Bochum. Selbstbewusst und souverän hat sich Thomas Reis als neuer Trainer des VfL Bochum vorgestellt. Stefano Celozzi darf auf eine neue Chance hoffen.
Weiße Turnschuhe, blaue Jeans, schwarzer VfL-Bochum-Kapuzenpulli und ein Lächeln im Gesicht: Als Thomas Reis im Mediencenter die Bühne des Zweitligisten betritt, vermittelt der neue Trainer des VfL Bochum das, was neue Trainer oft vermitteln. Ein bisschen Aufbruchstimmung, ein bisschen Demut vor der Aufgabe, ein bisschen Lockerheit in ernster Lage, viel Selbstvertrauen – und klare Ansagen. „Jetzt ist es meine Aufgabe, die Pessimisten zu Optimisten zu machen“, sagt der 45-Jährige. Er hat einen Vertrag bis Juni 2021 unterschrieben.
Der VfL, in die Saison gestartet, um die Großen der 2. Liga zu ärgern, ist nach fünf Spieltagen noch sieglos. Tabellenvorletzter. Thomas Reis hat für seine Premiere als Trainer einer Profimannschaft kein leichtes Amt übernommen von Robin Dutt, von dem sich der Verein vor zwei Wochen getrennt hatte. Einerseits.
Schindzielorz spricht von der „absoluten Wunschlösung“
Andererseits kehrt er in seine Wahlheimat zurück, zu seinem Verein, wie er betont, für den der gebürtige Wertheimer als Spieler, Nachwuchs- und Co-Trainer bereits 15 Jahre zur Stelle war, ehe er von 2016 bis zum Ende vergangener Woche als U19-Trainer des VfL Wolfsburg gearbeitet hat. Von einem „Traum“, auf den er hingearbeitet habe, spricht Reis, von einer „wundervollen Aufgabe“, und Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz erklärt den neuen Chef der Profis zur „absoluten Wunschlösung“. Mit keinem anderen Trainer habe man gesprochen. Auch, weil Reis den Verein, manche Spieler, viele Mitarbeiter, das Talentwerk bestens kennt.
Auch interessant
Seinen ersten Auftritt meistert der Fußball-Lehrer souverän und selbstbewusst. „Ich bin kein Feuerwehrmann“, sagt er und ergänzt nach seinen ersten 90 Trainingsminuten mit seiner Mannschaft: „Ich bin nun lange genug auf der Weide gewesen.“ Er habe sich also ausreichend als Trainer von Nachwuchsteams profiliert. Reis: „Ich habe gezeigt, dass ich eine Mannschaft und junge Spieler weiter entwickeln kann.“ Er sei ein offener, kommunikativer Typ, der jeden Spieler mitnehmen will – und der vollen Einsatz erwartet. Auf Respekt, Disziplin und Loyalität lege er Wert. „Das lebe ich vor, dann kann ich es auch von meinen Spielern verlangen.“
Ex-Kapitän Celozzi darf auf eine neue Chance hoffen
Die Karten werden neu gemischt in der Mannschaft, wie üblich nach einem Trainerwechsel. Stefano Celozzi wird es besonders freuen. Der von Dutt und Schindzielorz nach der vergangenen Saison sportlich aussortierte Ex-Kapitän, der bis dato ohne Einsatzchancen weiter mit der Mannschaft trainiert hat, erhält eine neue Chance. „Generell möchte ich sportliche Dinge darüber entscheiden lassen, wer in der Startaufstellung steht“, erklärt Reis, und Schindzielorz verweist darauf, dass unter einem neuen Trainer die sportliche Situation der Spieler „neu sortiert“ werde.
Die Mannschaft soll mehr agieren als reagieren
Taktisch soll und will Reis die Philosophie des Vereins fortführen: Mehr agieren als reagieren solle sein Team, „mit Disziplin, Ordnung und einem gewissen Mut nach vorne“ spielen. Letztlich wolle er den „VfL wieder dahin führen, wo er hingehört“: weiter nach oben. Das könne er aber keineswegs alleine. Die Mannschaft müsse ihm schon folgen. Und auf die Anhänger sei ohnehin Verlass: „Von den VfL-Fans muss ich mir nichts wünschen. Weil ich weiß, dass sie mit viel Herzblut dabei sind.“
Vom Aufstieg, dem Traum der Anhänger, spricht Reis nicht, sondern lieber von „kleinen Schritten“ auf dem Weg in eine erfolgreichere Zukunft. Dass ein Heimsieg zum Auftakt dabei hilft, versteht sich von selbst: Am Sonntag empfängt der VfL Dynamo Dresden.