Bochum. Zum Ende der ersten Hälfte liegt der VfL Bochum knapp vor einem Abstiegsplatz. Das entspricht den Leistungen. Die Spieler in der Einzelkritik.

Den Abschluss des Jahres hatten sich Trainer, Spieler und Verantwortliche des VfL Bochum anders, vor allem besser vorgestellt. Mit einem mehr als enttäuschenden 2:3 gegen Jahn Regensburg endete das sportliche Jahr des VfL. Es war die erste Heimniederlage der Saison. Wobei das Spiel und das Ergebnis die Leistungen des Teams in den bisherigen 18 Zweitligaspielen widerspiegelt.

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Es gab indes nicht nur Enttäuschungen in den zurückliegenden Wochen und Monaten. In Anbetracht der Tabellensituation mit Platz 14 und nur drei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz aber überwiegen in dieser folgenden Einzelkritik die negativen Aspekte. Nahezu alle Akteure haben bei ihren Leistungen Luft nach oben. Die einen mehr. Die anderen weniger.

Dutt und Reis setzten 21 VfL-Bochum-Spieler ein

Neun Spieler des Kaders kamen in den ersten 18 Spielen der Saison gar nicht zum Einsatz. Die Torhüter Patrick Drewes und Paul Grave. Die Verteidiger Patrick Fabian, Maxwell Gyamfi, Stylianos Kokovas und Maxim Leitsch. Die Mittelfeldspieler Moritz Römling, Görkem Saglam und Jan Wellers. Bis auf Drewes und Fabian sind das vor allem die jüngeren Spieler im Team. Sie alle fallen komplett aus der Wertung. Ebenso wie Uli Bapoh, der vier mal eingewechselt wurde, sich aber dann in einem Trainingsspiel am Knie verletzte und für den Rest der Saison ausfällt.

Übrig geblieben sind die folgenden 21 Akteure. Von ihnen hat jeder mindestens fünf Partien bestritten. Mit Manuel Riemann und Danny Blum kamen lediglich zwei Akteure in alle 18 Spielen zum Einsatz. Riemann ist der einzige Akteur, der keine Minute verpasste.

Riemann bleibt die unumstrittene Nummer eins beim VfL Bochum

Manuel Riemann (18 Spiele): Riemann ist weiterhin die klare Nummer eins im Tor des VfL. Überzeugend sein Spiel in Eins-zu-Eins-Situationen und bei Elfmetern. Vier Elfmeter gab es gegen den VfL. Riemann hielt drei. Er bleibt ein Mann klarer Worte und kritisierte mehrfach die seiner Meinung nach fehlende richtige Einstellung einiger seiner Mitspieler.

“Elfmetertöter“: Manuel Riemann hielt drei von vier Elfmetern, die es gegen den VfL gab.
“Elfmetertöter“: Manuel Riemann hielt drei von vier Elfmetern, die es gegen den VfL gab. © firo Sportphoto/Marcel Engelbrecht

Der VfL-Bochum-Abwehr fehlt ein Chef

Armel Bella-Kotchap (8): Beim jüngsten Akteur im Team waren die Schwankungen in den Leistungen fast zwangsläufig am größten. Nach grobem Fehler gegen Wehen Wiesbaden wurde er früh ausgewechselt, fiel danach aus der Startelf. Mit guter Gesamtleistung im Pokalspiel gegen die Bayern. Er bestätigte, dass er ein Abwehrtalent ist. Nun muss er den nächsten Schritt machen.
Stefano Celozzi (5): Er sollte den Verein verlassen. Wäre Robin Dutt noch Trainer, wäre Celozzi vermutlich nun bei einem anderen Verein unter Vertrag. Half aus, als Cristian Gamboa als Rechtsverteidiger ausfiel. Routiniert, ballsicher aber das nötige Tempo fehlt ihm. Das war einer der Gründe, warum er den Verein verlassen sollte.
Danilo Soares (16): Der Linksverteidiger spielt eine gute Saison und wird wohl der nächste Leistungsträger sein, den der VfL wird ablösefrei wird ziehen lassen müssen. Abgeklärt in der Defensive, schnell, technisch stark und auch mit seinem ersten Tor für den VfL. Bildete zusammen mit Danny Blum die auffällige linke Seite des VfL.
Saulo Decarli (16): Der Schweizer wurde als Abwehrchef geholt. Diese Rolle füllte er nicht aus. Auch deshalb sucht VfL-Sportvorstand Sebastian Schindzielorz einen weiteren Innenverteidiger. Wobei Decarli in puncto Einsatz- und Laufbereitschaft wenig vorzuwerfen ist. Der Spielaufbau, der gerne über die Innenverteidiger läuft, gehört allerdings nicht zu seiner Kernkompetenz.

