Bochum. Auf den Kapitän ist Verlass. Anthony Losilla erklärt seine Gefühle nach dem ersten „Geistertor“ des VfL Bochum. Und blickt auf den Karlsruher SC.

Keine elf Minuten waren gespielt, als der Kapitän ein Stück Vereinsgeschichte schrieb. Anthony Losilla erzielte mit Köpfchen das 1:0 gegen den FC Heidenheim, beim ersten Geisterheimspiel des Traditionsklubs VfL Bochum. „Ich habe es leider nicht ganz geschafft, überhaupt das erste Tor nach der Corona-Unterbrechung zu erzielen, da war Lee aus Kiel schneller“, erzählt Losilla mit ein paar Tagen Abstand gut gelaunt und lacht.

Und gibt Einblick in seine Gefühlswelt nach seinem vierten Saisontor, nach seinem ersten Volltreffer vor (fast) völlig leeren Rängen. „So schön das Erlebnis an sich auch war, es bleibt komisch“, sagt Losilla. „Du erzielst ein wichtiges Tor und erwartest, dass die Menge wie sonst üblich ausrastet und man den Treffer gemeinsam mit den Fans zelebrieren kann. Aber da war „nur“ der VfL-Tross, der gejubelt hat. Dennoch: Geil, dass ich uns in Führung bringen konnte. Das hat die Partie in die richtige Richtung gedreht und die Mannschaft hat das Spiel danach echt gut kontrolliert.“

Gesamtlaufleistung: Losilla liegt auf Rang zwei der 2. Bundesliga

Auch dank des Franzosen, auf den seit 2014, seit er aus Dresden ins Revier wechselte, Verlass ist. Mit 34 Jahren ist er aktuell laut kicker-Statistik die Nummer zwei der 2. Liga in punkto Laufleistung. 301,73 Kilometer in 25 Partien sind notiert, und hätte Losilla nicht die Partie in Fürth wegen einer Gelb-Sperre verpasst, er stünde in der Gesamtlaufleistung auf Rang eins vor Karlsruhes Marvin Wanitzek (308,67 Kilometer).

Und der geht rein: Anthony Losilla erzielte per Kopf das 1:0 gegen den FC Heidenheim um Torwart Kevin Müller.
Und der geht rein: Anthony Losilla erzielte per Kopf das 1:0 gegen den FC Heidenheim um Torwart Kevin Müller. © Getty Images | Lukas Schulze

„Er ist ein absolutes Vorbild an Einsatz“, sagt auch Trainer Thomas Reis, der wie all seine Vorgänger voll und ganz auf „Toto“ setzt im Mittelfeldzentrum, der auch in der nächsten Saison auf ihn zählen wird, denn Losilla hatte bereits im Vorjahr, lange vor der Corona-Pause also, seinen Kontrakt bis Sommer 2021 verlängert. „Toto hat gewissermaßen ein Helfersyndrom, dadurch verlässt er manchmal auch seine Position“, merkt Trainer Reis an.

Gemeinsam mit dem etwas defensiveren Robert Tesche aber habe er gegen Heidenheim das Zentrum bestens dicht gemacht bis auf eine kurze Phase vor dem 2:0, „die Abstände haben gestimmt“, freute sich Reis.

Losilla über den seltsamen Beginn und den Fokus auf das Spiel

Dabei begann der Tag auch für den 34-jährigen Familienvater nach all der Ungewissheit, nach zehn Wochen ohne Matchpraxis und vor allem aufgrund der Geisterkulisse und all der Hygienevorschriften mit gemischten Gefühlen. „Natürlich war es anfangs seltsam, wenn man ins Stadion kommt und keine Zuschauer da sind, die Stimmung verbreiten. Normalerweise brennt das Vonovia Ruhrstadion“, erzählt Losilla. Doch der Vollprofi betont: „Mit dem Anpfiff ging es für uns nur noch um die Punkte. Die haben wir geholt, das ist absolut positiv für uns.“

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Drei Punkte, die angesichts der Siege der Konkurrenten Karlsruhe auf Rang 17 und Wehen Wiesbaden auf Rang 16 vielleicht noch an Bedeutung gewonnen haben für den Tabellenzwölften.

Und die für Selbstvertrauen sorgen vor dem Duell beim KSC am Sonntag (13.30 Uhr). „Nach Siegen ist die Stimmung immer top, jeder ist gut gelaunt“, berichtet Losilla nach den ersten Einheiten dieser Woche, weiß den Auftakt aber auch einzuordnen. „Wir bleiben trotzdem fokussiert, denn es war nur der erste Schritt auf einem langen Weg. Allerdings bleibt festzuhalten, dass wir nach einer langen Pause, in der viele von uns mit ganz anderen Dingen beschäftigt waren, als den ganzen Tag nur an Fußball zu denken, ein richtig gutes Spiel abgeliefert haben. Kompliment an die Mannschaft.“

Losillas Ziel: Auch in Karlsruhe den Platz als Sieger verlassen

Mit einem weiteren Erfolg könnte ein weiterer großer Schritt zum Liga-Erhalt gelingen, dann würde der VfL den KSC auf sieben Punkte distanzieren. Auch aufgrund der Ungewissheit, ob die Saison nicht doch noch abgebrochen werden muss, wäre dies ein beruhigendes Polster. Ein „Schlüsselspiel“ sei die Partie in Karlsruhe aber nicht, meint der Kapitän, „denn danach folgen noch sieben weitere immens wichtige Spiele. Aber es ist ein wichtiges Spiel, keine Frage.“

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Das Ziel ist klar: „Es werden zwei Mannschaften mit Selbstvertrauen aufeinandertreffen, da beide ihre Auftaktmatches gewonnen haben. Am Ende aber sollten wir den Platz als Sieger verlassen.“

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