine oder andere zeigen. Ich würde die Entscheidung immer wieder so treffen.“ Zeigen konnten sie sich – empfehlen allerdings kaum.

VfL Bochum: Trainer Thomas Reis kann aus Pokalspiel wichtige Erkenntnisse ziehen

Einige Erkenntnisse würden er und seine Spieler mitnehmen, meinte Reis. Dazu zählt ein „Entwicklungs- und Lernprozess“ gerade für die jungen Spieler, die (weit) nach oben strebten. Wie Armel Bella-Kotchap: Der 19-Jährige hatte gute Aktionen im Zweikampf, aber auch entscheidende Fehler wie vor dem 0:1. Zudem bestätigte sich erneut, dass der zweite Anzug den ersten nicht ersetzen kann. Erhan Masovic etwa, für den angeschlagenen Robert Tesche im Zentrum aktiv, konnte sich nicht empfehlen. Milos Pantovic bleibt ein guter Joker und Saulo Decarli vorerst kein adäquater Ersatz für Maxim Leitsch. Wobei Decarli nach elf Monaten ohne ein einziges Spiel auch ein schwerstmögliches Comeback geben musste beim Champions-League-Achtelfinalisten. Und dass Patrick Drewes nicht die Klasse des im Pokal gesperrten und in Osnabrück sicher wieder zwischen den Pfosten stehenden Manuel Riemann hat, wurde in Leipzig erneut überdeutlich.

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Dabei lief es in der ersten Halbzeit defensiv noch ganz ordentlich. Doch zwei kapitale Fehler „werden von so einer Mannschaft gnadenlos bestraft“, sagte Reis. Beim ersten Gegentor patzte Armel Bella-Kotchap im Aufbau, bei den weiteren „haben wir die entscheidenden Zweikämpfe nicht gewonnen“, monierte der VfL-Trainer.

RB-Trainer Nagelsmann lobt die Leistung des VfL Bochum vor der Pause

Auch Julian Nagelsmann, sein Kollege von RB Leipzig, attestierte dem VfL eine gute erste Halbzeit. Das Ergebnis von 2:0 dank des Elfmeter-Treffers von Sabitzer kurz vor dem Pausenpfiff „war ein Tick zu hoch, so überlegen waren wir nicht. Bochum hat sich spielerisch gut befreit, wir mussten weite Wege mit zurückverteidigen“, lobte Nagelsmann die Gäste. Allerdings waren sich Spieler, Trainer und Verantwortliche auch einig, dass offensiv von Bochum zu wenig kam – eine, mit gutem Willen zwei Chancen hatte Bochum ja nur. „Man hatte immer das Gefühl, dass Leipzig das Spiel komplett kontrolliert“, sagte VfL-Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz schonungslos offen. „Wir waren relativ chancenlos und hatten bis auf zwei Hereingaben gar keine Aktionen in der Offensive.“ So sah es auch Kapitän Anthony Losilla: „Wir haben es nie geschafft, unsere Chance zu kreieren.“ Und nach einer Stunde war die Gegenwehr des VfL gebrochen, „da sind wir auch ein bisschen auseinandergebrochen nach einer ganz ordentlichen ersten Halbzeit“, meinte Mittelfeldmann Thomas Eisfeld.

Letztlich „hat man den Unterschied zwischen erster und zweiter Liga deutlich gesehen“, erklärte Reis und blickte dann schnell voraus: „Der Sieg von Leipzig ist verdient, das muss man akzeptieren, das tun wir auch. Es ist ärgerlich. Wir können und müssen uns jetzt ganz auf die Liga fokussieren.“