Würzburg. Der VfL Bochum ging als klarer Favorit ins Spiel beim Zweitliga-Schlusslicht Würzburger Kickers - und musste sich den 3:2-Sieg hart erarbeiten.

Der VfL Bochum hat nach einem umkämpften Spiel beim Schlusslicht Würzburger Kickers einen Aufstiegsplatz erobert. Der Zweitligist setzte sich nach einer turbulenten Partie nach frühem Rückstand mit 3:2 (2:2) durch und kletterte in der Tabelle auf Rang zwei.

VfL-Trainer Thomas Reis setzte auf die gleiche Startelf wie beim 2:0 gegen den FC Erzgebirge Aue und damit auch auf eine offensivstarke Bank: Die gegen Aue eingewechselten Torschützen der Vorwoche, Robert Zulj und Silvere Ganvoula, durften anfangs erneut nur zusehen.

Früher Rückstand für VfL Bochum

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Es war von Beginn an Feuer drin in der Flyeralarm-Arena. Auf dem Platz, denn die Tribünen blieben ja frei von Fans. Nach sieben Minuten die kalte Dusche für den VfL: Im Mittelfeld schüttelte David Kopacz Anthony Losilla locker ab, steckte durch auf Ridge Munsy, den die aufgerückte VfL-Defensive um Vasileios Lampropoulos völlig aus den Augen verloren hatte. Seinen platzierten Linksschuss ins rechte Eck bedeutete das 1:0 für das noch sieglose Schlusslicht.

Losilla sah dann nach einem Foul zu Recht die Gelbe Karte (9.) und hatte Glück, dass er nach einem taktischen Festhalten im Mittelfeld nicht Gelb-Rot sah. Trainer Reis reagierte und wechselte für den akut Platzverweis gefährdeten Kapitän Robert Tesche ein nach nur 25 Minuten. Manuel Riemann übernahm die Binde – in punkto Lautstärke hatte er ohnehin von Anfang an die Führung auf dem Feld. „Schneller! Schneller! Vor! Vor!“ brüllte sich der Keeper nahezu heiser. Bei Geisterspielen wird Riemanns Phonstärke halt für die erlaubten Betrachter wie etwa Journalisten zum ständigen Begleiter einer Fußballpartie.

Soares dreht die Partie für VfL Bochum

Einer Partie, in der Bochum ab Minute zehn die Kontrolle übernahm und nach ersten Versuchen von Soma Novothny und Simon Zoller den Ausgleich markierte. Einen krassen Abspielfehler von Patrick Sontheimer am Strafraum nutzte Novothny energisch aus, mit der Pike erzielte er das 1:1 und feierte sein erstes Tor für den VfL auf Knien rutschend, mit der Faust auf den Rasen schlagend (21.).

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Es kam noch besser: Nach starkem Angriff der spielerisch überlegenen und kämpferisch dagegen haltenden Bochumer passte Novothny von links scharf in den Fünfmeterraum. Wie im Training einstudiert. Zoller scheiterte noch an Torwart Fabian Giefer, im Nachsetzen aber brachte Danilo Soares den Ball über die Linie. 2:1 – Spiel gedreht (32.).

VfL Bochum wechselt kurz nach der Halbzeit

Vorerst. Denn Würzburg schlug in der hektischen Partie mit vielen strittigen Szenen im Strafraum in dieser Phase wie aus dem Nichts zurück. Nach einer Ecke und Faustabwehr von Riemann landete der Ball bei Sontheimer, dessen flacher Distanzschuss an Freund und Feind vorbei rauschte und im rechten unteren Eck einschlug. 2:2, 35. Minute. Bochum hatte mehr von diesem turbulenten Spiel, hatte 64 Prozent Ballbesitz gegen fußballerisch limitierte, aber aggressive Gastgeber, musste sich indes mit dem Remis abfinden.

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Dabei blieb es auch nach 55 Minuten, denn der Schuss des einsatzfreudigen Milos Pantovic, bestens bedient von Raman Chibsah, wurde zur Ecke abgeblockt. Zuvor hatte Arne Feick eine Würzburger Chance liegen gelassen. Auch nach dem Wechsel gab der VfL den Ton an, allerdings nicht mehr so zwingend, defensiv offenbarte Bochum immer mal wieder Schwächen. Reis reagierte mit einem positionsgetreuen Offensivwechsel rund eine halbe Stunde vor Schluss: Ganvoula ersetzte Novothny, Danny Blum kam für Pantovic.

Riemann rettet dem VfL Bochum den Sieg

Würzburg verteidigte leidenschaftlich, konnte den Ball selbst aber kaum noch in den eigenen Reihen halten. Bochum mühte sich in des Gegners Hälfte, eine Lücke zu finden. Und fand sie in Minute 73: Nach einem langen Ball von Thomas Eisfeld legte ihn sich Simon Zoller zurecht und schoss ins rechte Eck ein. Es war Zollers vierter Saisontreffer und die verdiente 3:2-Führung gegen Würzburger, deren Kräfte sichtbar schwanden.

Die Kickers warfen noch einmal alles rein, Chibsah blockte in höchster Not den Schuss von Feick (79.), ehe Blum einen bis dahin starken Konter mit einem Fehlpass verbaselte – und Reis zum ersten Mal so richtig ausrastete in der Coaching Zone. Die VfL-Defensive wackelte, der starke Chibsah verstolperte die Entscheidung in der allzu hektischen Schlussphase. Doch als Riemann in der Nachspielzeit einen Volleyschuss von Christofer David festhielt, durfte Reis am Ende mit seinen Spielern jubeln. Der VfL hat die Prüfung beim Schlusslicht bestanden und geht als Tabellenzweiter ins nächste Heimspiel gegen Hannover-Bezwinger Greuther Fürth am kommenden Samstag (13 Uhr, Ruhrstadion).