Saulo Decarli (l.) wurde geholt, um neuer Abwehrchef des VfL zu werden. Diese Rolle füllt er noch nicht aus.
Saulo Decarli (l.) wurde geholt, um neuer Abwehrchef des VfL zu werden. Diese Rolle füllt er noch nicht aus. © dpa | Guido Kirchner

Cristian Gamboa (11): Der Nationalspieler aus Costa Rica hat vor allem sehr schnell Deutsch gelernt und damit gezeigt, dass er ankommen und seine Aufgabe annehmen will. Er will viel, er kann viel, er ist aber trotz seines Alters, er ist in diesem Jahr 30 geworden, zu wechselhaft in seinen Darbietungen.
Simon Lorenz (15): Das Jahr beim TSV 1860 München hat dem Innenverteidiger gut getan. Er hat sich in seinen Leistungen halbwegs stabilisiert, allerdings nicht auf einem immer herausragenden Niveau. Genau wie Bella-Kotchap noch zu wechselhaft. Genau wie Decarli mit Schwächen im Spielaufbau.
Jordi Osei-Tutu (9): Geholt wurde der junge Engländer als Rechtsverteidiger. Lange Zeit sah es indes so aus, als hätte der VfL einen Außenbahnspieler verpflichtet. Er zeigte deutlich mehr im Spiel nach vorne als in der Defensive. Er litt klar erkennbar unter Anpassungsschwierigkeiten.

Zu wenig Torgefahr aus dem Mittelfeld des VfL Bochum

Thomas Eisfeld (5): Es war eine Hinrunde zum Vergessen für den Mittelfeldspieler. Hatte sich unter Robin Dutt in die Startelf gespielt. Dann kam der Saisonstart in Regensburg und danach hatte Eisfeld einen schweren Stand. Schaffte es nur noch zweimal in die Startelf, fehlte länger verletzt.
Vitaly Janelt (12): Bei der U21-Nationalmannschaft schaffte er den Durchbruch. Auch wenn seine Leistungen dort zuletzt schwächer waren. Verlor seinen Stammplatz an der Seite von Anthony Losilla an Robert Tesche und hat es aktuell schwer, wieder ins Team zu kommen. Muss sich über das Training anbieten – und über die U21.
Chung-Yong Lee (11): Der Südkoreaner fiel länger verletzt aus. Als er wieder spielen konnte, zeigte er sofort, dass er dem Team helfen kann. Clever in der Ballbehauptung, gut im Kombinationsspiel, allerdings ohne Durchschlagskraft vor dem Tor. Sein Vertrag läuft aus.
Antony Losilla (17): Den Vertrag mit dem Kapitän und Dauerläufer im Team haben die Verantwortlichen des VfL im Verlauf der Hinrunde verlängert. Er ist und bleibt unangefochtene Stammkraft. Stark mit drei Toren und damit der einzige Mittelfeldspieler des VfL, der überhaupt getroffen hat. Fehlendes Tempo kann er weiterhin zumeist mit gutem Stellungsspiel wettmachen.

