Bochum. Gegen Bayern ist Torjäger Ganvoula dabei, im Ligaspiel gegen Nürnberg wird er dem VfL Bochum fehlen. Trainer Reis ist in der Krise gefordert.
Silvere Ganvoula wird dem VfL Bochum fehlen, wenn es nach dem Pokalspiel gegen den FC Bayern München an diesem Dienstag (20 Uhr/live bei Sport1) wieder ernst und wirklich wichtig wird für seine Mannschaft. Am Montag, 4. November, geht es gegen den 1. FC Nürnberg weiter, dann gibt es die nächste Chance auf den ersten Heimsieg der Saison. Ohne Torjäger Ganvoula, der sich in Kiel seine fünfte Gelbe Karte abholte und damit gesperrt ist für das Zweitliga-Duell gegen die Franken, die nach dem 1:1 gegen Jahn Regensburg ihren Ansprüchen ebenfalls hinterher hinken.
Fehlender Biss ist kaum zu erklären
Doch während die Nürnberger Probleme haben, den Anschluss beim Ziel Aufstieg zu halten, steckt Bochum tief im Abstiegskampf - und offenbar haben das viele Profis noch nicht realisiert. Anders ist die lasche Gangart, der fehlende Biss in den Zweikämpfen bei der Pleite in Kiel kaum zu erklären. Thomas Reis ist gefordert, in seiner ersten Krise als Trainer eines Profiteams durchzugreifen. Dass die Grundtugenden wie Einsatzwillen, Zweikampfhärte wieder „erkennbar werden“, sagte Reis selbst, „da bin ich gefordert.“
Nur: Welche Alternativen gibt der Kader her? Viel Handlungsspielraum hat Thomas Reis nach den bisherigen Erfahrungen nicht.
Typen wie Riemann fehlen dem VfL
Im Tor kann man Manuel Riemann sportlich zuletzt wenig vorwerfen. Der Keeper ist auch einer der wenigen, die seine Vorderleute pushen, auch im Training. Dass er dabei den Bogen schon mal überspannt, ist die eine Sache. Im Grundsatz aber fehlen dem VfL Typen wie Riemann, der Niederlagen nur schwer verdauen kann. Bei manch anderen hat man dieses Gefühl nicht.
Kaum Alternativen in der Viererkette
In der Viererkette ist derzeit nicht viel möglich. Der erst 17-jährige Armel Bella-Kotchap, bei seinen Einsätzen zu Saisonbeginn ein Schwachpunkt, ist die einzige Alternative für die wackelige Innenverteidigung um den maximal soliden Saulo Decarli und den unsicheren Simon Lorenz. Maxim Leitsch hat seit über einem Jahr kein Pflichtspiel mehr bestritten, trainierte zuletzt nicht mit der Mannschaft. Patrick Fabian steigt nach seiner OP erst in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. Ist Fabian fit, wäre er in der jetzigen Situation durchaus mehr als einen Gedanken wert: Aktuell sind Erfahrung, Führungsstärke und Leidenschaft mehr gefragt als Tempo.
Links gibt es kein Pendant zu Danilo Soares, der in Kiel auch einen schwarzen Tag erwischt hatte, in etlichen Saisonspielen zuvor aber zu Bochums Besten zählte. Rechts verteidigt jetzt wieder Stefano Celozzi - Cristian Gamboa hat sich eine Muskelverletzung zugezogen, und über die Fehleinschätzung von Jordi Osei-Tutu, der mit seinem Tempo vielleicht weiter vorne etwas bewirken könnte, ist längst alles gesagt.
Ein Losilla allein reicht nicht im Zentrum
Im Mittelfeldzentrum ackert und rackert Anthony Losilla allein auf weiter Flur. Vitaly Janelt hatte in den letzten Partien abgebaut. Ihn aus der Startelf zu nehmen in Kiel und dafür auf den erneut enttäuschenden Thomas Eisfeld zu setzen, war dennoch keine gute Idee von Trainer Reis.
Eine Alternative wäre noch Robert Tesche, der in der Rückrunde 2017/18 mit Losilla an seiner Seite den Karren mit aus dem Dreck gezogen hatte. Noch ein Routinier also, der ebenso wie Celozzi und Fabian sowie dem mittlerweile in Australien aktiven Tim Hoogland eigentlich keine größere Rolle mehr spielen sollte. Das sagt viel aus über den gescheiterten Umbruch.
Offensive bleibt defensiv vieles schuldig
Und trotz der 20 erzielten Tore bleibt auch die Offensive vieles schuldig - vor allem im Zweikampf-, im Defensivverhalten. In Kiel enttäuschten Sebastian Maier, Tom Weilandt und diesmal auch Danny Blum auf ganzer Linie. Milos Pantovic fehlt die Konstanz, Simon Zoller blieb gegen Karlsruhe vieles schuldig. Bliebe Chung-Yong Lee, der in Kiel nach über zweimonatiger Verletzungspause eingewechselt wurde. Denkbar, dass Lee, auch ein Routinier, gegen die Bayern schon von Beginn an mitwirkt.
Wintzheimer bekommt seine Chance von Beginn an
Ganz vorne wird wohl Manuel Wintzheimer gegen Nürnberg beginnen, Ganvoula fehlt dann ja. Denkbar auch, dass die 20-jährige Leihgabe aus Hamburg gegen Bayern loslegt, an Einsatzwillen mangelt es ihm jedenfalls nicht. Mit Ganvoula im Zentrum des Sturms und Lee, Wintzheimer, Blum dahinter könnte Bochum versuchen, sich gegen die Übermacht zu stemmen.
Im Winter müssen Neuzugänge das Team verstärken
Und im Winter, so viel scheint jetzt schon klar zu sein, müssen Neuzugänge her, die Abstiegskampf verstehen, die sofort weiterhelfen: Der Absturz in die 3. Liga käme dem VfL teurer als die nach einem Drittel der Saison unübersehbar erforderlichen Transferausgaben.