Bochum. Zweitligist VfL Bochum hat am Sonntag den Fall Dutt diskutiert. Eine Entscheidung, wie es mit dem Trainer weitergeht, fällt erst am Montag.

In den sozialen Medien formierten sich schnell die Gruppierungen. Pro Robin Dutt hier. Contra Robin Dutt dort. Der Trainer des Zweitligisten VfL Bochum hat sich nach dem wilden 3:3 (0:3) des VfL gegen den SV Wehen Wiesbaden öffentlich selbst in Frage gestellt. Eine Entscheidung, ob Dutt weitermacht beim VfL oder nicht, wurde nach mehrstündigen Beratungen am Sonntagabend auf Montag vertagt.

Am Sonntagmorgen leitete Robin Dutt das Training der Reservespieler des VfL, wortlos ging er zur Kabine, stundenlange Krisengespräche der Vereinsspitze mit Geschäftsführung und Präsidium folgten. Die Klub-Bosse waren tags zuvor völlig überrascht worden von Robin Dutt, der vor 18 Monaten beim VfL angekommen war, ihn mit ruhigem Auftritt damals aus der Krise führte – und jetzt an sich selbst zweifelt.

Schindzielorz hält Pausenansprache beim VfL Bochum

„Es hilft nichts, mit einem angezählten Trainer weiterzumachen“, sagte der emotional aufgewühlte Dutt am Samstagnachmittag. Und der 54-Jährige legte nach: „Ich muss nicht warten, bis alle auf die Barrikaden gehen. Ich will nicht rumeiern, bis das übliche Szenario losgeht.“

Teile seiner Mannschaft hatte er zu diesem Zeitpunkt verloren. In der Pause hatte nicht Dutt, sondern Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz an die Ehre der Profis appelliert, die nach einer konfusen Vorstellung mit 0:3 zurücklagen. Die Taktik für die zweite Hälfte legten Torwart Manuel Riemann und Kapitän Anthony Losilla fest. Dutt schwieg weitgehend, sagte in der Halbzeit nur: „Mein Schicksal liegt in euren Händen.“

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Dutt greift offenbar auch nicht durch, wenn im Training nicht alle mitziehen. Manuel Riemann gab Einblicke ins Innenleben des Teams: „Man sieht in der Woche schon Dinge, über die man dann mal drüber hinweg guckt. Wenn dann erfahrene Spieler was sagen und zurückgemeckert wird, und dann sehe ich die Leistung da draußen, da könnte ich kotzen“, schimpfte der Torwart.

Dutt, stets offen, ehrlich und höflich im Umgang und als Mensch bei vielen Anhängern und im Verein geschätzt, hat Teile seiner Mannschaft offenbar nicht mehr im Griff. Neben ihm rückt Sebastian Schindzielorz verstärkt in die Kritik. Der Sport-Geschäftsführer und Dutt haben stets von einem gemeinsamen, langfristigen Plan gesprochen, sie schätzen sich, sie arbeiten eng zusammen. Den Kader hat vor allem der Manager zu verantworten. Schindzielorz genießt aber weiterhin die volle Rückendeckung des Präsidiums.

Dutt kam kurz nach dem Aufstieg von Schindzielorz zum Sportvorstand im Februar 2018 zum VfL und führte den Verein aus einer tiefen Krise. Nach dem Klassenerhalt und einer akzeptablen Hinrunde aber setzte Anfang des Jahres 2019 eine Talfahrt ein. Dutt und Schindzielorz reagierten mit einem Umbau: Jünger, schneller, leidenschaftlicher sollte das Team auftreten. Die langjährigen Routiniers Tim Hoogland und Stefano Celozzi wurden trotz laufender Verträge aussortiert, Hoogland wechselte erst vor zwei Wochen nach Melbourne, Celozzi trainiert weiterhin mit der Mannschaft.

Von „Fehleinschätzungen“ sprach Dutt, diese war wohl seine größte: Denn für beide Ex-Führungsspieler gibt es bis heute keinen adäquaten Ersatz. Von einer neuen Hierarchie, gar einer Einheit im Team ist nichts zu spüren. Mit erst zwei Punkten steht Bochum auf Platz 16.