Drei Tore erzielte Anthony Losilla. Er ist der einzige Mittelfeldspieler des VfL, der in der ersten Saisonhälfte traf.
Drei Tore erzielte Anthony Losilla. Er ist der einzige Mittelfeldspieler des VfL, der in der ersten Saisonhälfte traf. © FFS | Kreikenbohm

Sebastian Maier (9): Nachdem er in der Vorsaison überwiegend verletzt ausfiel, wollte er in dieser Saison durchstarten. Bekam das Vertrauen der Trainer Dutt und Reis, konnte aber das Team nicht immer wie erhofft mitreißen und führen. Fehlte zuletzt verletzt und hofft darauf in der zweiten Saisonhälfte durchzustarten.
Robert Tesche (9): Als es gegen die Bayern im DFB-Pokal ging, nahm die erste Saisonhälfte für den Routinier im defensiven Mittelfeld eine halbwegs versöhnliche Wende. Ist seitdem Stammkraft und würde gerne beim VfL bleiben. Ihm fehlt es allerdings genau wie Losilla etwas an Tempo, zudem an Tor-Gefahr. Im vergangenen Jahr erzielte er immerhin drei Treffer.

Ganvoula überzeugt als Torschütze und Vorbereiter beim VfL Bochum

Danny Blum (18): Er ist neben Manuel Riemann der einzige Akteur, der in allen Spielen zum Einsatz kam. Er gefiel mit Tempo und Torgefahr und seinem Blick für den Nebenmann. Er erzielte sechs Tore selbst, bereitete acht vor. Das sind gute Werte. Auch deshalb gehört er zu den positiven Überraschungen des VfL in der ersten Saisonhälfte.
Silvere Ganvoula (16): Der körperlich präsente Stürmer bestätigte, warum ihn die VfL-Verantwortlichen fest verpflichten wollten. War in der Vorsaison ausgeliehen und hinter Lukas Hinterseer zweiter Mann im Angriff. Jetzt ist er im Sturmzentrum gesetzt und als Kopfballspieler bei gegnerischen Standards fast unersetzlich. Bester Torschütze und zweitbester Vorbereiter des VfL. Wird inzwischen mit Erstligisten in Verbindung gebracht.
Milos Pantovic (11): Er musste nach dem Wechsel von Robin Dutt auf Thomas Reis lange auf seine Chance warten. Machte dann ein gutes Spiel, ist aber weiterhin ohne Tor. Für einen Angreifer bringt das keine gute Note auf dem Halbjahreszeugnis. Auch wenn er läuferisch überzeugte.

Danny Blum (r.) überzeugte als Torschütze und Vorbereiter.
Danny Blum (r.) überzeugte als Torschütze und Vorbereiter. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Tom Weilandt (10): In der Vorsaison mit neun Toren hinter Lukas Hinterseer zweitbester VfL-Angreifer. Inzwischen, auch aufgrund einiger Verletzungen, nur Einwechselspieler und selten torgefährlich. Auch für ihn kann es in der zweiten Saisonhälfte eigentlich nur besser laufen.
Manuel Wintzheimer (10): Bei zwei Startelfeinsätzen traf er zweimal. Bei seinem dritten Startelfeinsatz im Spiel gegen Regensburg riss die kleine Serie zum Rückrundenstart. Belebendes Element, wenn er eingewechselt wurde. Ist vom Hamburger SV allerdings nur ausgeliehen.
Simon Zoller (15): Die Position auf der rechten Außenbahn wird nicht seine Lieblingsposition. Aber der Stürmer, im Winter des vergangenen Jahres vom 1. FC Köln zum VfL gewechselt, nimmt seine Aufgabe an. Ist mit vier Toren drittbester Angreifer des VfL und inzwischen mit drei Vorbereitungen drittbester Spieler des VfL. Hat aber, genau wie die gesamte Mannschaft, noch Luft nach oben.