Bochum. Chung-Yong Lee verlässt den VfL Bochum. Der Mittelfeldspieler ist bereits in Südkorea. Der VfL profitiert. Das sind die Hintergründe.
Vergangene Woche Dienstag absolvierte Chung-Yong Lee sein letztes Training beim VfL Bochum. Der südkoreanische Nationalspieler war beim Abschluss-Spiel elf gegen elf zunächst außen vor, musste in einer Kleingruppe mit Jungprofis Übungen absolvieren. Gedanklich hatte der 31-Jährige längst abgeschlossen mit dem Revierverein.
In den Tagen danach wurde Lee offiziell krank gemeldet, womöglich plagte ihn tatsächlich ein Schnupfen. Am Freitag wurde er noch auf dem Trainingsgelände gesichtet, trainiert hat er da nicht.
Denn längst liefen die Verhandlungen mit dem südkoreanischen Erstligisten Ulsan Hyundai, in der Großstadt im Südosten Südkoreas hält sich Lee nun seit Tagen auf, absolvierte den Medizincheck. Sein neuer Klub erklärte den Deal am Dienstagmorgen mitteleuropäischer Zeit (MESZ) als perfekt.
Noch sind wohl nicht alle Verträge unterschrieben
Allerdings waren nach WAZ-Informationen am Dienstag, 11.30 Uhr MESZ, noch nicht alle nötigen Verträge unterschrieben. Ulsan Hyundai wollte diverse medizinische Testergebnisse noch auswerten und sich dann beim VfL melden, erfuhr die WAZ. Eine Frage von Stunden, maximal eines Tages also, bis auch der VfL Bochum den Wechsel als perfekt vermelden wird.
Lees Vertrag beim VfL Bochum wäre im Sommer ausgelaufen, der 89-malige Nationalspieler Südkoreas wäre dann – ablösefrei – gewechselt, so viel stand schon länger fest. Jetzt ging es schneller, und der Zweitligist profitiert vor allem finanziell.
Lee spielte zuletzt sportlich keine Rolle mehr, er zählte zu den Topverdienern des Kaders.
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Zudem kassiert der VfL Bochum eine Ablösesumme. Sein Wechsel Anfang März hat für den VfL Bochum nach WAZ-Informationen zusammen genommen (Gehaltseinsparung, Ablösesumme) einen Gesamtwert von rund 800.000 Euro.
Nach dem HSV-Spiel erklärt Lee seinen sofortigen Wechselwunsch
Lee hatte nach einer problematischen Hinrunde im Trainingslager in Spanien Anfang Januar den Anschluss offensichtlich wieder geschafft. „Wir werden in der Rückrunde da sein und den Klassenerhalt schaffen“, hatte der zentrale Mittelfeldmann da noch im Gespräch mit der WAZ erklärt, seine Zukunft über die Saison hinaus aber bereits offen gehalten. Zum Jahresauftakt zählte Lee zur Startelf, enttäuschte wie so viele Kollegen auch beim 0:2 in Bielefeld. Beim folgenden Heimspiel gegen den Hamburger SV saß er nur auf der Bank.
Danach ging Lee in die Offensive. Er erklärte Trainer und Geschäftsführung des VfL Bochum, dass er den Verein verlassen wolle. Und zwar schnellstmöglich. Übersetzt heißt das: Lee hatte keine Lust mehr auf den Abstiegskampf in Liga zwei, der Wahl-Düsseldorfer wollte zurück in seine Heimat.
Im Training zeigte Lee nicht mehr den vollen Einsatz
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Bei den Trainingseinheiten in den Wochen danach sah man einen Lee, der mit dem Lee der Saison 2018/19 nicht mehr viel gemein hatte. Der 31-Jährige trainierte nur noch auf Sparflamme – ein Verhalten, der ihm fortan den Platz im Kader kostete.
Trainer Thomas Reis hatte wohl keine andere Wahl, als einen Spieler, der sich mit der Sache offensichtlich nicht mehr identifizierte und entsprechend verhielt, sportlich auszusortieren. Nach außen wirkte dies freilich wie eine Degradierung eines verdienten Profis.
In seiner ersten VfL-Saison spielt sich Lee in die Herzen der Fans
Dabei hätte der VfL einen Lee mit der entsprechenden Form und Einstellung gut gebrauchen können. An seine feine Ballbehandlung, seine Übersicht und Erfahrung kommt kein Profi des VfL-Kaders heran. Diese Stärken demonstrierte Lee aber fast ausschließlich in seiner ersten Saison beim VfL Bochum.
Im September 2018 war er beim VfL gelandet, nach einem verkorksten Jahr bei Crystal Palace in der englischen Premier League war Lee nach zehn Profijahren auf der Insel vereinslos und somit ablösefrei auf dem Markt.
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Und der stets höfliche, freundlich wirkende 31-Jährige spielte sich schnell in die Herzen der Fans. Unter Trainer Robin Dutt kam er auf 23 Einsätze, meist von Beginn an, dabei erzielte er ein Tor und bereitete sechs vor. Ein Manko des Nationalspielers: Torgefährlich war er als zentraler, offensiver Mittelfeldmann nicht. Dass ihm das Tempo fehlte, das heutzutage immer mehr im Fokus steht, konnte er in der 2. Liga noch mit seiner Technik und Übersicht wettmachen.
In dieser Saison fiel der Südkoreaner lange verletzt aus
Doch bereits am Ende der vergangenen Saison begann der sportliche Abstieg von Lee, auch aus Verletzungsgründen.
Im vorletzten Saisonspiel beim FC St. Pauli verdrehte er sich das Knie, nach der Sommerpause kehrte er noch angeschlagen aus Südkorea zurück. Am dritten Spieltag, beim 0:1 gegen den Hamburger SV, verletzte er sich erneut am Knie, fiel zwei Monate aus, kehrte erst beim 3:1 gegen Nürnberg in die Startelf zurück.
Lee überzeugte, konnte aber in den Partien danach kaum nachlegen. In dieser Saison hat Lee in zwölf Partien kein Tor erzielt und kein Tor vorbereitet. In den letzten vier Partien, seit seiner Wechselwunsch-Ansage nach dem HSV-Spiel, zählte Lee nicht mehr zum Kader.
Jetzt haben sich die Wege getrennt - zu diesem Zeitpunkt ist das wohl für beide Seiten die beste Lösung.
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