Bochum. 70 Jahre ist Ata Lameck inzwischen alt. Damit gehört der VfL-Rekordspieler zur Risikogruppe. Trotz schwieriger Zeiten will er nicht meckern.

Als die Profis des FC Bayern München im Training mit Fußbällen auf eine überdimensionale Dartscheibe schossen, schaute Michael „Ata“ Lameck via Internet zu. Der 70-Jährige wartete auf seinen alten Kumpel aus Bochumer Zeiten. Doch von Herrmann Gerlands Zielfähigkeiten war nichts zu sehen. Also rief Lameck in München an, um nachzuhören.

„Der Ball hat meinen Schuss nicht ausgehalten“, kam es von der Säbener Straße zurück. Beide mussten lachen, und Lameck der gebürtige Essener hatte seinem Alltag zumindest ein kleines Stückchen Fußball zugefügt. „Es tut schon weh“, sagt er. 518 Spiele absolvierte der Verteidiger und Mittelfeldspieler für den VfL Bochum, der Fußball gehörte und gehört zu seinem Leben.

Lameck ist ein Nachkriegskind

Dass allerorts der Ball ruht, gefällt ihm gar nicht. Doch er nimmt es zähneknirschend hin. „Wo soll ich denn hingehen?“, fragt er rhetorisch und antwortet selbst: „Sobald man den Fernseher anmacht, steht in allen vier Ecken, dass man zuhause bleiben soll. Und das mache ich auch.“

Ehemalige Mitspieler und immer noch gute Freunde: Hermann Gerland (r.) und Michael Lameck, hier im sogenannten
Ehemalige Mitspieler und immer noch gute Freunde: Hermann Gerland (r.) und Michael Lameck, hier im sogenannten "Fän-Wohnzimmer" des VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Michael „Ata“ Lameck, 1949 geboren, mag nicht mosern. Er hat schwierigere Zeiten erlebt: „Ich bin ein Nachkriegskind. Früher hatte ich manchmal nichts zu futtern und musste mir dann selber helfen.“ Teilweise vermisst er diese demütige Einstellung: „Wir haben einen Schuss vor den Bug bekommen, im Supermarkt sind aber alle Regale voll. Und trotzdem sind alle am jaulen.“

Als 70-Jähriger gehört er zur Risikogruppe

Leicht besorgt hat er die Berichterstattung verfolgt, die sich auch mit drohenden finanziellen Schwierigkeiten seines Herzensklubs VfL Bochum befasste. Er war erleichtert, als es einen Vorstoß gab und sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit den Sendern einigen konnte. Sein Kritikpunkt: „Wenn man sieht, wie sehr die Vereine von den TV-Geldern abhängen, dann wird klar, wie dünn das alles gestrickt ist.“ Und dann gibt er doch zu: „Ich bin glücklich, wenn der Ball wieder rollt.“

Als 70-Jähriger ist ihm jedoch auch klar, dass er zur Risikogruppe gehört. Daher hält er sich bewusst an sämtliche Anweisungen. „Wenn man irgendwo hingehen will, dann gehört es doch dazu, dass man in Eis ist oder einen Kaffee trinkt. Da das momentan nicht geht, fehlt dazu oft die Motivation.“ Er hofft auf breites Verständnis: „Ich bin kein Virologe, kein Professor. Daher weiß ich nicht, was das Virus mit mir anrichten würde.“