Bochum. Nur 4:4 - Ein Elfmeter in der Nachspielzeit kostet den VfL Bochum den Sieg in der 2. Liga über den SV Sandhausen. Plakate gegen Hopp gezeigt.

Später Schock für den VfL Bochum. Durch zwei Handelfmeter in der 85. und dritten Minute der Nachspielzeit verspielte der Zweitligist eine sichere 4:2-Führung gegen den zuvor in vier Spielen torlosen SV Sandhausen. Philip Türpitz verwandelte sicher zum 4:4, der VfL konnte auch zwei Zwei-Tore-Führungen nicht zum ersehnten Heimsieg nutzen, und die drei Treffer von Danny Blum waren am Ende nur noch einen Punkt wert. Die Partie war wegen eines "Hurensohn"-Banners in der zweiten Halbzeit kurz unterbrochen und wurde auch deshalb so lange nachgespielt. Der VfL bleibt als Vierzehnter mit drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang damit vor der Auswärspartie in Darmstadt in akuter Abstiegsgefahr.

VfL-Trainer Thomas Reis nahm nach dem 2:1-Sieg in Dresden zwei Änderungen in der Startelf vor. Für Manuel Wintzheimer stürmte wieder Torjäger Silvere Ganvoula, für den erkrankten Simon Zoller begann Jordi Osei-Tutu. Der schnelle Engländer, Leihgabe des FC Arsenal, kam nach seinem Kurzeinsatz in Dresden damit zum zweiten Spiel in diesem Jahr und zum ersten Startelf-Einsatz seit dem 22. November gegen Osnabrück. Damals spielte er Rechtsverteidiger, diesmal sollte er auf dem offensiven Flügel mit seinem Tempo helfen, das Defensiv-Bollwerk der Gäste zu knacken. Erstmals im Kader war Neuzugang Vasileios Lampropoulos, der den unter der Woche krankheitsbedingt ein paar Mal fehlenden Patrick Fabian vertrat.

Schnelle 2:0-Führung für den VfL Bochum

Die Partie vor nur 13.800 Zuschauern begann bei teils starkem Wind und auf einem löchrigen Rasen nach Plan für den VfL. Anthony Losilla erkämpfte sich mit energischem Pressing den Ball, schickte Danilo Soares, der vom Ex-Duisburger Gerrit Nauber nur per Foul gestoppt werden konnte. Elfmeter für Bochum. Danny Blum verwandelte sicher, es war sein vierter Treffer bei seinem vierten Strafstoß in dieser Saison. 1:0 für Bochum nach nur fünf Minuten.

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Und weiter ging es. Osei-Tutu, offensiv gut, taktisch noch mit Schwächen, zog auf rechts nicht zum letzten Mal Leart Paqarada davon, flankte scharf in den Fünfmeterraum, wo Danny Blum mit dem linken Außenrist per Lupfer gekonnt vollstreckte. Ein „Tor des Monats“ rief Stadionsprecher Michael Wurst ins Rund, und Bochum führte gegen den seit bereits seit vier Spielen punkt- und torlosen Gast mit 2:0 (9.). Nach seinen beiden Torvorlagen Nummer zehn und elf in Dresden erzielte Blum damit seine Saisontreffer Nummer sieben und acht, dem später Nummer neun folgte. Eine starke Bilanz.

Bochum nach Anschlusstreffer nicht mehr präsent genug

Doch Bochum baute den SVS wieder auf. Dem diesmal unsicheren Maxim Leitsch, zuletzt bärenstark, missglückte ein Pass im eigenen Strafraum, brachte den hier machtlosen Saulo Decarli in Bedrängnis. Julius Biada fackelte nicht lange und versenkte den Ball aus gut 16 Metern im rechten Knick. Sandhausen feierte seinen ersten Treffer nach über 380 Minuten. Nur noch 2:1, gerade einmal gut zwölf Minuten waren da gespielt.

Der VfL war fortan von vorne bis hinten nicht mehr präsent genug, lediglich Anthony Losilla und Danilo Soares warfen sich energisch genug dazwischen. Entsprechend wackelte die in den letzten Wochen stabilisierte Defensive wieder wie in der Hinrunde. Und vorne traf Silvere Ganvoula weiterhin aus bester Position nicht ins Tor. So in Minute 21, als Torwart Martin Fraisl seinen Schuss glänzend parierte, und vor allem in Minute 27. Ganvoula, bedient von von Blum, hatte freie Bahn, schoss aber mit Wucht deutlich übers Tor. Das sichere 3:1 – vertan.

