Bochum. Nach der Entmachtung durch den VfL Bochum äußerte sich Ex-Trainer Marcel Koller auf Anfrage der WAZ zur Trennung, zu seiner Situation und zu seinen Plänen. Die Unterstützung durch Aufsichtsratschef Werner Altegoer sei "top" gewesen.
„Ganz o.k.”, sagt Marcel Koller auf die Frage nach seinem Befinden kurz nach seiner Entmachtung als VfL-Trainer. „Ich hätte meinen Arbeitsplatz gerne behalten”, sagt er einerseits. Andererseits: „Wenn man ständig auf die Fresse kriegt, ist es die Frage, ob es nicht besser so ist.”
Der 48-Jährige, dem (nicht nur) Fans stets eine unterkühlte Distanz vorwarfen, blieb seinem Typ auch nach dieser persönlichen Niederlage treu, blieb im Gespräch mit der WAZ höflich und sachlich, trat in keiner Silbe nach. Freilich steht Koller, formal freigestellt, noch bis Juni 2010 unter Vertrag, als Angestellter also auf der Gehaltsliste des Vereins. Und daran dürfte sich wohl erst etwas ändern, wenn er einen neuen Klub in Aussicht hat.
Kleinere "Aufräumarbeiten" zu erledigen
Seine Wohnung in Bochum werde er erstmal nicht aufgeben, verrät Koller. Er wolle zunächst kleinere „Aufräumarbeiten erledigen und den Kopf frei kriegen” – und dann wieder „viele Spiele sehen, am Ball sein”. In der Schweiz, in Deutschland, vielleicht auch ganz woanders. Ein drittes Engagement in der Bundesliga – nach Köln und Bochum – könne er sich jedenfalls vorstellen, so Koller.
Keinen Hehl macht der Schweizer daraus, dass die massive Anti-Koller-Haltung der Fans, die am Samstag eskalierte, ihm nahe ging – und dass er diese Kritik nicht nachvollziehen kann. „Die Erwartungshaltung im Umfeld”, so Koller, sei angesichts des finanziell Machbaren „unrealistisch, überzogen”. Darüber müssten sich „die Fans Gedanken machen”. Sonst werde es „für den VfL nicht einfacher”.
Unterstützung durch Vereinsseite in positiver Erinnerung
Was ihm am positivsten in Erinnerung bleibt? „Die Unterstützung von Vereinsseite, speziell von Herrn Altegoer, war top”, sagt Koller – gerade in Krisenzeiten. Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden hatte er am Sonntagnachmittag – vor der Entscheidung der Gremien – unter vier Augen über die Situation „diskutiert”, sagt Koller. Aufgrund der explosiven Stimmungslage, „nicht nur zum Schluss”, habe er sich schon gefragt, „ob das noch das Wahre ist” – ohne von sich aus aufzugeben: „Ich bin keiner, der wegrennt.”
Die Gesamtsituation sprach gegen ihn, das war Koller schon vor seinem letzten Training klar: „Ich habe mich da bereits von der Mannnschaft verabschiedet.” Groll gegen Vorstand oder Mannschaft hege er keineswegs, versichert Koller. Allerdings bestreitet er die Erklärung von Sportvorstand Thomas Ernst, sein Verhältnis zum Team sei „belastet” gewesen. Die Konsequenz der sportlichen Talfahrt indes akzeptiert er: „Das ist schade für mich, aber es gehört zum Geschäft.”