Bochum. Der VfL Bochum hat nach einem verkorksten Zweitliga-Start Trainer Robin Dutt beurlaubt. Ein Nachfolge-Kandidat soll Hannes Wolf sein.
Eng und vertrauensvoll haben sie 18 Monate zusammengearbeitet, der Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz und der Trainer Robin Dutt. Diese Fußball-Ehe hat am Montag ein jähes Ende gefunden: Zweitligist VfL Bochum hat Trainer Dutt beurlaubt, der öffentlich selbst in der Kritik stehende Manager Schindzielorz muss einen neuen Trainer suchen. Vorerst übernehmen die Co-Trainer Heiko Butscher und Oliver Barth.
Drei Tage, viele Stunden lang tagten Geschäftsführung und Präsidium, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen. Dabei hatte Dutt selbst die Steilvorlage geliefert: Der Trainer spielte nach dem 3:3 gegen den SV Wehen Wiesbaden öffentlich mit Rücktrittsgedanken. „Ich will nicht rumeiern, bis das übliche Szenario eintritt“, sagte er nach dem verkorksten Saisonstart mit nur zwei Punkten aus vier Partien.
Damit überrumpelte Dutt die völlig überraschte Vereinsspitze. Auch sein engster Vertrauter im Klub, Sebastian Schindzielorz, ahnte nichts von diesen Gedanken, sagte der Manager am Montag auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. „Weil sich Robin Dutt öffentlich selbst in Frage gestellt hat, sahen wir uns gezwungen, die Reißleine zu ziehen“, erklärte Schindzielorz den Kerngrund. Mit seinem Weckruf, wie Dutt seine Selbstzweifel verstanden haben will, zerstörte er eher das bis dahin weitgehend ungestörte Vertrauensverhältnis zwischen Klub und Trainer.
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Kein Fortschritt, keine Einheit
Zudem ist die Bilanz im Jahr 2019 nach Dutts erfolgreichem VfL-Debüt-Jahr 2018 verheerend: vier Siege, sieben Remis, neun Niederlagen, kein Auswärtssieg, dazu die Fast-Blamage im Pokal beim Fünftligisten KSV Baunatal (3:2). Es gibt keinen Fortschritt, eine Einheit des Teams und eine klare Struktur sind nicht erkennbar. Die Mannschaft, erklärte der Verein, „wäre dem Trainer nach den Vorgängen nicht mehr weiterhin vorbehaltlos gefolgt“, daher sei „ein neuer Impuls“ nötig.
Dutt sieht das anders, er wollte weitermachen, ließ er am Montag nach seiner Beurlaubung via Instagram wissen. Tags zuvor hatte er sich noch auf einem guten Weg gefühlt. Nach „konstruktiven Gesprächen“ mit Präsident Hans-Peter Villis und dessen Stellvertreter Martin Kree, mit den Geschäftsführern Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz flog er nach Informationen dieser Redaktion am Sonntag zurück nach Stuttgart, in Absprache mit dem Verein. Kaum gelandet, erhielt er den Anruf von Hans-Peter Villis, am Montagvormittag vor dem gesamten Präsidium zu erscheinen. Für dieses Treffen, teilte der Verein mit, „stand er nicht zur Verfügung“.
Dutt zeigte sein Unverständnis via Instagram. Er lobte ausdrücklich die Unterstützung der Fans in den letzten 48 Stunden und kritisierte die Art und Weise seines Rauswurfs. Er habe „Vorschläge für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit gemacht. Die Antwort darauf blieb aber bis zur mir gegenüber nicht begründeten Freistellung heute Nachmittag aus“, so Dutt.
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Es ist – mal wieder – keine Trennung in Frieden beim VfL Bochum.
Zu Dutts Vorschlägen soll gehört haben, Manuel Riemann abzustrafen. Der Torwart hatte nach dem 3:3 dem Trainer indirekt vorgeworfen, das Team nicht im Griff zu haben. Zudem erklärte Riemann, dass er mit Anthony Losilla die Mannschaft vor der zweiten Halbzeit taktisch eingestellt habe. Eine Bloßstellung des Trainers – Schindzielorz kündigte ein Gespräch mit Riemann an.
Zur Ruhe kommt der VfL so schnell nicht.
Zumal das Kernproblem längst nicht gelöst ist: Auf vielen Positionen genügt das Team nicht den ambitionierten Ansprüchen des Vereins. Welches Profil der neue Trainer mitbringen müsse, konnte Schindzielorz noch nicht sagen. Ein „gewisses Standing“ soll er nach Informationen dieser Zeitung mitbringen: Einen unerfahrenen Trainer sucht der Verein nicht.
Laut Bild soll als Dutts Nachfolger der frühere HSV-Trainer und gebürtige Bochumer Hannes Wolf (38) sein. Beim Auswärtsspiel in Stuttgart am Montag dürften noch die Ex-Profis Heiko Butscher und Oliver Barth das Team betreuen.