Bochum kassiert Ausgleich nach Freistoß von Sandhausen

Sandhausen blieb dran, Bochum fehlte oft der Zugriff, und Leitsch klärte einen Schuss von Aziz Bouhaddouz kurz vor der Linie per Kopf (28.), ehe erneut Ganvoula eine Osei-Tutu-Flanke aus fünf Metern nicht verwerten konnte (30.). Auch Janelt, der erst nach der Pause richtig ins Spiel fand, scheiterte, ehe es die kalte Dusche kurz vor der Pause gab.

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Nach einem Konter klärte Decarli per Grätsche, Leitsch schaltete zu spät, musste zum Foul greifen, sah Gelb. Freistoß Sandhausen aus zentraler Position, 20 Meter vor dem Tor. Bochums Mauer war auf Lücke gestellt, der Flachschuss von Biada rauschte flach unter den hoch springenden Bochumern hindurch ins linke Eck. Ausgleich – nicht unverdient.

Sandhausen defensiv wie ein Abstiegskandidat

Unverändert ging es nach der Pause weiter, und wie zu Beginn gab Bochum den Ton an. Der Lohn folgte erneut prompt. Nach schöner Kombination legte Janelt im Strafraum quer zu Blum, dem Mann des Tages. Der Linksaußen verwandelte sicher vor der Ostkurve, die das 3:2 für den VfL feierte (49.). Kurz darauf fast das 4:2, doch nach einer Art Flipper im Strafraum flog der Ball vom Bein des Sandhauseners Zhirov nur an den Pfosten (52.).

Der SVS, defensiv wie ein Abstiegskandidat, blieb also im Spiel, und in der Abwehrarbeit offenbarte auch der VfL weiterhin große Schwächen, Decarli klärte mit starker Grätsche in höchster Not (55.). Doch Bochum blieb dran, Osei-Tutu schnappte sich den Ball des schwachen Paquarada, zog davon und vollstreckte selbst souverän. 4:2.

Philip Türpitz sorgt für Frust beim VfL Bochum

Es folgte eine Unterbrechung an diesem historisch-skandalösen Bundesliga-Spieltag. Fans des VfL in der Ostkurve rollten Banner aus. „Ein Hurensohn wird beleidigt. Ganz Deutschland schockiert. Rassismus an der Tagesordnung nichts passiert“, stand darauf, Adressat war wie in Köln, Dortmund und Sinsheim der Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp sowie der DFB und die DFL in Gänze. Viele Fans des VfL reagierten, riefen „Ultras raus“, der Sicherheitsdienst zeigte Präsenz im Block, der Stadionsprecher bat darum, Schmähgesänge und Banner dieser Art zu unterlassen, und U21-Nationalspieler Vitaly Janelt schritt mit entsprechenden Aufforderungen zur Kurve. Die Banner wurden eingerollt, die meisten Fans sangen „Unsere Liebe, unsere Farben...“. Die Partie ging weiter.

Und der VfL wollte den Sack nicht ganz zumachen, Riemann parierte glänzend gegen den starken Biada (72.). Danny Blum holte sich dann seinen verdienten Applaus ab, für den dreimaligen Torschützen kam Milos Pantovic (79.). Und nachdem Losilla knapp die Entscheidung verpasst hatte, wurde es wieder spannend. Pantovic, gerade eingewechselt, verursachte einen Handelfmeter, Kevin Behrens knallte den Ball unter die Latte. Nur noch 4:3, 85. Minute. Der VfL wackelte, hatte Pech, als SVS-Torwart nach einem Foul an Robert Zulj nur Gelb statt Rot sah - und kassierte das 4:4. Anthony Losilla flog der Ball nach einem Kopfballabwehr von Robert Tesche an die Hand, es gab erneut Handelfmeter für den SVS, und Philip Türpitz sorgte für Frust beim VfL.

Die Aufstellungen

Bochum: Riemann - Gamboa, Decarli, Leitsch, Soares - Tesche - Losilla, Janelt - Osei-Tutu, Blum - Ganvoula. Trainer: Reis

Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada - Paurevic - Scheu, Taffertshofer - Biada - Bouhaddouz, Behrens. - Trainer: Koschinat

Schiedsrichter: Johann Pfeifer (Rodgau)

Zuschauer: 14.000

Die Live-Ticker zum Nachlesen:

Bochum - Sandhausen 4:4
St. Pauli - Osnabrück 3:1
Bielefeld - Wiesbaden 1:0