Bochum. Der VfL Bochum will gegen St. Pauli eine gute Basis für die neue Saison legen. Mit Zielen hält sich der Zweitligist aber zurück.

Trister Abstiegskampf hat die vergangenen Jahre beim VfL Bochum geprägt. Mit vielen Trainerwechseln. Mit Querelen. Mit einem ständigen Umbruch des Teams vor fast jeder Saison. Im elften Zweitliga-Jahr in Folge soll damit Schluss sein – und ein guter Start die Basis legen. „Wir sind sehr gut vorbereitet“, sagt Trainer Thomas Reis vor dem Auftakt an diesem Montagabend (20.30 Uhr/Sky) gegen den FC St. Pauli.

VfL Bochum rechnet mit 4000 Zuschauern

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Der VfL geht als „Corona-Meister“ der Vorsaison in die Spielzeit, die Zeit der Geisterspiele aber ist vorerst vorbei. Knapp 5000 Zuschauer sind zugelassen gegen St. Pauli, rund 4000 werden wohl kommen. Viele Dauerkarten-Inhaber der Vorsaison und Mitglieder, die Karten kaufen durften, scheuen die zahlreichen Regeln, die das Hygienekonzept in Zeiten der Corona-Krise mit sich bringt. Von Normalität mag man auch beim VfL daher längst nicht sprechen, dennoch steigert die Rückkehr von einem Teil der Anhänger die Vorfreude. „Ich freue mich über jeden einzelnen VfL-Fan im Stadion, der uns pusht und mithilft, dass wir unsere Spiele gewinnen“, sagt Außenangreifer Simon Zoller. „Es ist geil, dass wieder etwas Stimmung da ist“, meint Kapitän Anthony Losilla.

Losilla wird eine VfL-Mannschaft aufs Feld führen, die sich anders als in den Vorjahren nicht wochenlang finden muss. Außenstürmer Gerrit Holtmann, der von Bundesligist Mainz 05 kam, dürfte der einzige Neuzugang in der Startelf sein. Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz hat es geschafft, den Stamm zusammen zu halten. Linksverteidiger Danilo Soares hat seinen Vertrag um vier Jahre verlängert, Innenverteidiger Vasileios Lampropoulos wurde fest verpflichtet. Die gemeinsame Defensivarbeit von vorne bis hinten soll der Garant sein für eine erfolgreiche Saison, wobei das Thema Aufstieg öffentlich keines sein soll. Sieben, acht Teams hätten bessere finanzielle Möglichkeiten, argumentiert Reis, „man muss realistisch sein, auch wenn ich immer nach dem Höchstmöglichen strebe“. Schindzielorz meint: „Wir sind in der Vorsaison Achter geworden. Wir wollen uns auf jeden Fall verbessern.“

Ein Grund für die Zurückhaltung: Die Kader, nicht nur in Bochum, stehen zwei Wochen vor dem Ende der Transferzeit nicht endgültig fest. VfL-Torjäger Silvere Ganvoula etwa, ein Schlüsselspieler, könnte den Klub noch verlassen, wenn der Preis stimmt. Interessenten gibt es, fraglich aber ist es, ob ein Klub wie Mainz oder Stuttgart bereit ist, die erhofften rund 5 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Notverkäufe jedenfalls, sagt Schindzielorz, müsse es trotz der Millionen-Verluste durch die Folgen der Pandemie nicht geben, „schon gar nicht unter Preis“. Sollte Ganvoula noch wechseln, würde der Klub nachbessern.

Zugänge sollen Druck machen

Ansonsten sind keine Neuzugänge mehr zu erwarten, fünf Spieler hat Schindzielorz, allesamt ablösefrei, nach Bochum geholt, die Druck machen sollen auf die Etablierten. Erst am Freitag verpflichtete der VfL Raman Chibsah, einen 27-jährigen Mittelfeldmann mit der Empfehlung von fast 100 Spielen in der italienischen Serie A. Ein „Mentalitätsspieler“, wie Trainer Reis sagt. Einer, der „Bock auf den VfL hat“. Und keiner, der im Mittelmaß der 2. Liga herumdümpeln will.

Der 46-jährige Reis hat es in seinem ersten Jahr als Trainer eines Profiteams beim VfL geschafft, die Spieler auf eine gemeinsame Linie zu trimmen: Mal mit klaren Ansagen, mal mit aufbauenden Worten. Rücksicht auf größere Namen nimmt er nicht, auch deshalb hat er an Respekt gewonnen. „Die Stimmung ist sehr gut“, versichert Reis.

Und nach einigen Stolperfallen in der Vorbereitung – es gab zwei Coronafälle im Team, zwei Testspiele und das Trainingslager wurden abgesagt – sind fast alle Spieler rechtzeitig einsatzbereit. Wie schon im Pokal, als der VfL seine Pflicht gegen den Fünftligisten FV Engers erfüllte (3:0). Bochums Montagabend-Gegner St. Pauli war nicht so souverän, der Klub blamierte sich beim Viertligisten Elversberg (2:4). „Wir spielen gegen einen angeschlagenen Gegner, dürfen aber keinen Prozentpunkt nachlassen“, mahnt Reis. „Der Gegner soll sich nach uns richten. Wir wollen unbedingt die drei Punkte hier behalten.“