Kiel/Bochum. Der FC Bayern München kommt am Dienstag ins Ruhrstadion. Doch nur ein Bochumer darf sich wirklich freuen auf die Pokal-Partie.

Der FC Bayern gibt sich am Dienstag in Bochum die Ehre, doch von Vorfreude auf das Pokalspiel der 2. Runde (20 Uhr/live bei Sport1) ist beim Zweitligisten VfL nichts zu spüren. „Das Spiel am Dienstag kommt zu keinem guten Zeitpunkt für uns“, sagte Trainer Thomas Reis nach dem erschreckend schwachen Auftritt in Kiel, nach seiner ersten Niederlage im sechsten Spiel als Coach des VfL.

Das Hauptaugenmerk, so Reis, müsse auf der Liga liegen - und mit dieser Einstellung unterscheidet er sich offenbar von zu vielen Spielern seines Teams. Manuel Riemann, der Torwart des Tabellensechzehnten und in Kiel mit Abstand Bochums Bester, sprach Klartext: „Wir sind nicht im Abstiegskampf, wir sind im Existenzkampf. Wer das jetzt noch nicht verstanden hat, der sollte zu Hause bleiben.“

Nur der ganz zu den Fans blieb übrig von der Kabinenausssprache

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Ein paar Tage vor dem Auftritt beim Abstiegskonkurrenten, der dem VfL in jeder Hinsicht überlegen war, hatte die Mannschaft in der Kabine „Tacheles“ geredet. Nach dem 1:2 in Kiel stellten sich die Spieler den aufgebrachten Anhängern, minutenlang diskutierten sie und ließen sich beschimpfen, manch einer schmiss sein Trikot auf die Tribüne, all das war „eine Geste der Entschuldigung“, sagte Rechtsverteidiger Stefano Celozzi. „Das ist das Mindeste, was wir tun können.“ Sich gemeinsam den Anhängern zu stellen, war aber auch das einzige erkennbare Ergebnis, das übrig geblieben war von der Kabinen-Aussprache.

Ratlosigkeit in Bochum

Die Innenverteidiger Saulo Decarli und Simon Lorenz nach dem 1:2 vor der Bochumer Fankurve in Kiel.
Die Innenverteidiger Saulo Decarli und Simon Lorenz nach dem 1:2 vor der Bochumer Fankurve in Kiel. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Selim Sudheimer

Denn „die Wahrheit liegt immer auf dem Platz“, stellte Reis konsterniert fest. Wie schon beim ernüchternden 3:3 gegen Karlsruhe hatte seine Mannschaft den Beginn der ersten und zweiten Halbzeit komplett verschlafen, und viel besser lief es in der restlichen Spielzeit auch nicht. Hauptgrund war die mangelnde Bereitschaft etlicher Profis, aggressiv in die Zweikämpfe zu gehen. Reis’ Worte klingen wie ein Offenbarungseid: „Wir haben leider die Zweikämpfe nicht so bestritten, um in der 2. Liga zu bestehen.“

Kein Feuer im Team, keine Einheit

Es ist kein Feuer im Team, die Mannschaft bildet keine Einheit, viele Spieler sind mehr mit sich selbst als mit dem Kampf auf dem Platz beschäftigt. Der vom schwer in der Kritik stehenden Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz zusammen gestellte Kader passt hinten und vorne nicht zusammen, bereits nach vier Spieltagen gab es die Trennung von Ex-Trainer Robin Dutt, und ein Hoffnungsträger ist nicht in Sicht: Alle potenziellen Stammspieler waren in Kiel dabei. Der groß angekündigte Umbruch in Bochum, er ist schon nach einem Drittel der Saison gescheitert.

Nur ein Bochumer darf sich auf die Pokal-Partie freuen

Die Defensive ist, nicht erst in Kiel war das zu sehen, überfordert, 24 Gegentore in elf Partien sind die nackten Zahlen dazu. Und in der Offensive tauchen für Zweitliga-Verhältnisse durchaus beschlagene Spieler wie Sebastian Maier und Tom Weilandt regelmäßig ab, wenn es hart auf hart kommt.

Jetzt geht es gegen den Rekordmeister im Pokal, im ausverkauften Ruhrstadion. Der wohl einzige Bochumer, der sich richtig freuen darf auf diese Partie, ist Leon Goretzka – und der trägt längst das Trikot des FC Bayern.