Bochum. Robin Dutt vom VfL Bochum wird als Mensch geschätzt. Als Trainer häufen sich die Fehler. Die Zeichen stehen auf Trennung. Ein Kommentar.

Von einem langfristig angelegten Plan war immer und überall die Rede, gemeinsam wolle man diesen gehen, Rückschläge inbegriffen, sagte Robin Dutt noch am Tag vor dem Schicksals-Spiel gegen Wehen Wiesbaden und beschwor die Einheit mit Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz.

Dieser gemeinsame Weg könnte am Montag enden: Schindzielorz bleibt. Dutt geht. Alles andere wäre eine Überraschung.

Einfluss auf Teile des Teams verloren

Robin Dutt hat den Einfluss auf Teile des Teams verloren, zählte sich nach der Partie gegen Wiesbaden öffentlich selbst an. Damit lieferte er die Steilvorlage für eine Trennung. Die steht vorerst nur im Raum: Präsidium und Geschäftsführung tagten bis 21 Uhr, „ergebnisoffen“ ging man auseinander, hieß es vom VfL. Am Montag werde eine Entscheidung fallen.

Doch Dutt hat sich längst selbst ins Abseits manövriert: So viel Schwäche gegenüber des Teams darf ein Profi-Trainer nicht zeigen.

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Robin Dutt ehrt es ja, die Verantwortung für die frühe Krise beim VfL zu übernehmen. Der intelligente 54-Jährige ist ehrlich, kommunikativ, höflich. Das kommt an. Bei den Anhängern, beim Verein.

Dabei erweckte er allerdings zusehends den Eindruck in den letzten Monaten, mit der Entwicklung im Profifußball immer weniger anfangen zu können. Als Mensch kann man Robin Dutt nichts vorwerfen. Im Gegenteil.

Als Trainer häufen sich die Fehler

Als Trainer häuften sich in diesem Jahr die Fehler. Jetzt hat er offenbar seine Autorität bei Teilen der Mannschaft verloren.

Nach seiner erfolgreichen Rettungs-Mission 2018 mit klaren Strukturen begann Dutt Anfang des Jahres 2019, den Kader umzubauen. Neue Hierarchien sollten entwickelt werden, mehr Tempo, mehr Leidenschaft einkehren. Davon ist nichts zu erkennen. Im Gegenteil: Die Mannschaft wirkt verunsichert, ohne Struktur. Es gibt keine Einheit, keine klare Hierarchie.

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Es war ein Kardinalfehler von Dutt und Manager Schindzielorz, Ex-Kapitän Stefano Celozzi und Tim Hoogland sportlich vor die Tür zu setzen trotz laufenden Vertrages. Wer so handelt, muss bessere Alternativen haben. Diese sind nicht in Sicht. Saulo Decarli zeigte bisher mehr Schatten als Licht. Und der als Rechtsverteidiger geholte Jordi Osei-Tutu entpuppt sich als Rechtsaußen. Hinten rechts spielen mal Innenverteidiger, mal Offensivkräfte. Und Celozzi, wie bis vor kurzem auch Hoogland, trainiert immer noch mit der Mannschaft. Das kann nur gut gehen, wenn Ergebnisse und Leistungen stimmen.

Sie stimmen nicht.

Vorbereitung: System funktioniert nicht

In der Vorbereitung setzte Robin Dutt auf ein neues System mit einem Sechser. Der Plan ging in Regensburg derart schief, dass er zurückruderte. Die Jüngeren, erklärte Manuel Riemann sinngemäß, lassen sich nichts sagen von den Erfahreneren, nicht alle geben im Training alles. Aber der Trainer, und nur so sind die Ausführungen des Torwart zu deuten, griff nicht energisch durch, und die Taktik (lange Bälle) für die zweite Halbzeit gegen Wiesbaden legten Kapitän Anthony Losilla und Manuel Riemann fest.

Robin Dutt hatte offenbar die Kabinenhoheit verloren. Beim Pokalspiel in Baunatal übernahm Sebastian Schindzielorz die emotionale Halbzeitansprache, gegen Wiesbaden ebenso. Dutt schwieg weitgehend.

Schindzielorz bleibt, rückt aber verstärkt in den Fokus

In die Kritik gerät aber zunehmend auch Sebastian Schindzielorz, der den Kader im Kern zu verantworten hat. Die Vereinsspitze steht noch zu ihm. Doch der Manager rückt nun verstärkt in den Fokus: In den nächsten Wochen muss sein Team liefern. Vermutlich mit einem neuen Trainer.