Bochum. Der VfL Bochum belegt nach dem 2:1-Sieg gegen Holstein Kiel Platz zehn. Der Klassenerhalt rückt für das Team von Trainer Thomas Reis näher.
Defensiv kompakt, offensiv eiskalt: Der VfL Bochum hat einen großen Schritt zum Klassenerhalt geschafft. Dank einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit gewann der Zweitligist sein zweites Geisterheimspiel gegen Holstein Kiel glücklich mit 2:1 (0:0). Nach dem sechsten Spiel ohne Niederlage in Serie kletterte Bochum auf Rang zehn – und hat sechs Partien vor Schluss nun sieben Punkte Vorsprung auf Abstiegsplatz 17.
Trainer Thomas Reis setzte auf die erwartete Startelf, nahm nur einen Wechsel vor. Der in Karlsruhe früh eingewechselte Milos Pantovic begann für den verletzten Simon Zoller. Auf dem rechten Flügel legte erneut Jordi Osei-Tutu los. Vitaly Janelt rückte in den ansonsten unveränderten Kader.
Kiel kam mit dem Selbstverständnis eines 3:2-Sieges gegen Stuttgart ins Revier und hatte auf der Anreise nichts an Schwung verloren. Die ganz in Rot spielenden Störche dominierten die erste Halbzeit. Die Kieler hatten ein deutliches Plus an Dynamik, waren körperlich und geistig schneller, präziser, energischer.
Robert Tesche kommt oft zu spät
Der VfL agierte zwar nicht im Tiefschlaf-Modus wie zu Beginn in Karlsruhe, konnte den flinken Gästen aber zunächst kaum etwas entgegensetzen. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen und im Zentrum, wo Robert Tesche an seinem 33. Geburtstag meist zu spät kam, passten nicht. Gut für den VfL, dass auf die Innenverteidiger Maxim Leitsch und Vasileios Lampropoulos Verlass war. Und auf Torwart Manuel Riemann.
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Der Keeper parierte die beiden größten Chancen der Gäste. In Minute zehn tauchte der flinke David Atanga, der auf dem linken Flügel Bochums Cristian Gamboa und Co. viel Mühe machte, allein im Strafraum auf. Riemann parierte per Fuß, Leitsch klärte dann in höchster Not zur Ecke. Erneut Atanga scheiterte aus kurzer Distanz an Riemann nach langem Ball des starken Mittelfeld-Motors Alexander Mühling (27.).
Bochum bot viele Räume an. Selbst eigene Ecken wurden zur Gefahr, es gab zu viele Missverständnisse. So zog Cristian Gamboa ein taktisches Foul kurz vor dem Strafraum der Kieler und sah folgerichtig die Gelbe Karte, seine fünfte. Der Rechtsverteidiger fehlt damit am Samstag in Nürnberg.
Silvere Ganvoula verstolpert zu viele Bälle
Und offensiv? Kam von den Außen Osei-Tutu und Pantovic lange wenig. Ihre Kollegen rückten auch nicht energisch nach, es fehlte an Druck, Tempo. Gestalter Robert Zulj, der sich redlich mühte, wurde oft allein gelassen. Zumal Stürmer Silvere Ganvoula viele Bälle verstolperte und sich leichte Abspielfehler gönnte. Zwei Torschüsse von Zulj durfte man notieren, beide waren leichte Beute für Torwart Ioannis Gelios. Mit dem 0:0 zur Pause war Bochum wie schon in Karlsruhe gut bedient.
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Trainer Thomas Reis hatte die erste Halbzeit sehr ruhig am Seitenrand beobachtet und reagierte zur Pause. Für Tesche kam der genesene Janelt zu seinem ersten Einsatz nach der Corona-Auszeit. Und der VfL stellte das Spiel bis dahin auf den Kopf, denn der erste zügige, gelungene Angriff wurde mit dem 1:0 belohnt. Zulj bediente glänzend Pantovic, der geschickt weiterleitete auf den rechten Flügel. Dort blieb Osei-Tutu allein vor dem KSV-Torwart eiskalt und vollstreckte zum 1:0. Osei-Tutu feierte sein viertes Saisontor vor dem einsamen Fotografen vor der verwaisten Ostkurve, wo sonst die Bierbecher zum Can-Can, der eingespielten Tormusik getanzt hätten.
Thomas Reis wirkt erleichtert
Fast wäre es aber nur eine kurze Freude gewesen. Finn Porath köpfte den Ball postwendend an die Latte, wobei er zuvor den erneut starken Danilo Soares – erstaunlicherweise ungeahndet – umgestoßen hatte. Kiel blieb dran, Trainer Ole Werner wechselte gleich drei frische Kräfte ein in Minute 55. Doch Bochum hielt nun dagegen, setzte viel energischer nach. Und zeigte sich enorm effektiv. Nach einem Ballgewinn auf Mittellinien-Höhe bediente der starke Zulj Torjäger Ganvoula mit einem Traumpass in die Schnittstelle. Ganvoula vollstreckte, erzielte sein 13. Saisontor – und Trainer Reis riss erleichtert beide Arme in die Höhe. 2:0 für Bochum. Die Vorentscheidung? Nein.
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Reis wechselte, ein Fingerzeig auch für die Partie in Nürnberg: Tom Weilandt kam für Gamboa. Osei-Tutu rückte auf die Rechtsverteidiger-Position, Weilandt übernahm den Flügel. Kiel gab längst nicht auf. Der Lohn: Jonas Meffert köpfte nach einer Ecke zum 1:2 ein, der VfL kassierte damit sein erstes Gegentor bei einem Geisterspiel (74.).
Doch auch der im zweiten Durchgang bissige, leidenschaftlich auftretende und spielerisch stark verbesserte VfL hatte seine Chancen in dem in der Schlussphase offenen Spiel. Pantovic‘ Distanzschuss parierte Gelios, der Kopfball von Leitsch ging knapp drüber. Und Sebastian Maier, gerade eingewechselt, schoss den Ball aus zehn Metern an die Unterkante der Latte (82.).
Am Ende durfte der VfL aufatmen. Mit einem weiteren Erfolg in Nürnberg am Samstag (13 Uhr) wäre der Klassenerhalt wohl nahezu perfekt.
VfL Bochum - Holstein Kiel 2:1 (0:0)
Bochum: Riemann - Gamboa (67. Weilandt), Lampropoulos, Leitsch, Soares - Losilla, Tesche (46. Janelt) - Osei-Tutu (90.+2 Bella-Kotchap), Zulj, Pantovic (81. Maier) - Ganvoula
Kiel: Gelios - Neumann, Wahl, Thesker, Seo (56. van den Bergh) - Meffert - Mühling, Lee - Porath (67. Dehm), Atanga (56. Reese) - Iyoha (57. Lauberbach)
Tore: 1:0 Osei-Tutu (49.), 2:0 Ganvoula (63.), 2:1 Meffert (74.)
Schiedsrichter: Winkmann (Kerken)