Karlsruhe. Nach dem 0:0 beim Karlsruher SC hat der VfL Bochum im Abstiegskampf ein Mini-Polster. Kapitän Anthony Losilla spricht Klartext.
Ziemlich zügig schritten die Bochumer Profis nach dem Abpfiff in die Kabine und wenig später zu den zwei Kleinbussen, die sie zurückbrachten ins Revier. Von großen Emotionen vor leeren Rängen gab es nicht mal einen Hauch zu sehen. Den erhofften Befreiungsschlag im Kampf um den Klassenerhalt hatten die Zweitliga-Spieler verpasst. Nach dem 0:0 im Abstiegsduell beim Karlsruher SC aber hat der VfL zumindest Rang zwölf gefestigt und geht mit einem Vorsprung von vier Punkten auf einen Relegations- und Abstiegsplatz in die letzten sieben Partien.
Mit gemischten Gefühlen fuhr denn auch VfL-Trainer Thomas Reis nach Hause: „Es ist schwer zu sagen, ob es ein Punktgewinn war oder ob wir zwei verloren haben“, meinte Reis. „Wenn man die beiden Halbzeiten sieht, muss man letztlich mit dem Punkt zufrieden sein.“ Immerhin blieb der VfL zum fünften Mal in Folge unbesiegt und kassierte zum dritten Mal in Serie kein Gegentor. Defensive Stabilität soll weiterhin die Basis bilden für das Ziel Klassenerhalt. Dass sich der VfL im Wildparkstadion schadlos hielt, hatte allerdings auch viel mit der Abschluss-Schwäche des KSC zu tun, der sich damit nur auf Rang 16 vorarbeiten konnte.
VfL-Kapitän: Losilla: „Wir haben tief geschlafen“
Die Sonne schien frühlingshaft in Karlsruhe, im verwaisten Stadion herrschte Ruhe, sinnbildlich für den Auftritt des VfL zu Beginn. Denn die Bochumer Profis spielten anfangs, als würden sie bei einem Schönwetter-Ausflug einen kleinen Stop zum Freizeitkicken auf gepflegtem Grün einlegen.
Auch interessant
Daran änderte auch der einzige muntere VfL-Mann der Anfangsphase nichts. „Männer, jetzt werdet mal wach“, brüllte Torwart Manuel Riemann schon nach fünf Minuten seine Vorderleute an. Kapitän Anthony Losilla räumte hinterher ein: „In den ersten 35 Minuten haben wir tief geschlafen, da hatten wir kein Tempo.“
Riemann fauchte noch öfter, wild gestikulierend, den Kopf wütend schüttelnd. Denn zunächst hatten seine Weckrufe im menschenleeren Rund so viel Wirkung wie das zarte Zwitschern einiger Vögel knapp unterm Stadiondach auf der Pressetribüne. Doch der KSC verpasste es, aus seinen vier, fünf hochkarätigen Chancen Kapital zu schlagen. Mehrmals machte Riemann eklatante individuelle Fehler seiner Vorderleute vergessen. Einmal kam Glück hinzu, als Marvin Wanitzeks Schuss nur an den Pfosten klatschte. „Wir hätten uns nach einer halben Stunde über ein 0:2 oder 0:3 nicht beschweren dürfen. Karlsruhe war körperlich präsent, wir haben schlafmützig verteidigt und die Bälle früh verschenkt“, räumte Thomas Reis ein.
VfL übernimmt die Initiative
Der VfL-Trainer sorgte selbst mit für die Wende. Bereits nach 34 Minuten wechselte er Flügelstürmer Jordi Osei-Tutu aus, der beim 3:0 gegen Heidenheim in der Vorwoche noch geglänzt hatte. Milos Pantovic kam, brachte frischen Schwung, das Blatt wendete sich. Der KSC wirkte fortan etwas müde. Der VfL übernahm die Initiative und hätte die erste Halbzeit fast auf den Kopf gestellt, als Danilo Soares‘ Tänzchen mit einem Schuss an die Unterkante der Latte endete. Mehr Ballbesitz forderte Reis von seiner nominell spielstarken Mannschaft, und nach der Pause lieferte der VfL ab. Bochum dominierte nun und hätte in den ersten 20 Minuten nach dem Seitenwechsel die Weichen auf Klassenerhalt stellen können. Doch auch Bochums Torjäger, Silvere Ganvoula, fand seinen Meister mehrmals in Torwart Benjamin Uphoff.
Bereits am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky), im Heimspiel gegen Stuttgart-Bezwinger Holstein Kiel, hat der VfL die Chance, sich weiter von den Dritte-Liga-Rängen abzusetzen. Dann, weiß Kapitän Anthony Losilla, „müssen wir aber von Anfang an gut spielen.“