Bochum. Nach einer turbulenten Woche mit der Abwendung der Insolvenz, dem Rücktritt des Präsidenten und dem Re-Start-Sieg schöpft Karlsruhe Hoffnung.
Nicht nur wegen der Corona-Krise sorgte der Karlsruher SC auch in der spielfreien Zeit für Schlagzeilen. Ein immenser Schuldenberg belastete die ausgegliederte KGaA des Traditionsvereins, eine Insolvenz in Eigenverwaltung, über die die Mitglieder abstimmen sollten, konnte aber aufgrund verschiedener Rettungsmaßnahmen abgewendet werden. Dies hatte der Klub kurz vor der Mitgliederversammlung vor gut einer Woche erklärt.
Zurücktreten musste dafür der langjährige Präsident Ingo Wellenreuther. Dies war eine Bedingung des „Bündnis KSC“, einem Zusammenschluss regionaler Unternehmen, das mit einem Aktienkauf im Wert von sechs Millionen Euro maßgeblich für die Rettung zeichnete. Hinzu kam eine Einigung mit wesentlichen Gläubigern und Investoren. So wurden mit den Hauptgläubigern Michael Kölmel und Günter Pilarsky Vergleichs- und Abgeltungsvereinbarungen getroffen. Insgesamt verringerte der KSC seinen Schuldenberg um 20 Millionen Euro auf noch 10 Millionen Euro, erklärte der Verein vor der Mitgliederversammlung.
Ex-Präsident Wellenreuther erklärt seinen Rücktritt
„Nachdem es trotz des durch die Corona-Krise unterbrochenen Aktienverkaufs nunmehr gelungen ist, die Insolvenz unseres Vereins zu verhindern, habe ich mich nach reiflicher Überlegung und auch mit Rücksicht auf meine Familie aber dazu entschlossen, mein Amt niederzulegen“, wurde vorab bereits Ingo Wellenreuther in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
Sportlich setzte dann zwei Tage nach der Mitgliederversammlung die Mannschaft ein Zeichen. Mit dem berühmten Glück des Tüchtigen bezwang der KSC den vor der Pause so starken SV Darmstadt 98 mit 2:0, der damit seine erste Rückrunden-Niederlage kassierte.
Zwölfter Saisontreffer von Hofmann
Torjäger Philipp Hofmann (67.), der wie Bochums Silvere Ganvoula bereits zwölf Saisontore erzielt hat, und Marvin Wanitzek in der sechsten Minute der Nachspielzeit erzielten die Treffer für die Karlsruher, die ähnlich wie der VfL einen körperlich erstaunlich fitten Eindruck machte.
Vor der Coronapause hatte der KSC zwei Partien verloren, nach der Winterpause hatten die Badenser bis dahin überhaupt nur einen Sieg geholt (2:0 gegen Sandhausen) – bei fünf Niederlagen, einem Remis und dem Pokalaus in Saarbrücken nach Elfmeterschießen. Und das, obwohl nach der bereits vor dem Jahreswechsel eingesetzten Negativspirale die Trennung von Alois Schwartz gefolgt war. Seitdem ist Ex-Profi Christian Eichner, der bisherige Co-Trainer, der Chef an der Seitenlinie des KSC. Er absolviert mit Bochums Co-Trainer Heiko Butscher den kurz vor den Prüfungen unterbrochenen Fußball-Lehrer-Lehrgang.
Trainer Eichner dankt auch dem „Fußball-Gott“
„Der Fußball-Gott war heute mal in Karlsruhe“, hielt Eichner nach dem wichtigen Re-Start-Sieg den Ball flach. „Eins sollte uns aber auch klar sein: Nur so, auf diese Weise, wird die Mannschaft eine Chance haben, die Klasse zu halten. Das war lediglich ein erster Schritt.“ Der KSC ist immer noch auf Abstiegsplatz 17 notiert, Bochum hat vier Zähler mehr auf dem Konto.
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Hauptproblem ist die Defensive, mit 46 Gegentreffern hat der KSC den schwächsten Zweitliga-Wert neben Nürnberg. Offensiv dagegen läuft es nicht schlecht, 35 Treffer zeugen davon - ein ähnliches Bild, wie es ja der VfL abgibt. Und: Beide haben offenbar an ihren Defensivproblemen gearbeitet, wie die jüngsten Zu-Null-Ergebnisse zeigen.
Fehlen werden dem KSC die gesperrten Änis Ben-Hatira (Rotsperre) und der offensive Mittelfeldmann im klassischen 4-2-3-1, Jerome Gondorf (5. Gelbe Karte). Zudem fallen weiterhin Burak Camoglu (nach Blinddarm-OP), Kyoung-rok Choi (Kreuzbandriss) und Babacar Gueye (Sprunggelenksverletzung) aus.
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